Gloria Palast

RIAS-Radio-Express vom 20.04.1986

Der GLORIA-PALAST gehört bis heute zu Berlins renommiertesten Filmtheatern. Eröffnet wurde er am 25. Januar 1926 mit der “Tartüffe“-Verfilmung von Murnau, und schon damals war in einer Berliner Tageszeitung zu lesen: „Hinter der romanischen Fassade entstand eines der vornehmsten und nach damaligen Verhältnissen technisch am modernsten ausgerüsteten Filmtheater Berlins im Stil des Spätbarock“. In der Nacht des 23. November 1943 fiel der GLORIA-PALAST einem Bombenangriff zum Opfer.
In den fünfziger Jahren wurde er ganz im Stil der damaligen Zeit, also mit viel Pomp und Plüsch wieder aufgebaut.

Am 2. Januar 1953 war die Wiedereröffnung mit dem Willy-Forst-Film “IM WEISSEN RÖSSL“ mit Johanna Katz und Johannes Heesters. Große Filme liefen hier außerordentlich erfolgreich, so unter anderem Fellinis “Das süße Leben“, der alleine 119 Tage Laufzeit verbuchen konnte, oder Rolf Thieles “Das Mädchen Rosemarie“, “Der Hauptmann von Köpenick“ von Käutner oder Kurt Hoffmans umjubelte Satire “Wir Wunderkinder“.

Heute, wo das Kino-Geschehen am Kurfürstendamm vornehmlich durch Schachtelkinos bestimmt wird, ist natürlich der GLORIA-PALAST so etwas wie eine kunstvolle, angenehme Kino-Oase gewesen, bei dem Raum, Technik und Atmosphäre noch stimmten, wo Kino nicht nur eine schnelle, unwirtliche Abfertigungsstätte von FILM war. Zu hoffen bleibt, dass das Versprechen der Bauherren, schon zur nächsten Berlinale im Februar 1987 wieder mit einem neuen, ebenso prächtigen GLORIA-PALAST präsent zu sein, eingehalten wird. Andererseits wäre sonst Berlin wirklich um eine großartige Filmtheaterstätte ärmer.

RIAS 2 – Special „Film aktuell“ vom 17.02.1987 zur Wiedereröffnung des „Gloria-Palast“

Dass es um die Berliner Kinolandschaft nicht allzu gut bestellt ist, wurde von uns schon des Öfteren konstatiert. Leider hat sich daran trotz der zahlreichen Aufrufe, Versprechungen und Initiativen der Branche herzlich wenig geändert, viele unserer Erstaufführungskinos an unserem Kudamm-Boulevard sind kalte, unfreundliche, unwirtliche Stätten, an und in denen der Film niemals erlebt und genossen, sondern nur hingenommen, vorgeführt wird. Das es aber auch anders geht, beweist nicht nur der technisch und gastlich einwandfreie “Zoo-Palast“ mit seinen 9 Kinos, sondern ab 21. Februar auch der NEUE “GLORIA-PALAST“, in dem wir uns jetzt befinden.

Kurz zur Statistik: vor genau 61 Jahren, am 26. Januar 1926, wurde das Haus mit Murnaus “Tartüff“ eröffnet, und vor fast genau 34 Jahren, am 2. Januar 1953, wurde es dann nachkriegswiedereröffnet, diesmal mit Willi Forsts “Im weißen Rößl“. Und nun, in knapp drei Wochen, geht‘s wieder los. Im nunmehr umgebauten und auf Höchst-Komfort gebrachten “Gloria-Palast“ blickt alles auf die Gala-Eröffnung am 21. Februar mit dem Martin Scorsese-Film “Die Farbe des Geldes“, der tags zuvor die Berlinale eröffnet haben wird.

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