„WOLFMAN“ von Joe Johnston (USA 2009; 125 Minuten; Start D: 11.02.2010); der heute 59jährige amerikanische Designer und Regisseur war viele Jahre bei Populär-Produktionen wie den drei ersten „Star Wars“-Hits (1977: „Krieg der Sterne“; 1980: „Das Imperium schlägt zurück“ und 1983: „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“) mit-dabei, war Mitarbeiter für Effekte + Szenenbild. 1981 bekam Joe Johnston den „Oscar“ für die „Besten visuellen Effekte“ beim Indiana-Jones-Debüt „Jäger des verlorenen Schatzes“ von Steven Spielberg. Seit 1989 ist der gebürtige Texaner auch als Regisseur tätig und hat Genre-Streifen wie „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“, „Jumanjii“ (1995) und „Jurassic Park III“ (2001) inszeniert. Sein neues Werk basiert auf dem US-Horrorfilm-Klassiker „The Wolf Man/Der Wolfsmensch“ von George Waggner aus dem Jahr 1941, nach einem Drehbuch des gebürtigen Dresdners Curt Siodmak (1902-2000), der seit 1937 in Los Angeles lebte und arbeitete. Johnston und seine beiden Drehbuch-Autoren Andrew Kevin Walker und David Self haben das Original-Drehbuch von Curt Siodmak „behutsam“ modernisiert, aber die Geschichte weitgehend belassen/übernommen.
Wir befinden uns im viktorianischen Großbritannien von 1861. Wo der Schauspieler Lawrence Talbot nach jahrelangem Amerika-Aufenthalt in London Theater/Shakespeare/Hamlet spielt, als ihn ein Hilferuf der Frau seines Bruders Ben schriftlich erreicht. Dieser sei verschwunden, er möge mithelfen, ihn zu finden. Lawrence (Benicio Del Toro) kehrt in sein Heimatdorf Blackmoor nach langer Abstinenz zurück, wo sein Vater in einem zerfallenden Gebäude haust/hausiert. Dieser, Sir John Talbot, zeigt sich als ebenso „befremdend“ wie freundlich und undurchsichtig. Als die Leiche von Ben übelst zerstümmelt aufgefunden wird, beginnt der Alptraum. Ein „Monster“ gilt es zur Strecke zu bringen. Doch als Lawrence selbst gebissen und verletzt wird, beginnen auch in ihm „die Dämonen“ „zu arbeiten“….. Das Genre des WERWOLF-Films lebt wieder auf. Siehe Titel. Ohne vielem Wenn und Aber, ganz direkt, ganz klar. Und außerordentlich blutig. Sowie natürlich logikresistent. Wie es sich für das Genre nun einmal gehört. Das heißt: Zartbesaitete, Sensibilisten oder toleranzfreie Cineasten seien gewarnt – hier geht es kräftigst „zur Sache“. Wie in den guten alten „neuen“ Werwolf-Happenings ala „Der Fluch von Siniestro“ (1961, mit Oliver Reed) oder „Wolf – Das Tier im Manne“ (1994, mit Jack Nicholson). Hier nun ist ein überaus spannender, unterhaltsamer Genre-Spaß zu annoncieren, den Vollprofis (für ca. 80 Millionen Dollar) klasse realisierten. Außen wie „innen“; Im Outfit wie im Darstellerischen.
Zum superben Klamotten-Spektakel: „Wolfman“-Kostümbildnerin MILENA CANONERO versteht ihr Handwerk glänzend, mit viel Augenverstand wie hier auch wieder, war bereits 8 x für den „Oscar“ in ihrem Fach nominiert und erhielt diesen bislang 3 x zugesprochen („Barry Lyndon“ von Stanley Kubrick/1975; „Die Stunde des Siegers“ von Hugh Hudson/1980; „Marie Antoinette“ von Sofia Coppola/2006). Während RICK BAKER bekanntlich zu den am meisten ausgezeichneten Make-up-Künstlern Hollywoods zählt und bislang gleich 6 x mit dem „Oscar“ in seinem Fach belobigt wurde (u.a. für „Men In Black“; „Der Grinch“ oder „Der verrückte Professor“ und „Ed Wood“). Was Baker (einst auch für die vorzüglichen Masken in „Der Planet der Affen“ verantwortlich) hier wieder faszinierend herbeizaubert, braucht sich hinter der furchterregenden Maske von LON CHANEY im Original von 1941 nicht zu verstecken. Ganz im Gegenteil: Seine Monster-Abbildung ist vom Allerfeinsten. Auch im Doppel (= versteht man erst hinterher, wenn man den Film gesehen hat). Auch kommt die Geschichte von den ignoranten, tumben, aggressiven Bewohnern und ihren „unglücklichen“ heißblütigen Attacken prächtig ´rüber. So daß man „dem Monster“ es teilweise gar nicht übel nehmen kann, wenn er „diese Dorf-Kanaillen“ zünftig massakriert.
Der dramatisch-wuchtige wie typische Horror-Sound von DANNY ELFMAN „spielt“ bekannt wie verräterisch stimmig mit, und Kameramann SHELLY JOHNSON versteht es prima-atmosphärisch, passend-düstere Schauer-Motive zu entwickeln. EMILY BLUNT (Chef-Assistentin von Meryl Streep in „Der Teufel trägt Prada“) als Bruder-Witwe Gwen fällt kaum auf. Denn die männlichen darstellerischen „Rampensäue“ sind es natürlich, die hier für den attraktiven Dauer-Kick sorgen. In Bewegung, Emotionen und diesem prickelnden Dr. Jekyll/Mr. Hyde-„Charme“. Die beiden „Oscar“-Preisträger BENICIO DEL TORO („Trafic – Macht des Kartells“/2001; wird nächste Woche 43) und Sir ANTHONY HOPKINS (der kannibalistische Dr. Hannibal Lecter in „Das Schweigen der Lämmer“; ist Silvester 73 geworden) spielen sich als Sohn und Vater die geheimnisvollen wie dann auch blutigen Pointen-Bälle geschickt wie undurchsichtig zu und lassen prächtig „Dampf ab“. Das Vollmond-Kino darf sich mit einem neuen Hit schmücken: „Wolfman“ gehört in die beißerische Filmspitze (= 4 PÖNIs).