PÖNIs: (4,5/5)
Die ganze Welt erstickt in Chaos und Krieg. Die ganze Welt? Aber nein. In BHUTAN, einem kleinen buddhistischen Königreich in Himalaya, ist die Welt noch in Ordnung. Bis der König auf die Idee kommt, sein Volk glücklich machen zu wollen, indem er ihnen zuerst Zugang zu Internet und Fernsehen gibt und dann auch noch die Demokratie einführt. „Wir sind doch schon glücklich“, denken die Menschen verwirrt. Sie sollen begreifen wie Wahlkampf funktioniert, während nebenan ein so genannter „007“ im wackelnden TV rumschießt. Dem alten, hochverehrten Lama reicht es. Er beauftragt einen jungen Mönchen, ein „wichtiges“ Gewehr heranzuschaffen und kündigt eine baldige Zeremonie bei Vollmond an. Die Spannung ist riesig … Aber was will der Lama mit dem Gewehr?
Und, zudem, es taucht auch ein Amerikaner auf, der unbedingt – auch ein, also d a s Gewehr benötigt. Und bereit ist, dafür viel Geld zu bezahlen. Der eifrige Mönch Tashi, der besonnene Lama und der Business-Ami und noch ein paar neugierige Mitläufer sorgen für eifrige wie hübsche Stimmung.
Für seinen ersten Spielfilm „LUNANA – DAS GLÜCK LIEGT IM HIMALAYA“ wurde der Autoren-Regisseur PAWO CHOYNING DORJI 2019 für einen „Oscar“ in der Kategorie „Bester internationaler Film“ nominiert. Auch für „The Monk And The Gun“ (Originaltitel) wurde von Bhutan für den Academy Award eingereicht. Mit viel Humor weckt das Team eine tiefe wie lächelnde Sehnsucht nach dem Schlichten, dem einfach Schönen. Nach einem Leben, in dem sich die Menschen wieder wirklich verbunden fühlen und all das Konstruierte in unserer Welt wahrlich nicht brauchen, um glücklich und erfüllt zu leben. Verstärkt wird diese Anmutung durch die folkloristischen Klänge des Komponisten Frédéric Alvarez, der die immer wieder leise musikalische Farbtupfer zum burlesken Geschehen hinzufügt. Ausnahme. Man fährt in einem alten Auto und setzt laute moderne „Töne“ hinzu.
Ach so ja, In einer simplen Gaststätte wird „schwarzes Wasser“ serviert. Also eine Cola. Bevor die erste Testwahl mitspielt. Was für die Wahlleiterin Tshering Yangden harte Überzeugungsarbeit bedeutet. Und natürlich auch immer mit der diskreten Frage einherläuft – Was will der Lama nun wirklich mit dem Gewehr beziehungsweise mit denn dann gleich zweien???
Am 24. März 2008 fanden in Bhutan die ersten demokratischen Wahlen statt , und sie vollendeten einen beispiellos friedlichen Übergangsprozess. Seither hat sich das Land der Welt geöffnet und sich modernisiert, während es weiterhin seinen Platz sucht in einer Welt des steten Wandels.
Ein wunderbarer weltlicher Satire- und Denk- und wunderbarer Empfindungs-Stoff. Zum Viel-Mögen (= 4 1/2 PÖNIs).