PÖNIs: (4,5/5)
„AMMONITE“ von Francis Lee (B + R; GB 2019; K: Stéphane Fontaine; M: Dustin O’Halloran; Volker Bertelmann; 118 Minuten; deutscher Kino-Start: 04.11.2021);ZWEI ÜBERRAGENDE DARSTELLERINNEN! Titel = „AMMONITE“. Von FRANCIS LEE (B + R; GB 2019; 118 Minuten). Zwei sensible Frauen beherrschen die Szenerie: England, Mitte des 19. Jahrhunderts. Resigniert von der männlich-dominierten Wissenschaftswelt in London hat sich die einst umjubelte Paläontologin Mary Anning (KATE WINSLET) in die Provinz an der Küste im Südwesten Englands zurückgezogen. Dort betreut sie ihre von Krankheit gezeichnete Mutter (GEMMA JONES) und ist bemüht, mit dem Verkauf von Fossilien an Touristen über die Lebensrunden zu kommen. Deshalb vermag Mary Anning auch das lukrative Angebot eines wohlhabenden Kunden nicht abzulehnen, seine schwermütige junge Ehefrau Charlotte Murchison (SAOIRSE RONAN) während seiner baldigen Studienreise – gegen ein lukratives Honorar – „heimisch“ zu pflegen. Mary begegnet ihrem ungewollten Gast zunächst von kühl bis abweisend, doch als Charlotte erkrankt, pflegt Mary sie gesund. Einhergehend mit Charlottes Genesung, bekommt auch Mary Anning langsam ihre Anteilnahme und Lebensfreude zurück. Ihre schroffe Fassade beginnt zu bröckeln. Eine innige Freundschaft und eine tiefe Liebe beginnt sich zu entwickeln. Die den Lebensweg beider Frauen unwiderruflich verändern soll.
KATE WINSLET, die ewige „Titanic“-Geliebte, die 2009 für ihre Darstellung der Hanna Schmitz in der Literaturverfilmung „DER VORLESER“ mit dem „Oscar“ als „Beste Hauptdarstellerin“ ausgezeichnet wurde (s. Kino-KRITIK), und ihre ebenbürtige Kollegin, die irische Schauspielerin SAOIRSE RONAN (4 „Oscar“-Nominierungen für: „Abbitte“; „Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten“; „Lady Bird“ (s. Kino-KRITIK); „Little Women“), sind empathisches Vollprogramm: im intimen Ausdruck; in der sanften Bewegung; in der leisen Gestik und in der einfühlsamen Artikulation von Empfindungen, in der Einsamkeit und mit der unterdrückten Empörung. Ihr gemeinsames Auftreten ist außerordentlich beeindruckend. Aufsehenerregend zurückhaltend. Kate Winslet & Saoirse Ronan adeln diesen Film von Francis Lee: „AMMONITE ist ein zutiefst persönlicher Film. Eine Betrachtung darüber, wie man eine Beziehung aus sehr einsamen, unzusammenhängenden Anfängen herausnavigiert“ (= 4 1/2 PÖNIs).
P.S.: Historischer Hintergrund: Mary Anning, aus dem englischen Küstenort Lyma Regis in Dorset, war eine professionelle Sammlerin von Fossilien. Sie gilt historisch als eine der ersten Paläontologinnen weltweit. Auch wenn ihr das Sammeln vor allem dazu diente, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, hatte sie bald Verbindungen zu den bekannten Geologen und Biologen ihrer Zeit. Im Alter von zwölf Jahren machte sie ihre erste große Entdeckung: Sie fand das erste komplette Skelett eines Fischsauriers. Ihr nächster großer Fossilienfund war der eines Plesiosaurus dolichodeirus im Jahre 1821, der erste, der von dieser Gattung gefunden wurde. 1828 fand sie als dritten großen Fund einen Flugsaurier, von William Buckland 1829 als Pterodactylus macronyx beschrieben, der erste Fund dieser Art außerhalb Deutschlands. Mit diesen drei bedeutsamen Funden fand Mary Anning (1799 – 1847) ihren Platz in der Paläontologie.