ZEIT FÜR LEGENDEN

ZEIT FÜR LEGENDEN“ von Stephen Hopkins (USA/Kanada/D 2014/2015; B: Joe Shrapnel, Amanda Waterhouse; K: Peter Levy; M: Rachel Portman; 118 Minuten; Start D: 28.07.2016); vor 80 Jahren fanden die 11. Olympischen Sommerspiele im Nazi-Deutschland statt. Veranstaltungsort: Berlin. Der herausragende Athlet war der Afro-Amerikaner JESSE OWENS (12.9.1913 – 31.3.1980). Er gewann vier Goldmedaillen in den Wettbewerben: 100m, 200m, Weitsprung, 4 x 100 Meter. Im heutigen Berlin ist eine Straße am Olympiastadion nach ihm benannt. Dieser Spielfilm würdigt diesen Ausnahme-Sportler.

Beginnend im Spätsommer 1934. In Ohio. Als jüngstes von zehn Kindern einer schwarzen Farmpächterfamilie aus Alabama, wo strikte Rassentrennung herrscht, erhält Jesse Owens ein Stipendium für die Universität in Ohio. Dort ist Larry Snyder (JASON SUDEIKIS) Trainer. Er erkennt die ungewöhnlichen Lauf-Fähigkeiten dieses jungen Schwarzen und wird zu seinem Mentor. Zwar herrschen auch hier eine weiße Vorrechte-Arroganz und ein ausgeprägter Rassismus unter den weißen Studenten, doch Jesse vermag mit den verbalen Anfeindungen umzugehen. „Antwortet“ auf seine Weise: Stellt am 25. Mai 1935 innerhalb von 45 Minuten fünf neue Lauf-Weltrekorde und Weitsprung auf. Erkämpft sich Respekt. Wird „öffentlich“.

Währenddessen ist man in der Führungsetage des amerikanischen Olympischen Komitees uneins, ob man überhaupt an den kommenden Sommerspielen im Nazi-Deutschland teilnehmen soll. Vorstand Jeremiah Mahoney (WILLIAM HURT) ist dagegen, Immobilien-Mogul Avery Brundage (JEREMY IRONS), der mit den Nazis einträgliche Geschäfte betreibt, dafür. Und selbst Jesse Owens kommen Teilnahme-Zweifel. Doch schließlich fährt die US-Olympia-Mannschaft „komplett“ im Sommer 1936 nach Berlin. Für Jesse Owens innerlich eine innere Schizophrenie: Der widerwärtige Rassismus zuhause, die Nazis mit ihrem rassistischen Hass auf Schwarze in Berlin.

Ein konventioneller Streifen. Mit spannenden Schau-Werten. „Politisch“ wie sportlich. Und „komischen“ Motiven wie kuriosen Nazi-Marionetten wie BARNABY METSCHURAT als Joseph Goebbels und einer flippigen CARICE VAN HOUTEN als eifrige Leni Riefenstahl. „Race“, so der Originaltitel, der sowohl „Rasse“ wie auch „Rennen“ bedeutet, schildert den Zwiespalt eines jungen Mannes, der in die Machenschaften großer Politik und privater Eskapaden gerät, als ihn die eigene schwarze Community beschwört, nicht nach Berlin zu fahren und er – sehr simpel erzählt – einen Fehl-Tritt begeht; als „Star“ eine kurze Affäre mit einer „lockenden Diva“ hat und dann um seine Frau kämpft. Letztlich bleibt aber Jesse Owens (STEPHAN JAMES/bekannt durch eine Nebenrolle in „Selma“) in jeder Beziehung Sieger. Der dann nach der Heimkehr in die USA öffentlich groß gefeiert wird, aber das Luxus-Hotel, wo die offizielle Feierlichkeit begangen wird, nur über den Lieferanten-Eingang betreten darf. Und dem von seinem Präsidenten Franklin D. Roosevelt für seine vier Goldmedaillen keine Gratulation ausgesprochen wird (Roosevelt steckte mitten im Wahlkampf und fürchtete vor „negativen“ Reaktionen in den Südstaaten, falls er diesen „Neger“ ehren würde).

„Zeit für Legenden“: Ein politisches wie sportliches Pathos-Drama: Jesse Owens, der Gewinner der Nazi-Spiele von 1936. So einfach wie triumphal (= 3 PÖNIs).

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