„WORLD TRADE CENTER“ von Oliver Stone (USA 2006; 129 Minuten; Start D: 28.09.2006); Jahrgang ´46 (= am 15. September 60 geworden). Er hat in 30 Berufsjahren (als Drehbuch-Autor/Produzent/Regisseur) nur 15 Filme gedreht, ist aber immerhin dabei 3facher „Oscar“-Preisträger geworden: Für das Drehbuch zu „12 Uhr nachts – Midnight Expreß“ von Alan Parker/1978; als Regisseur für die Filme „Platoon“/1986 sowie für „Geboren am 4. Juli“/1989. Er galt/gilt als d e r politische Provokateur in Hollywood, seine Themen kritisieren „amerikanische Verhältnisse/Zu-/Umstände/Gegebenheiten“: Den Vietnam-Krieg („Platoon“); die zynische Medien-Welt („Talk Radio“/1988); hausgemachte Polit-Skandale/Politiker-Porträts („J.F.K.“/1991; „Nixon“/1995); Thema „Gewalt + (in den) Medien“: „Natural Born Killers“/1994. Der Film „The Doors“ bedeutete 1991 den Biographie-Blick auf die legendäre Pop-Ikone Jim Morrison. Zuletzt aber stürzte Oliver Stone mit seinem Monumental-Schinken „Alexander“ (mit Colin Farrell/2004) ab, sein erster „größerer“ Flop – sowohl künstlerisch wie kommerziell.
Hier jetzt: Eine 65 Millionen-Dollar-Produktion über „private Ereignisse“, die sich, ausgelöst durch den Terror vom 11. September 2001 in New York, TATSÄCHLICH (fast) so abgespielt haben. Also, vorweg (weil einige Kolleginnen/Kollegen einen ganz „anderen Film“ erwarteten/zu sehen hofften): „World Trade Center“ ist KEIN Stoff/Film über Hintergründe/Folgen des 11. September; ist KEIN Film über gegenwärtig (vor allem im Netz) „herumrauschende“ Gerüchte bzw. Verschwörungstheorien in Sachen 11.9.01; ist aber auch KEINE politische Oliver-Stone-Provokation wie etwa Michael Moore´s Attacken in dem Dokumentarfilm „Fahrenheit 9/11“ (2004). Der Film blickt auf eine New Yorker-Polizei-Einheit am Morgen des 11. September 2001. Als das erste Flugzeug in einen der beiden Türme des World-Trade-Center stürzt, wird aus Routine-Alltag (Er-)Schrecken. Cops werden in die U-Bahn-Ebene unter den Türmen geschickt, um Evakuierungen durchzuführen. Ruhig und besonnen führen sie ihre Arbeit aus.
Dann passiert es: Der Turm, unter dem sie sich befinden, fällt zusammen und begräbt das Rettungsteam unter Tonnen von Stahl, Glas und Beton. Von einem Moment auf den anderen werden die Retter zu Opfern. 2749 Menschen sterben, darunter über 300 Polizisten. 20 von ihnen können gerettet werden: Dies ist die Geschichte der Rettung der Retter Nr.18 + 19: WILL JIMENO (Michael Pena) und JOHN McLOUGHLIN („Oscar“-Preisträger Nicolas Cage). 22 Stunden liegen sie dort, schwerverletzt, lebendig-begraben, ehe sie doch noch gefunden werden. Der Film bleibt hart/direkt an den Fakten/Ereignissen um DIESE wahre Geschichte. Ist eine Art realistische wie spannende Studie der Klaustrophobie, der Bewegungs- und somit auch Machtlosigkeit, der Unfassbarkeit wie Hoffnungslosigkeit.
Dabei: KEINE Tricks oder Effekte; KEINE Show + KEIN Heldentum. Sondern „so“ sehr nahegehend/bedrückend/schmerz- wie grauenvoll. Aber auch: Es ist eben auch keine Dokumentation, sondern ein SPIELfilm. Demzufolge mit einer ebensolchen DRAMATURGIE erzählt, inszeniert, „spannend-vorangetrieben“. Aber: Nie Themen- wie personenmäßig ausbeuterisch; nie eklig-spekulativ; nie verlogen; mit LEGETIMEN patriotischen Motiven/Gefühlen. Das Hollywood-Kino präsentiert/zeigt hier SEINE allererste Spielfilm-Sicht zum brennenden Thema, viele werden sicherlich folgen. Das WIE geht unter die Haut; verdient hier durchaus Respekt + Anerkennung (= 4 PÖNIs).