ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN

PÖNIs: (4/5)

KABARETT MIT SATIRE-WUMMS. Titel = „ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN“ von und mit JOSEF HADER (Co-B + R + D; Ö 2022; Co-B: Florian Kloibhofer; K: Carsten Thiele; 93 Minuten; deutscher Kino-Start: 04.04.2024). Wann immer JOSEF HADER einen Auftritt auf einer Berliner Kabarett-Bühne anpeilt, folge ich ihm. Besorge frühzeitig Karten. Schätze ihn sehr. Hader zählt zu den begehrtesten österreichischen „Aufsässigen“. Zum Beispiel: „In Deutschland konnte er als Kabarettist besser Fuß fassen als seine österreichischen Kollegen, er gilt gemeinhin als Österreichs erfolgreichster Kabarettist“ („Wikipedia“). 2017 belegte er die Kino-Leinwand mit seinem Debütspielfilm „Wilde Maus“. Ich war nicht so angetan (s. Kino-KRITIK/2 PÖNIs).

Bei seinem zweiten Kinofilm sieht es heuer ganz schön besser aus. Andrea, eine Polizistin (BIRGIT MINICHMAYR) in der niederösterreichischen Provinz, möchte ihre unglückliche Ehe beenden und – bald – in St. Pölten eine neue Stelle als Kriminalinspektorin beginnen. Nach einer Geburtstagsfeier läuft ihr der Noch-Ehemann betrunken vors Auto. Und stirbt. Im Schock begehrt Andrea Fahrerflucht. Obwohl sie DAS eigentlich gar nicht nötig hätte, denn erstaunlicherweise nimmt jemand anderer ihre Schuld bereitwillig auf sich: Franz (JOSEF HADER), ein Religionslehrer und trockener Alkoholiker. DER hält sich für den Täter, was im Dorf „auch so“ betrachtet wird. Während Franz wieder mit dem Trinken anzufangen beginnt, bemüht sich Andrea, erstmal, ihre Spuren zu verwischen.

Mit seiner zweiten Regiearbeit erneuert Josef Hader seine Meinung, dass das Tragikomische die „knackigste“ Abbildung dessen ist, was man allgemein „so Leben“ nennt. Und belegt dies mit unverwirklichten Träumen, verpasstem Glück und schicksalhaften Begegnungen. Das Dorf, seine pikant beobachtete Gesellschaft als tückische Gemeinschaft, als Plädoyer gegen jede Landlebens -Sehnsucht. Den lakonischen Humor liefert Josef „Franz“ Hader wie gewohnt dunkel-lächelnd mit. Und erklärt im Presseheft unter anderem auf Fragen nach vorhandener allgemeiner dörflicher Enge: „Wenn man diese Straßendörfer anschaut, dann gewinnt man ja nicht den Eindruck, dass die Menschen miteinander leben. Sie sehen sich vielleicht im Supermarkt, in der Apotheke, bei der Tankstelle, früher auch in der Kirche, aber das kommt kaum noch vor. Es gibt in diesen Dörfern keinen Mittelpunkt, nur eine Hauptstraße, wo meist niemand ist. Warum auch? Es gibt ja dort nichts. Alle leben nach hinten in ihren Innenhöfen, weg von der Gemeinschaft. Land ist nicht der Ort, wo die Menschen mehr miteinander zu tun haben. Land ist vielleicht ein Ort, wo man sich die Menschen weniger aussuchen kann, die man trifft, man kann die Begegnungen nicht so gut vorausplanen wie in der Stadt. In der Stadt können wir uns leichter in einer Blase abschotten. Deswegen möchte man sich in einer kleinen Ortschaft lieber nicht zerstreiten. Wenn man verschiedener Meinung ist, wird das am Land überspielt, vielleicht mit einem Witz, und dann wechselt man das Thema“. Und beginnt zu tanzen. Wie gschamig der Franz (= 4 PÖNIs).

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