ZUM VERWECHSELN ÄHNLICH

PÖNIs: (4/5)

„ZUM VERWECHSELN ÄHNLICH“ von Lucien Jean-Baptiste (Co-B; R + Hauptdarsteller; Co-B: Sébastien Mounier, Marie-Francoise Colombani; K: Colin Wandersman; M: Alexis Rault; 95 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.07.2017); sein Debütfilm, bei uns am Silvestertag 2009 in den Kinos angelaufen, war ein Achtungserfolg: siehe „Triff die Elisabeths!“ (s. Kino-Kritik) und ebnete Filmen wie „Ziemlich beste Freunde“ (2011) und danach „Willkommen bei den Sch’tis“ oder „Monsieur Claude und seine Töchter“ den Erfolgsweg zum hiesigen Publikum. Der französische Kinofilm ist – wie schön – hierzulande ein Dauer-Thema. Kürzlich erst – vergnüglich-augenzwinkernd – mit dem charmanten Pierre Richard in „Monsieur Pierre geht online“, davor – genüsslich scharwenzelnd – mit den Madames Catherine Deneuve/Catherine Frot in „Ein Kuss von Béatrice“ und davor mit „Ein Dorf sieht schwarz“ (s. Kino-KRITIK), der sich mit einem ernsten (und nicht nur französischen) Gesellschaftsthema hochachtungsvoll auseinandersetzte.

Ebenso hier: „Il a déjà tes yeux“, also: „Er hat jetzt schon deine Augen“, sagt Paul zu seiner Ehefrau Sali über ihren Adoptivsohn Benjamin. Sie leben schon Jahre in Paris, haben sich mit einem kleinen Blumenladen ihr Einkommen gesichert, fühlen sich wohl. Und Zuhause in Frankreich. Nach langem bürokratischen Anlauf ist es ihnen gelungen, einen süßen Blondschopf aufnehmen zu können. Das „klitzekleine“ Problem: Die Wurzeln der Adoptiveltern auf Probe (6 Monate hat das Jugendamt festgelegt) liegen in Martinique und im Senegal, während der Junge von weißer Hautfarbe ist. Das Amt wollte es mal „andersrum probieren“, warum nicht auch einmal ein weißes Kind zu dunkelhäutigen Eltern? Natürlich sind ab sofort viele in Aufruhr. Weniger die neuen Eltern, sondern viel mehr: Die misstrauische zuständige Amts-Madame, die dem „Farben-Frieden“ nicht traut und ruppige unangemeldete Überprüfungsaktionen startet; da sind die moslimischen Eltern von Sali, die – weil unvorbereitet – ziemlich ausrasten; da ist der Alltag. Auf dem Spielplatz; in der „Irritation“ bei Polizisten; sogar bei der Kinderärztin (die sich aber angesichts des schwulen Paares mit ihrem Kleinkind im Wartezimmer sehr bald „beruhigt“).

Was mich angenehm überrascht und hocherfreut: „Zum Verwechseln ähnlich“, was für ein schöner pointierter deutscher Titel, ist keine Klamotte, sondern eine liebevolle, fein-listig-kluge, wunderschön-unterhaltsame Komödie: über Widrigkeiten des Alltags beim Nachbarn, und sicherlich nicht nur dort. Bauch wie Kopf werden gleichberechtigt angesprochen. Gefüllt. Diese Absurdität von etwas eigentlich Völlig-Normalem wird ebenso diskret wie fulminant angesprochen, ausgereizt, umarmt. Was für eine schöne Perle von Sinn-Spaß, die am Ende in totale (Kino-HERZliche) Harmonie prima ausläuft. „Unser Film ist mit großer Freude entstanden“, äußert sich Regisseur und Paul-Hauptdarsteller LUCIEN JEAN-BAPTISTE im Presseheft. Dies ist zu spüren und nachzuvollziehen (= 4 PÖNIs).

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