„ICH GLAUB‘, MICH TRITT EIN PFERD“ von John Landis (USA 1978; B: Harold Ramis; Douglas Kenney; Christofer Miller; K: Charles Correll; M: Elmer Bernstein; 109 Minuten; BRD-Kino-Start: 25.1.1979); heißt im Original: „National Lampoon’s Animal House“. Das Satire-Magazin ‚National Lampoon‘ ist in Amerika ein Markenzeichen für schwarzen Humor und blickt mittlerweile auf eine sechzehnjährige erfolgreiche Spötterei zurück. Die Geschichte dieser Zeitschrift und ihres Einflusses auf das aktuelle Kulturgeschehen gehört zu jenen Stories wie sie wohl nur in Amerika entstehen werden können. Es begann, dass drei Harvard-Studenten im Jahre 1970 eine Parodie auf das populäre “Life“-Magazin veröffentlichen wollten und sich an einen Reporter eines renommierten Verlagsunternehmen wandten. Der half den Dreien bei ihrer Absicht, und gemeinsam schrieb man gleich danach eine noch erfolgreichere Parodie auf das “Time“-Magazin. Das Team blieb schließlich zusammen und gründete „National Lampoon“, eine Zeitschrift, die zu einer monatlichen Goldmine und im Oktober 1974 mit über 900.000 Auflagen zu der erfolgreichsten satirischen Publikation der Welt wurde. Es dauerte nicht lange und “N.L.“ begann sich auch auf anderen kulturellen Gebieten zu betätigen. Man gab andere Zeitschriften mit ebenso großem Erfolg heraus (“Heavy Metal“), begann auch Bücher zu verlegen wie “This Side of Parodies“, “The Job of Sex“ oder “The High School Yearbook“ (letzteres wurde mit 1.600.000 Exemplaren zum auflagenstärksten Publikation überhaupt).
Dieser Erfolg inspirierte die N.L. auch zum Einstieg ins Platten-, Theater- und schließlich Filmgeschäft. Dazu aber benötigte man interessante, neue, kreative Kräfte, deren Gesichter ebenso wenig verbraucht sein durften wie ihr ‚anderer‘ Humor. Schließlich wollte man ja der Linie des Hauses treu bleiben, und die hieß nun mal: Unverschämtheiten um jeden Preis, keine noch so dämliche Anspielungen außer Acht lassen, an keinem Gag vorübergehen, wenn er nur ausreichend frech und gegen jede bestehende Ordnung war. Der typische N.L.-Humor wird am besten durch ein Titelblatt Mitte der Siebziger charakterisiert, das einen karikierten Hund mit einem Gewehr am Kopf zeigt. Die Unterschrift dazu lautet: “Wenn Sie dieses Magazin nicht kaufen, erschießen wir diesen Hund!“ Und so wurden, nach unzähligen Radio-Shows und Theater-Produktionen, Komiker wie John Belushi, Gilda Radner, Chevy Chase, Bill Murray oder Joe Flaherty zu N.L.-Hauskomikern, die schnell in den Off-Zirkeln der Staaten berühmt und berüchtigt wurden und die dann, wie wir heute wissen, sich selbst einen Namen mit wieder eigenen Shows (“Saturday Night Show“) machten.
Der erste Spielfilm von N.L. entstand im Jahre 1977, bekam den Titel „National Lampoon‘s Animal House“ und wurde hierzulande unter dem Titel „Ich glaub‘ mich tritt ein Pferd“ herausgebracht. Er ist wie das Magazin. Eine Aneinanderreihung von durchtriebenen, chaotischen Gags, angesiedelt auf einer privaten School, wo es eine brave, biedere, fleißige Studentenverbindung gibt, und natürlich eine genau das Gegenteil ausstrahlende. Eine die sich nur aufs Ausleben aller Vergnüglichkeiten fokussiert. Eine, die sich „Jetzt leben und später – vielleicht – lernen“ auf ihre Fahne geheftet hat, ständig herummotzt und natürlich das Image von N.L. verkörpert.
Damals war hierzulande noch nichts von N.L. und deren überschäumendem Temperament zu hören, folglich packte man diese erste herrliche Unanständigkeit schnell ab, wusste nicht viel damit anzufangen. Zunächst wurde der Film von der hiesigen FSK gar erst „ab 18 Jahren“ freigegeben, nach einer späteren Neuprüfung wurde er als „jugendfrei“ anerkannt. Gleichwohl wurde der Film weltweit zu einem Hit und spielte über 210 Millionen Dollar ein. John Belushi, der später als einer der berüchtigten “Blues Brothers“ auch bei uns populär werden sollte, war hier schon in seinem Anarcho-Element und fegte durch die aufgewühlte College-Hierarchie wie ein böser Denk-Zettel. Um ihn herum Prominenz wie Thomas Hulce, dem späteren „Amadeus“, oder heutige Stars wie Kevin Bacon, und selbst Donald Sutherland gibt als kauziger Professor eine kurze, schicke Gastrolle ab. Ein herrlicher Blödsinn mit Methode, der dann natürlich weitere folgen mussten. Aber von denen sind die meisten zulande kaum beachtet worden. „N.L.‘s Movie Madness“ von 1982 kam erstmals Juli 1984 auf Video heraus, “National Lampoons Vacation“ floppte unter dem Titel ““Die schrillen Vier auf Achse“ und auch „N.L.‘s European Vacation“ fand als „Hilfe! Die Amis kommen“ neulich wenig Interessenten. Schließlich weiß die Statistik noch von einem Streifen von 1982 zu berichten, „N.L.‘s Class Reunion“, den sie bei uns als „Ich glaub‘ mein Straps funkt SOS“ im Kino und auf Video zugrunderichteten.
Schade, einen größeren Interessentenkreis hätte diese Reihe mit Sicherheit verdient (= 4 PÖNIs).