100 SCHRITTE

PÖNIs: (4,5/5)

“Mafia, die; italienisch; erpresserische Geheimorganisation; in Sizilien“, steht im DUDEN beim Wort MAFIA. Mit dem Phänomen und dem Problem der Mafia haben sich schon viele hervorragende italienische Filme befasst. Neuestes Kino-Beispiel der Spielfilm:

„100 SCHRITTE“ von Marco Tullio Giordana (Co-B + R; It 2000; Co-B: Claudio Fava; K: Stefano Paradiso, Roberto Forza; 114 Minuten; deutscher Kino-Start: 28.08.2003).

Die 60er und 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts. In dem kleinen Ort Cinisi bei Palermo, auf Sizilien, lebt GIUSEPPE IMPASTATO, genannt “Peppino“. Schon als Jugendlicher überwirft er sich mit seinem Vater, indem er Pamphlete gegen die örtliche Mafia und ihre Machenschaften in einer von ihm ins Leben gerufenen Zeitung veröffentlicht. Nur 100 Schritte liegen zwischen dem Elternhaus von “Peppino“ und dem Haus von Tano Badalamenti, dem Oberhaupt der lokalen Mafia. Ginge es nach dem Vater, dann hätte sich auch der Sohn längst mit den Gegebenheiten abgefunden. Und hätte eine wohl dotierte Arbeit in der ORGANISATION angenommen. Doch der Junge denkt DARAN überhaupt nicht. Er will sich mit DIESEM SYSTEM weder einlassen noch abfinden. Ganz im Gegenteil. Was den Vater ausrasten lässt.

Giuseppe “Peppino“ Impastato organisiert und aktiviert offenen Widerstand. Schließt sich einer Protest-Partei an, bildet eine politische Musikgruppe. 1976 gründet er schließlich mit Freunden einen freien Radiosender. Über diesen Sender benennt er öffentlich die Geschäfte und Verbrechen der Mafiosi in seiner Region. Zieht über Amtsträger und Geschäftsleute her. Die beliebteste Radiosendung ist “Onda Pazza/Verrückte Welt“. In der werden satirisch Mafiosi und Politiker lächerlich gemacht.

1978 kandidiert Impastato für die anstehenden Kommunalwahlen auf der Liste der “Democrazia Proletaria“. Damit ist das Maß für den Boss voll. Giuseppe “Peppino“ Impastato wird in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1978 bestialisch ermordet. Die Behörden legen den Fall als Selbstmord zu den Akten. Freunde und Familienmitglieder kämpfen fast 2 Jahrzehnte um die Wiederaufnahme der Ermittlungen. 1994 macht eine Fernseh-Reportage den Fall in ganz Italien bekannt. Und löst eine Welle der Anteilnahme aus. Guiseppe Impastato wird zur Ikone des politischen Widerstands. 1996 wird sein Tod offiziell zum Verbrechen erklärt. Aber erst Im April 2002 wird Gaetano Badalamenti als Auftraggeber des Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Der Spielfilm “100 Schritte“ folgt ebenso präzise wie unaufdringlich den Spuren dieses mutigen Rebellen. Beschreibt sorgfältig und mit ruhiger Wut den Lebensrhythmus an diesem italienischen Ort. Verzichtet auf Gewaltdetails. Kümmert sich viel lieber um dieses Aufbegehren eines engagierten Trotzkopfs. Der sich einfach nicht EINSCHÜCHTERN LASSEN WOLLTE. Der Film war in Italien ein großer Erfolg. Lief danach auf internationalen Festivals und erhielt zahlreiche Preise. Wurde für den “Oscar“ nominiert. Dank der Initiative eines kleinen Bonner Verleihs kommt “100 Schritte“ nun auch in die deutschen Kinos. Und ist, gerade auch im Hinblick auf das derzeitige Politik-Geschehen in Italien, BRANDAKTUELL. Denn: Er ist eben so ein wichtiger, spannender Leinwand-Bekennerbrief in Sachen ZIVILCOURAGE.

“100 Schritte“ oder: ein großer, ein großartiger Film (= 4 ½ PÖNIs)!!!

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