„ASTRONAUT FARMER“ von Michael Polish (Co-B+R; USA 2007; B: Mark Polish; 104 Minuten; Start D: 27.12.2007) ; ist eine für schätzungsweise 13 Millionen Dollar hergestellte amerikanische Produktion aus dem Vorjahr und zählt zu den schönsten Überraschungen der letzten Film-Zeit. Zunächst einmal: Die filmenden Zwillings-Brüder MICHAEL POLISH und MARK POLISH sind hierzulande ebenso kaum bekannt wie ihre bisherigen (Independent-)Movies „Twin Falls Idaho“ (1999) und „Northfork“ (2002/mit Nick Nolte/James Woods/Daryl Hannah/der Eröffnungsfilm beim Sundance Filmfestival im Januar 2003). Hier erzählen sie von einem Träumer. Charles Farmer.
Der ehemalige NASA-Astronaut ist Vater dreier Kinder und lebt auf einer weitläufigen Ranch tief im Süden der USA. Hier möchte er sich seinen Traum erfüllen: Er will in den Weltraum, möchte die Erde umrunden/sie „von oben“ einmal sehen. Dafür verschuldet er sich massiv und baut sich in seiner Scheune eine gewaltige Rakete. Während ihn seine Familie liebevoll wie bedingungslos unterstützt, halten ihn „die Anderen“ für komplett überkandidelt/verrückt. Als er sich den vielen Treibstoff für sein Weltraumfahrzeug besorgen will, beginnen sich „die Behörden“, darunter das FBI, für ihn „zu interessieren. Und: Die Medien werden hellhörig. Charles Farmer („Die sind darin geübt, Menschen umzubringen, die Träume haben“) wird zur „allgemeinen Gefahr/Bedrohung“. Doch Farmer lässt sich nicht `runterkriegen. Obwohl die Möglichkeiten „immer enger“ werden, der Druck „auf den Spinner“ immer größere Ausmaße annimmt, denn nun will die Bank das Gelände pfänden lassen, während man die Familie auseinanderzudriften versucht.
„The Astronaut Farmer“ ist einer dieser wunderbaren Außenseiterfilme, bei denen man aus dem STAUNEN gar nicht herauskommt. Wie selbstverständlich, konsequent und dabei absolut augenzwinkernd-glaubwürdig wird das Märchen von einem Menschen erzählt, der sich UNBEDINGT/unter allen Umständen/gegen jedweden Verstand und gegen alle Regeln SEINEN faszinierenden TRAUM zu erfüllen gedenkt. Dabei hat dieser mit dem „American dream“ („Vom Tellerwäscher zum Millionär“) herzlich wenig zu tun und ist deshalb WELTWEIT begreifbar/verständlich. Und weil es die Polish-Brüder so unglaublich wie brillant verstehen, dies als „völlig normal“ darzustellen, ohne Dümmlichkeit, Arroganz, Quatschmacherei, indem sie also ihren „Verrückten“ und seine Familie sensibel wie ernst porträtieren, wird man hellhörig, bleibt gerne „dran“, ist angetan von so viel schöner Versponnenheit und dem überzeugenden Glauben an die eigene Macht/die eigene Kraft der Träume. Man wird also hier liebevoll wie intelligent auf die ANGENEHMSTE ART phantastisch unterhalten.
Natürlich auch, weil das Darsteller-Ensemble – u.a. mit den charmanten Michael-Polish-Töchtern Logan und Jasper sowie mit Alt-Star BRUCE DERN („Familiengrab“/der letzte Hitchcock) – prima funktioniert und der Hauptakteur einmal mehr glänzt: Es ist „Oscar“-Preisträger BILLY BOB THORNTON („Sling Blade“), der sich in diesen herrlichen Stur kopf wunderbar einliest und ihn mit spannender Würde nachvollziehbar vorstellt/agieren lässt. Zudem: Die elegant-unaufdringliche Photographie von Kamera-As M. DAVID MULLEN sowie die angenehm-„passende“ Musik-Begleitung von STUART MATTHEWMAN sorgen für eine fein-leise, lakonisch- atmosphärische Dauer-Stimmung. Und: Sogar Superstar BRUCE WILLIS gibt sich hier – ungenannt – als NASA-Kumpel die Ehre. Er verstand seine Auftritte als Freundschaftsdienst und spielte daher ohne Gage. Dies verstößt zwar gegen die Vorschriften der US-Schauspielergewerkschaft, doch ohne Credit gibt es auch keine Klage. (Auf diese Weise hatte Willis übrigens auch schon in Quentin Tarantinos „Four Rooms“ einst mitgemacht).
Obwohl Weihnachten vorbei ist, ist „The Astronaut Farmer“ im Grunde d e r ideale Film zum (Nach-)Fest: Verträumt, lakonisch, überraschend und bisweilen von frechem Anarcho-Humor. Ein Prima-Film-Spaß, der bald schon KULT-Status/-Charakter bekommen/haben wird, und den man sich deshalb HEUTE-schon UNBEDINGT auf der GROSSen Leinwand gönnen sollte (= 4 ½ PÖNIs).