WER WIR SIND UND WER WIR WAREN

PÖNIs: (4,5/5)

„WER WIR SIND UND WER WIR WAREN“ von William Nicholson (B + R; GB 2018; K: Anna Valdez-Hanks; M: Alex Heffes; 101 Minuten; deutscher Kino-Start: 29.7.2021);

WUNDERBAR. Titel = „WER WIR SIND UND WER WIR WAREN“. Von WILLIAM NICHOLSON (B + R). GB 2018; 101 Minuten. Ab jetzt in unseren Kinos. Das ist selten. Zwar freut man sich auf die bekannten und hochgeschätzten Schauspieler bzw. zwei Hauptdarsteller, die vierfach „Oscar“-nominierte ANNETTE BENING (u.a. „Oscar“-Nominierung für „American Beauty“) und BILL NIGHY („Radio Rock Revolution“), aber dass diese „Figuren“ einen in einem Gesprächsfilm dermaßen an-tackern, verblüffen, einnehmen, überrascht schon. Von wegen – Das Gehen; das Schauen; das Denken; die Gedichte; Worte verlieren ohne vergessen zu werden; DIESE beiden Akteure, in die man fasziniert versinkt. Eintaucht. Empathie allgegenwärtig. Bald drei Jahrzehnte sind Grace und Edward verheiratet. Grace setzt ihm zu. „Das ist Wikisieren, kein Gespräch“. Will Reaktionen. Doch Edward hält sich zurück, ist für eine gemeinsame „Ruhe“. Als der erwachsene Sohn Jamie (JOSH O´CONNOR) auftaucht, offenbart sich sein Vater: „Ich werde gehen. Ich kann Grace nicht glücklich machen. Ich bin der Falsche dafür. Sie ist ohne mich besser dran“. „Ich habe mich bemüht, 29 Jahre lang“, offenbart er Grace. Die die Ehe unbedingt retten will. Doch Edwards praktischer Entschluss steht fest. Zumal er sich verliebt hat. In die Mutter eines Schülers: Angela. Walker. Für Grace eröffnet sich ein verbaler Kampf: „Männer denken und fühlen nicht. Die haben keine Gefühle“.

Die Frau, der Mann. Eine selbstverständliche Kampf-Situation. Er will und kann nicht mehr. Dieses Zusammenleben (er-)dulden. Bemüht sich, „human“ zu bleiben. Sie versucht zurück-zu- sprechen. Für „Klärung“ zu sorgen. Zeigt sich als willensstarke Exzentrikerin. Die aufbraust und „Das Neue“ weder begreifen noch akzeptieren will. Wütend und traurig krallt. Er verabschiedet sich derweil. Innerlich sowieso, nun auch äußerlich.

Der britische Schriftsteller WILLIAM NICHOLSON, Jahrgang 1948, ist Drehbuchautor und hier Debüt-Regisseur. 2000 wurde für sein Drehbuch zum Film „Gladiator“ für den „Oscar“-nominiert, 2015 wurde er mit dem „Order of the British Empire“ ausgezeichnet. Sein Regie-Debütfilm ist eine Wonne. Ist ein sensibles, vielschichtiges, berührendes Familiendrama über ungeahnte Schicksalsaschläge, verblüffende Kehrtwendungen und die Macht der Hoffnung. In hypnotischen Bildern (Kamera: Anna Valdez-Hanks), der Film spielt in einem wunderschönen, von traumhafter Natur umgebenen Haus im südenglischen Küstenstädtchen SEAFORD, schildert Regisseur William Nicholson den Zerfall einer Familie, was auf gänzlich klischeefreie Art und Weise zu einer neuen Ordnung führt. Das dies SO verständlich, begreifbar wird und einen dermaßen stark vereinnahmt und mit-nimmt, ist den beiden überragenden Lenkern und Denkern Grace & Edward = Bening & Nighy zu verdanken. In diesen chaotischen Zeiten kann dieser meisterliche Streifen als exzellenter Schicksals-GENUSS gefeiert werden (= 4 1/2 PÖNIs).

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