THE WORLD’S END

THE WORLD’S END“ von Edgar Wright (Co-B + R; GB 2012; Co-B: Simon Pegg; K: Bill Pope; M: Steven Price; 109 Minuten; Start D: 12.09.2013); SIE sind DIE drei derzeit angesagtesten Anarcho-Musketiere des britischen Genre-Kinos: Regisseur und Drehbuch-Autor EDGAR WRIGHT, 38; Drehbuch-Autor und Schauspieler SIMON PEGG, 42, sowie Schauspieler NICK FROST, 40. Haben mit ihren bizarren wie handfesten und inzwischen mit Kultgeruch umwobenen Hardcore-Komödien “Shaun of the Dead” (2004) und “Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis” (2007) für kernigen Trash-Zündstoff gesorgt. Nun also der deftige Trilogie-Abschluss um den andauernden privaten wie auch möglichen weltlichen Untergang. Als Gebräu von unverwechselbarem, eigenwilligem Exzentrik-Geschmack, herber Freundschaft, mit drastischem Humor und exzessiven Zechtouren. Also einer gesamt- fragwürdigen Lebensführung, in der handgreifliche Auseinandersetzungen und explosive Überraschungen an der ironischen Tagesordnung sind.

Es beginnt – oder endet, vorerst – am 22. Juni 1990 in dem britischen Vorort Newton Haven. Wo fünf Kumpels ihren Schulabschluss gebührend feiern. Auf der „Goldenen Meile“. Auf der sich zwölf lokale Pubs befinden. Sie saufen, was das Zeug hergibt, schaffen es aber nicht in die Zielgerade. Wo sich die letzte Saufstätte mit dem schönen Namen „The World’s End“ befindet. Zu voll sind sie. Und inzwischen auch dezimiert. 20 Jahre später sind sie alle bürgerlich etabliert. Mit Jobs, Ehefrauen und dem üblichen altersgemäßen spießigen Krims und Kram. Alle, bis auf ihren immer noch redseligen An- und Verführer Gary King (Simon Pegg). Er hat zwar inzwischen die 40 erreicht, ist aber anscheinend immer noch „der tollkühne Boy“ geblieben. Trommelt „die Bande“ mit einigen Tricks und Gags zusammen. Gemeinsam geht es zurück in ihre Kleinstadt und Kindheit, um DAS einstige Erlebnis, also DIE Sauftour ihres Lebens, zu wiederholen. Nur diesmal – so die Planung – bis zum tatsächliche Ende, in eben jenem legendären „The World’s End“-Schuppen. Anfangs, nüchtern, stänkern sie noch gehörig an „The King“ herum, von wegen seinem nervenden spätpubertären Enthusiasmus, dann aber lockert sich die bierselige Stimmung. Mehr und mehr. Man zieht quasi eigene Bilanz. Von wegen nicht bewältigter Frustrationen, verdrängten Rivalitäten und Ego-Kränkungen. An denen man sich erinnernd abarbeitet. Und – es wird plötzlich sogar spannend. Gar aufregend. Denn so voll sie sich auch bei diesem Kneipenmarathon zudröhnen, kriegen sie dennoch mit, dass sich in ihrer Ex-Lebensregion einiges „scharf“ verändert hat. Dabei geht es plötzlich nicht nur um ihre eigene Existenz, sondern auch um DIE der gesamten Menschheit. Stichwort: Außerirdische haben die „unfertigen“, „bekloppten“, vielfach – aus ihrer Sicht – völlig kaputten, also unzivilisierten Menschen gegen ebenso nette wie ziemlich einsilbige Roboter „ersetzt“. Damit „Mensch“ endlich zum nur noch friedfertigen Wesen auf unserer Erde gerät. Sozusagen völlig DNA- perfekt. Lieb. Und gütig. Die weltweite Vereinheitlichung der totalen Glückseligkeit wird angesteuert. Was die saufenden und in starke Wallung geratenen fünf „Unholde“ natürlich nicht hinnehmen wollen. Also ändert, besser – verändert sich die Tour durch ihre Nacht extrem. Richtung rabiat. Schlagfertig. Um nicht, also doch zu sagen – wüst. Interessant „phantasievoll“. Motto: Wir lassen uns doch die freie, selbstbestimmte Anarchie „und unsere Blödheiten“ nicht klauen. Und schon gar nicht von diesem faustischen PIERCE BROSNAN- Alien-Anführer.

Wo primitiv gehobelt wird, rollen auch hohle Köpfe. Reichlich. „The World’s End“ ist eine coole Parodie. Auf alles, was schmutzigen Spaß macht. Mit vielen witzigen Einfällen. Frechen, „ausgespielten“ Ideen. Und mit Zitaten an Klassiker wie „Die Körperfresser kommen“, „Die Frauen von Stepford,“ in der hauptsächlichen Kerle-Version, oder auch John Carpenters Schocker „Sie leben!“. Mit viel blauem Blutfluss. Samt virtuosem Horror-Charme. Dank der brillanten britischen Klasse-Akteure. Das Schnauf-, Sauf- und Hau-Ensemble ist kein flapsiges Affenrudel, sondern ein sehr gut ausgewählter Haufen (fast) seriöser wilder Hunde. Von der überzeugenden Sorte – wehe, wenn sie losgelassen. Um das zweite Ich grölend herauszulassen. Aus diesen doch braven Dr. Jekylls werden lakonische Hyde-Brüder. Die sich der verordneten netten Gleichförmigkeit munter widersetzen. Neben Simon Pegg als Radau-„King“ (der „Scotty“ aus den neuen „Star Trek“-Movies), dem stämmigen Nick Frost („Radio Rock Revolution“) als gestanden- bäriger Großbrillen-Anwalt Andy ist auch die sonst so exzellent- schmierige, dämonisch-kalte Rollentype EDDIE MARSAN, 44 („Spurlos – Die Entführung der Alice Creed“) als sanfter Autohändler Peter mit von der furiosen Party-Mucke. Sowie PADDY CONSIDINE, 39 („Hot Fuzz“) als eigentlich solider, aber nun auch wieder in Sam (Rosamund Pike/ein Bond-Girl aus „Stirb an einem anderen Tag“) verliebter Architekt wie Oldie-„Pennäler“. Sie ist die Schwester vom fünften im Bunde, Oliver, genannt „O-Man“, der Makler, der von MARTIN FREEMAN, 41, listig leise- schlau interpretiert wird. Martin Freeman ist auch bei uns bekannt und geschätzt über seine Rolle als Dr. John Watson in der überragenden BBC-Serie „Sherlock“ (= die nächsten drei Folgen kommen endlich demnächst) sowie als Titelheld Bilbo Beutlin in der neuen, mehrteiligen Peter Jackson-Adaption des Tolkien-Romans „Der Hobbit“.

Ein erstklassiges und dann auch ulkig- „kampfstarkes“ und dabei immer auch SEHR atmosphärisches Kerle-Ensemble. So etwas wie die lakonische britische Antwort auf die herrlich überdrehten US-Tölpel-Boys von / aus „HANGOVER“. Was für ein feuriger, scharfer britischer Kollektiv-Streich. Ist dieser wunderbar hemmungslose Genre-Mix. Die „Buddys“ im Weltuntergang-Fieber behaupten sich unterhaltungsprächtig (= 4 PÖNIs).

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