PÖNIs: (4,5/5)
EMPATHISCH. INTENSIV. TIEFER GEHEND. Zum Heulen GUT. 107 Titel = „WE LIVE IN TIME“ von John Crowley (GB/Fr 2023; B: Nick Payne; K: Stuart Bentley; M: Bryce Dessner; 107 Minuten; deutscher Kino-Start: 09.01.2025). Normalerweise laufen die Positionen eines Films wie eine Zeitmaschine. Hintereinander. Geordnet. Hier spielt Zeit eine Wirbelrolle. Bedeutet – Zeit ist linear. Doch die Erinnerungen sind es nicht. Sie besitzen keine Zeitleiste und keine Planvorgabe. Als sich Almut (FLORENCE PUGH) und Tobias (ANDREW GARFIELD) begegneten, veränderte dies beider Leben schlagartig. Alles andere als „normal“. Sie verliebten sich, bauten ein Haus und gründeten eine Familie. Und haben etwas mit Dingen zu tun wie: Was bleibt von unserem Leben, wenn wir darauf zurückblicken? „WE LIVE IN TIME“ bemüht sich genau DAS einzufangen: den Zauber, die Besonderheit des Moments. „Irgendwann“ ist nicht bestimmend, sondern, beziehungsweise vielmehr, jeder bewusste Moment prägt ihre Liebes-Gemeinschaft. ZEIT ALS DAS KOSTBARSTE GUT. Darum geht es. Wenn im Dasein von einem Paar „die Eingriffe“ starten. Mit zusammenhängenden Fragen: Sollen wir SO weiterleben oder GANZ ANDERS? Damit ist der Film bei seinen verschiedenen Begegnungen stets eine sofortige Mitnahme von Gedanken, Gefühlen, Problemen. Ohne dabei anstrengend oder verkrampft zu sein. Almut und Tobias erscheinen wie mit Leerstellen besetzt, die von den Parkettbesuchern mit deren Empfindungen zusammengefügt werden. Die beiden Hauptdarsteller harmonisieren beeindruckend in ihrer Sprunghaftigkeit, in Pausen, gefüllt mit Blicken und Gesten, in die wir uns eingemeinden. Das Leben als Rekonstruktion. Atmosphärisch im starken Schweigen. Und = mit: Taschentücher bereithalten. Um dann die Beobachtungen „wirken“ zu lassen.
Ein großartiger Emotionsgigant, das ist diese filmische Überraschung. Motto: Einfach prächtig (4 1/2 PÖNIs).