ARMORED

PÖNIs: (4/5)

„ARMORED“ von Nimród Antal (USA 2009; B: James V. Simpson; K: Andrzej Sekula; M: John Murphy; 88 Minuten; deutscher Kino-Start: 04.02.2010); wörtlich übersetzt „Gepanzert“. Gemeint sind: „Panzerfahrzeuge“ bzw., wie hier, „GELDTRANSPORTER“.

Der ungarisch-stämmige amerikanische Regisseur hatte soeben mit „Predators“ seinen 4. Spielfilm im Kino (s. Kino-KRITIK). Dies hier ist sein Vorläufer. Es ist ein Genrefilm, wie er früher Kino-üblich war, heute aber dort die Unterhaltungsausnahme ist. Will man ihn schubladenmäßig eintüten, muss man an die Anfänge eines John Carpenters erinnern („Assault – Anschlag bei Nacht“ bzw. auch „Das Ende“/1976), von dem „Armored“ die stimmungsvolle, klangliche „Nerven“-Musikalität besitzt. Muss an themenverwandte Filme wie „Trespass“ vom Action-Haudegen Walter Hill (1992) oder an den Quentin-Tarantino-Klassiker „Reservoire Dogs“ (ebenfalls von 1992) denken. Stichwort: ein „überschaubares“ KERLE-MOVIE. Oder – wie aus „ganz normalen Bürgern“ gierige Kriminelle/Hyänen werden. Die schließlich ihre dunkelsten Seiten hervorkehren, um an das GROSSE GELD zu gelangen. Dabei wollten sie das eigentlich überhaupt nicht. „Keine Gewalt, keine Opfer, niemand wird verletzt“ lautet das Motto einer Gruppe von 7 Typen. Die arbeiten für eine Sicherheitsfirma, die auf Geldtransporte spezialisiert ist. Tag für Tag fahren und schleppen „die glorreichen Sieben“ Millionen von Dollar durch die Gegend. Diese allerdings gehört denen, die sowieso schon „genug“ davon haben, also Banken und Bankern, den „üblichen Verdächtigen“ halt. Wie isses: ein vorgetäuschter Überfall, die Beute versteckt, und dann…

Man ist befreundet untereinander, man vertraut sich. Ein Team macht sich auf, auch mal etwas „vom (ganz großen) Kuchen“ abzubekommen. Zumal es bei einem von ihnen, Ty Hackett (COLUMBUS SHORT), existenziell böse kriselt. Der dekorierte Irak-Kriegsveteran hat seine Eltern kürzlich verloren, muss sich um den „schwierigen“ halbwüchsigen Bruder kümmern, zudem will die Bank sein Haus pfänden. Widerwillig nimmt er das Angebot seines Kumpels Mike an, mit der Gruppe den Coup durchzuziehen. „ES GIBT KEINE BÖSEN. ES GIBT NUR UNS“, versichert Mike. Und los geht es. Ohne viele Worte, kurz, knapp. Präzise. Man riecht förmlich ihren Stress- und Nerven-Schweiß. Ansonsten, tatsächlich – alles paletti. BIS… und dann befinden wir uns in der Action-Western-Adrenalin-LKW-Show „Die Mausefalle“. Motto: Einer, nämlich Ty, will nicht ALLES mitmachen. Hat sich im panzerartigen Geldtransporter eingeschlossen. Und hat jetzt die Anderen GEGEN SICH. Die glorreichen Sieben minus 1. Man beginnt sich, freundlich gesagt, „zu beharken“. Und als dann noch der junge Polizist Eckhart (MILO VENTIMIGLIA) auftaucht, eskaliert die Chose vollends.

Ein Reißer. Ein handfester Thriller. Ein knallharter Jungen-Streich. Ein Psycho-Hammer. Ein Genre-Spitzenmovie. Dabei interessiert natürlich nicht so sehr das bekannte „Was“, sondern das vorzüglich choreographierte WIE. Wie das Spiel kurz, knapp, bündig abläuft; wer als Nächster am Zug ist; mit welchen Überraschungen noch zu rechnen ist; beim Duell zwischen Belauern, Belagern und Aktion; das besitzt Atmosphäre, Explosionen, schwarzen Charme. Männer-Duft. Die Typen, als Gruppe, das Zerbrechen, das Zerfleischen, das Monster im Ich, wenn konsequent Regeln „mit Folgen“ gebrochen werden: ohne Fallstricke, falsche Fährten, Foppereien, Trick-Eskapaden, Helden-Verschmierungen, dann befinden wir uns bei der Schlacht um den „Lohn der Angst“. Dampfende, ölverschmierte, blutige Outlaws und „ihre 5 Minuten Ruhm“. WAUH. Was für ein Genre-Happen, was für eine klare, spannende, exzellent inszenierte und gespielte Adrenalin-Filmkeule. Mit Stars im Ensemble: der quirlige MATT DAMON („L.A. Crash“), der dämonische JEAN RENO („Léon – Der Profi“), dieser Riesen-Bulle LAURENCE FISHBURNE („Matrix“) sind sich nicht zu schade, den weitgehend unbekannten, 27-jährigen Choreographen und Schauspieler COLUMBUS SHORT („Stomp the Yard“) als Ty „machen zu lassen“! DEM „die Bühne“ zu überlassen. Und DER legt prächtig los. Will halbwegs „Richtigkeit“. Eine unmoralische Moral sozusagen. Bzw. umgekehrt.

Obwohl sich hier die kerligen Sympathiewerte des Öfteren verschieben: Warum, verdammt nochmal, sollen nicht endlich auch einmal DIE VON UNTEN „was abkriegen“?, gönnt man ihnen (klammheimlich) bisweilen „den räuberischen Lohn“. Wenigstens im Kino dürfen wir doch mal in Gedanken sowie emotional politisch unkorrekt sein… und auf „Fies“ setzen. Doch dann, meine Güte… das unkontrollierte gemeine Tier im Menschen, und alles geht den blutigen Bach runter.
Wer Lust und Spaß am „sauberen“, handgemachten, schnellen, kompromisslosen, rüden Schmutz- und Action-Niveau-Radau hat, wird bei „ARMORED“ klasse unterhaltungs-bedient (= 4 PÖNIs).

Teilen mit: