Ich habe wieder „was“ entdeckt; eine kleine filmische Spannungs-Kostbarkeit, die hierzulande „per Scheibe“ ihre deutsche Erstaufführung hat, vorher also weder im Kino noch im Fernsehen zu sehen war. Dabei handelt es sich um den im Jahr 2007 entstandenen amerikanischen Psycho-Thriller
„AMOK“ von Frank Capello (B, R+Prod.; USA 2007; 95 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 05.02.2009); wobei der Zusatztitel der Originaltitel ist: „HE WAS A QUIET MAN“
und die Story ziemlich präzise bereits erklärt: „Er war ein leiser Mann“ bzw. ein „ruhiger“ bzw. ein „unauffälliger“ Mann. Frank Capello stellt uns BOB vor, Bob Maconel.
Bob ist sozusagen d i e Symbolfigur eines absolut „grauen Typen“. Äußerlich, mit seinen „unauffälligen“, langweiligen Klamotten sowie einer lauen Halbglatzenfrisur samt unmodischer Brille, wie innerlich. Bob, der Großraum-Büroangestellte, ist frustriert, verklemmt, wütend. Wegen der jahrelangen Demütigung, Nichtbeachtung und Ignoranz durch seine Umgebung. Doch Bob „gibt sich“ auch so, wirkt ständig „irgendwie gestört“, blickt immer nach unten, wenn er geht, bekennt sich quasi von vornherein öffentlich „SCHULDIG“, wirkt link, bekloppt, scheu. Kommunikationsunfähig. Schnappt gerne wie ein Fisch „nach Luft“, was ihn noch „paranoider“ erscheinen läßt. Eine ziemlich „unappetitliche“, erbärmliche Menschen-Erscheinung. DIE für die männlichen „Alphatiere“ in seinem Büro gerne zur Zielscheibe für Spott, Verachtung, für Aggressionen aller Art wird. Motto: Über DEN kann man sich gut und gerne behaupten, Lustig-Machen, DEN „darf“ man erniedrigen, DER vermag sich ja nicht zu wehren. Bob hat die Schnauze gestrichen voll. DAS ist doch kein Leben. Diese ewigen Bevormundungen, Rücksichtslosigkeiten, Gemeinheiten. Es ist zum Nicht-Mehr-Aushalten. Bob hat sich eine Pistole beschafft. Für 6 Kugeln. Plant, „loszulegen“, „es dieser Bande zu zeigen“. Ein Amoklauf im Büro, das ist sein Ziel. „Angefeuert“ von den bissigen Kommentaren seines Hauptfisches im häuslichen Aquarium will er nun endgültig…, als ein Kollege ihm „zuvorkommt“. Ralf Coleman. Den hatte Bob bislang überhaupt nicht bemerkt, auf der (Ab-)Rechnung, der ist eine Art „Bruder im Geiste“, der knallt plötzlich einen Teil seiner Kollegenschaft „einfach so“ über den Haufen. Bob „bremst“ ihn, mit seiner Waffe, und rettet dadurch der bereits verletzten Kollegin Vanessa Parks das Leben. Bob verehrt Vanessa, hätte sich aber nie getraut, ihr dies jemals zu sagen. Bob erschießt Coleman. Aus dem vormaligen „Mr. Loser“, „Mr. Nobody“, wird SO ein Held. Den alle feiern. Der ein weitaus größeres Massaker verhindert habe. Durch seinen mutigen, couragierten Einsatz. Was für ein Kerl!
Gene Shelby, der Chef des Unternehmens, befördert ihn sofort. Bob wird Vizepräsident der Abteilung für kreatives Denken. Bekommt nun d a s Büro und d e n Platz, den bislang Vanessa Parks inne hatte. Wird also zu einer Art bestens bezahlter „Hilfsbeatle“ für den Chef. Mit Aufgaben wie „50 Kopien anfertigen“ oder dessen Anzüge aus der Reinigung holen. Verfügt nun über eine komfortable Dienstlimousine und muß sich jetzt mit den opportunistischen Schleimspur-Kollegen, aber auch einer ziemlich nuttig-aufdringlichen Paula-Kollegin auseinandersetzen. Mit anderen Worten: Auch bzw. gerade jetzt kommt Bob wieder überhaupt nicht zur Ruhe. Vor allem aber auch deshalb nicht, weil die schwerverletzte Vanessa mittenmal „Interesse“ an ihrem Retter findet. Was Bob emotional völlig aus der Bahn wirft. Und intellektuell völlig überfordert. Ein Dr. Jekyll-/Mr. Hyde-Psycho-Typ wird seziert. Und wie! Oder: DIE TRAGÖDIE EINES LÄCHERLICHEN MANNES wird gespielt. Faszinierend, packend, spannend, weil:
CHRISTIAN SLATER IS BACK !!!!!
Erinnern wir uns: Der New Yorker Boy vom Jahrgang 1969 galt jahrelang als einer der erfolgversprechenden Jung-Stars, wurde lange Zeit als eines der hoffnungsvollsten Talente in Hollywood gehandelt. Trat in Filmen wie „Zeit der Vergeltung“ (1985), „Der Name der Rose“ (neben Sean Connery/1986), „Hart auf Sendung“, „Blaze of Glory – Flammender Ruhm“ (beide 1990), „Interview mit einem Vampir“ (1994) oder „Hard Rain“ (1998) auf. Driftete dann aber immer wieder privat ab, Stichworte: Alkoholismus, Schlägereien, Verhaftungen. Der am 18. August diesen Jahres 40 Jahre alt werdende Slater kam dadurch nie „in die Puschen“ und war im Laufe der Zeit nur noch in Nebenrollen oder B-Movies zu entdecken. Hier nun, in dieser Independent-Produktion, ist er darstellerisch „auf Augenhöhe“. Ist während der 109 Filmminuten in fast jeder Szene mit-dabei und bewältigt seine Figur bravourös. Christian Slater liefert eine schauspielerisch faszinierende Performance ab, pellt sich förmlich in diese psychotische Loser-Gestalt poren- wie seelentief ´rein, liefert die vorzügliche, grandiose Charakter-Studie eines gequälten Menschen ab. Es ist spannend, beklemmend, sensationell, dieses Comeback des im Grunde längst abgeschriebenen Hollywood-Akteurs. Ähnlich wie neulich Mickey Rourke („The Wrestler“) katapultiert sich Christian Slater kometenhaft-neu wie außerordentlich charismatisch in Richtung Erste Liga der Ganz-Großen Hollywood-Asse. Mit ihm wird künftig möglicherweise/hoffentlich wieder zu rechnen sein. Der Film „Amok“ wird zu SEINER BÜHNE, SEINER PRÄSENZ, SEINEM SPEKTAKEL. Was für eine Show bzw. jetzt: Was für eine deutsche DVD-Perle!!!!
P.S.: Ach so ja, fast hätte ich es vergessen zu erwähnen. In weiteren Rollen „halten“ ELISHA CUTHBERT („The Girl Next Door“) und WILLIAM H. MACY („Fargo“; „The Cooler“) blendend mit, sind exzellente Mitstreiter und Stichwortgeber für Slater. Toll.
Anbieter: „3L Film“.