„25 km/h“ von Markus Goller (D 2017; B: Oliver Ziegenbalg; K: Frank Griebe; M: Andrej Melita; 116 Minuten; deutscher Kino-Start: 01.11.2018); das Thema ist nicht neu, ist auch durch viele internationale Produktionen bekannt: Zwei Brüder. Haben sich rund 30 Jahre nicht mehr gesehen. Nun treffen sie sich auf der Beerdigung des Vaters in Löchingen im Schwarzwald wieder. Der Grobe und der Feine. Während Georg (BJARNE MÄDEL) sauer, angefressen ist, dass sich Christian (LARS EIDINGER) selbst bei einem solchen Anlass verspätet, kann der sich nur (eigentlich begründet) entschuldigen. Prompt kommt es, auf dem Friedhof, zum handgreiflichen Kabbeln zwischen den beiden Unterschiedlichen. Christian, der Weltmännische, der Top-Manager, der schnell zurück nach Asien düsen will, und Georg, der Tischler, der seinen Vater bis zum Schluss pflegte und nie aus der Provinz herausgekommen ist. So langsam kommt man sich aber dann doch näher und beschließt, in zünftiger Suff-Laune, mit ihren Mofas aus der Kindheit d i e Tour nachzuholen, die sie einst immer nur geplant, aber nie gemacht haben. Mit einigen kauzigen Regeln. Vom häuslichen Marktplatz aus wird die Ziel-Richtung Timmendorfer Strand angepeilt, wo in die Ostsee gepinkelt werden muss.
Ein Trip als Identitätsfindung. Mit vielen Um-Wegen und den obligatorischen kleinen Abenteuer-chen dazu. Stichwort: Die emotionalen Begegnungen = beim Weinfest mit Ingrid (ALEXANDRA MARIA LARA) und Ute (FRANKA POTENTE); dann mit „Hippie“ JELLA HAASE („Fuck Ju Göhte“), die beide zu einem Selbsterfahrungs-Camp mitschleift; irgendwo in Meck-Pomm wird sich mit dem aggressiven Ost-Proll Hantel (übertrieben: WOTAN WILKE MÖHRING) erst im Tischtennis duelliert und dann ein (verlorenes) Mofa „zurückgeholt“, bis schließlich Christian in Berlin bei seiner Ehemaligen und seinem Sohn vorbeischaut. Sohn und Vater beziehungsweise umgekehrt sind sich noch nie begegnet.
Eine hübsche, nicht weltbewegende, auch vorhersehbare, aber doch mitunter interessant-pointierte Geschichte, die durch LARS EIDINGER (noch als Bertolt Brecht in „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ in den Kinos) geadelt wird. Eidinger mimt körpersprachlich wunderbar diskret Würde, Zweifel, aufkommende neue Lebenslust. Bjarne Mädel dagegen bleibt in dem Part des – „deutschen“ – Griesgrams stecken. Einige Spagate kommt er mal heraus, aber die zünden kaum. „25 km/h“ geht als gutmütiger mittelprächtiger Streifen freundlich durch (= 3 PÖNIs).