39,90

39,90“ von Jan Kounen (B+R; Fr 2007; 100 Minuten; Start D: 31.07.2008); basiert auf einem Bestseller, dem 2001 erschienenen gleichnamigen Insider-Roman von Frédéric Beigbeder (französischer Originaltitel: “99 francs“). Der deutsche Buchtitel steht für den Verkaufspreis von 39,90 DM für die deutsche Erstausgabe. Thema: Die WERBUNG.

Für die Industrie notwendige “Kommunikation“ in Richtung Verbraucher, für Andere heißt es “Werbung ist Umweltgift“ (Werbekritiker Kalle Lasn in seinem Buch “Culture Jamming“). 500 Milliarden US-Dollar werden weltweit jährlich für Werbung ausgegeben, in Deutschland flossen 2007 20,9 Milliarden EURO In die Werbung. FRÈDÈRIC BEIGBEDER war selbst ein erfolgreicher Texter bei der Werbeagentur “Young & Rubicam“, als er den Roman, auf Anraten seines Freundes Michel Houellebecq (“Elementarteilchen“), verfasste. Das hierzulande im “Rowohlt Verlag“ veröffentlichte Buch wurde als Hardcover und als Taschenbuch rund 250.000 mal verkauft. Die Verfilmung wird dem ruhelosen Wut-Buch vollauf gerecht. Dabel im ständigen Blick- und Mittelpunkt: Werbemanager Octave Parango. Dessen verführerisches Motto lautet “Alles ist käuflich; Die Liebe, die Kunst, der Planet Erde, Sie, ich“. Der Pariser Werbeguru befindet sich permanent auf der Überholspur des Lebens.

Er kokst und hurt, hält sich für den Größten, hat immer eine böse Anekdote parat, einen Spruch für jede Situation. Ein Hochkaräter von professionellem Lügenbold. Bis er sich zum ersten Mal “richtig“ verliebt. Und es vergeigt. Plötzlich ist “mal etwas“ nicht verfügbar, nicht käuflich. Der Zyniker, der sich gerne auch als Künstler sieht, fängt an, denkend aufzuatmen, hat so langsam aber sicher sich und sein “Handwerk“ satt. Beginnt (sich) umzupolen. Beschließt, diesen gigantischen Werbezirkus in seiner ganzen Verlogenheit, Oberflächlichkeit, Manipulation und
Menschenverachtung bloßzustellen, anzuprangern.

Der Film: Rasant, spritzig, komisch. Ein irrwitziger Spaß. Eine romantische Frechheit. Mit viel Realitätsgeschmack. Sowie ideenreich und spannend. Vor allem beeindruckend, weil der französische Komiker JEAN DUJARDIN (OSS 117, s. Heimkino-Kritik) diesen Typ so wunderbar-kotzbrockig vereinnahmt, ihn als tragikomische Ikone regelrecht durchspült. Abstoßend wie anziehend, eklig wie faszinierend, blendend wie surreal. Eine urig-clevere Kopf- und-Bauch-Provokation (= 4 PÖNIs).

 

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