CAPTAIN AMERICA – THE FIRST AVENGER

„CAPTAIN AMERICA – THE FIRST AVENGER“ von Joe Johnston (USA 2010/2011; B: Christopher Markus; Stephen McFeely; nach den gleichn. Marvel-Comics von Jack Kirby und Joe Simon; K: Shelly Johnson; M: Alan Silvestri; 124 Minuten; deutscher Kino-Start: 18.08.2011); darf in einigen Ländern wie Russland, Südkorea und der Ukraine auch nur mit dem “Nachbindestrich-Titel” in die Kinos kommen, um den Ticketverkauf „ja nicht zu gefährden“. Denn mit einem Helden namens „Captain America“ tun sich inzwischen weltweit immer mehr Menschen schwer. Obwohl es sich ja „nur“ um eine Comic-Figur auf der Leinwand handelt. Die in den USA erstmals 1941 auftauchte. Also nicht nur zur allgemeinen Belustigung, sondern auch als Kriegspropaganda diente. Und gegen Schurken wie Nazis, Kommunisten und üble Saboteure kämpfte. Nach „Iron Man“, „Der unglaubliche Hulk“ sowie „Thor“ darf sich nun ein weiterer Superheld aus dem Comic-Hause Marvel auf der Leinwand austoben. Wie zuletzt 1990 in dem Film „Captain America“ von Albert Pyun (mit einem Matt Salinger in der Titelrolle). Warum DAS allerdings im Jahr 2011 wieder passiert, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Die Einen meinen, weil im kommenden Jahr das ganze versammelte Comic-Superhelden-Team von Marvel in dem geplanten „Superfilm“ mit dem Titel „Die Rächer“ auftreten soll. Andere wie ich glauben, dass mit diesem Blockbuster-Stuss (= Produktionskosten geschätzte 140 Millionen Dollar) auch ein „Republikanischer Held“ in den patriotischen Wahlkampf-Ring um die nächste US-Präsidentschaft geworfen wird: Im November 2012 soll bekanntlich, mit Unterstützung der reaktionären „Tea-Party“-Bewegung, Barack Obama „gestürzt“ werden. Koste es was es wolle. Amerika soll wieder konservativ, also RECHTSgerückt werden. Deshalb diese Type heute, deshalb dieser Film.

DER natürlich anno 2. Weltkriegs-Ära „eingerichtet“ ist. Wo es ein schmales, dünnes Jüngelchen mit Namen Steve Rogers NICHT in die Army schafft. Dabei will er doch so gerne dorthin. Möchte seinem Land dienen. Nutzen. Ein totaler Gut-Mensch. Der dann Glück hat. Weil er von einem Wissenschaftler „entdeckt“ wird, der an einem geheimen Projekt arbeitet. Mittels dessen aus einem Little Boy ein ganzer Militär-Kerl werden kann. Mit vollen Muckis, Super-Kräften, einem markigen blonden Seitenscheitel und diesem bescheuertem Zahnpasta-Zuversicht-Lächeln. Mr. Captain als optimistischer, offensiver All-American-Führer. Hauptfeind ist ein Super-Super-Nazi, der natürlich bis kurz vor Schluss die gemeine Oberhand behält. Ein nettes, stets gut geschminktes Militär-Mädel befindet sich natürlich auch wie „dezent“ an der Seite des guten Helden, damit er immer auch ein Liebes-Ziel nach der erfolgreichen Mission anzusteuern weiß. Aber erst einmal – erst die Arbeit, dann das Vergnügen – gilt es, „den Krieg“ zu gewinnen. Im engen wie schmucken Fahnen-Kostüm. Inmitten einer dann natürlich gigantischen, lärmenden Materialschlacht.

Natürlich wird dies bisweilen, ha-ha-ha, ironisiert angeboten. Etwa wenn „The American“ in einer Roadshow durchs Land tingelt, um in einer Art Propaganda-Kasperletheater Freiwillige „für die große Aufgabe“ zu gewinnen. Soll lächelnd-ulkig sein. Und wirken. Bleibt aber genauso beknackt wie diese einfältige, primitive Langeweile-Show hier. Marke: „WE WANT YOU!“ Wir brauchen Dich. Um unser schönes, gefährdetes Amerika zu verteidigen. Mit bedingungsloser Vaterlandstreue und markigem Brimborium. À la – wir sind stark. Uns kann keiner. Schließlich haben wir die Besten der Besten. Zumindest auf dem Papier und wenigstens auf der Leinwand.

Ein ziemlich durchsichtiger Doof-Film. Platt wie glatt militaristisch. Mit Nazis als Talibans. In einer von Pathos triefenden Hollywood-Schlacht. Und natürlich in 3D. Das immer unattraktiver wird. Und mit vielem Durchschnittspersonal. JOE JOHNSTON, 60, zählt zu den „Mitmachern“ in Hollywood. Hat sich mit Streifen wie „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ (1989), „Jumanji“ (1995), „Jurassic Park III“ (2001) oder „Hidalgo – 3000 Meilen zum Ruhm“ (2004) einen freundlichen Unterhalter-Namen gemacht. Der 29-jährige CHRIS EVANS (war 2005 der „Johnny Storm“ in der Comic-Buch-Adaption „Fantastic Four“) als „aufgepumpter Held“ ist ungefähr so aufregend wie ein Butterbrot von vorgestern. Seinen schurkischen Gegenspieler mimt der 50-jährige australische Akteur HUGO WEAVING, bekannt geworden durch den Part als Agent Smith in der „Matrix“-Trilogie (1999-2003), schon interessanter. Als dämonischer Spannungs-Irrer. Nebenher laufen nette „Freunde“ wie Natalie Dormer (Model) und die Promis STANLEY TUCCI und „Oscar“-Hero TOMMY LEE JONES durch die künstlich aufgeheizte Szenerie und kloppen Sprüche.

Der Film „Captain America – The First Avenger“ ist eine blöde, dusslige Lachnummer. Ohne Humor, Herz und Seele. Ist von nur (sehr) geringem Unterhaltungswert (= 1 PÖNI).

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