„VERRÄTER WIE WIR“ von Susanna White (GB 2014; B: Hossein Amini; nach dem gleichn. Roman von John le Carré/2010; K: Anthony Dod Mantle; M: Marcelo Zarvos; 107 Minuten; Start D: 07.07.2016); sein eigentlicher Name ist David John Moore Cornwell. Er wurde am 19. Oktober 1931 in Poole, Grafschaft Dorset in Südwest-England, geboren. Er studierte in Bern und Oxford Germanistik, bevor er in diplomatischen (Nachrichten-)Diensten u.a. in Bonn und Hamburg tätig war. 1964 quittierte er den Dienst und widmete sich fortan unter seinem Künstlernamen JOHN LE CARRÉ der Schriftstellerei. 24 Romane hat er bislang veröffentlicht, zuletzt 2013 mit „A Delicate Truth“, der 2013 bei uns unter dem Titel „Empfindliche Wahrheit“ herauskam. 2005 vergab die britische „Crime Writers‘ Association“ (CWA) anlässlich der 50. Verleihung einen speziellen „Dagger of Daggers“ für den besten Kriminalroman der letzten 50 Jahre. Preisträger war John Le“ Carré mit seinem Agenten-Roman „The Spy Who Came In From The Cold“ („Der Spion, der aus der Kälte kam“ von 1963. Der gleichnamige Schwarz-Weiß-Film von Martin Ritt aus dem Jahr 1965 (mit Richard Burton/Oskar Werner/Peter van Eyck) gilt als Meisterwerk des Kalten-Kriegs-Films. Apropos, viele der Werke von John Le Carré wurden für das Fernsehen und das Kino adaptiert; kürzlich erst wurde die großartige britische TV-Mini-Serie „Der Nachtmanager“ bei uns herausgebracht, basierend auf dem gleichnamigen Carré-Roman von 1993, und jetzt hat sich das Kino die Adaption seines 2010 erschienenen Spannungswerks „Verräter wie wir“ gesichert. Eine Investition, die sich gelohnt hat.
Es kriselt in der Ehe des „luftigen“ Oxford-Dozenten Perry (EWAN McGREGOR) und seiner Ehefrau, der erfolgreichen Anwältin Gail (NAOMIE HARRIS). Deshalb soll ein romantischer Marrakesch-Urlaub wieder die eheliche „Stimmung“ herstellen. Doch dann läuft ihnen der „wilde“ wie reiche wie offensichtlich lebensfrohe Russe Dima (STELLAN SKARSGARD) über den Weg. Und identifiziert sich als oberster Geldwäscher der Russen-Mafia. Die gen Großbritannien zu expandieren beabsichtigt; dort eine eigene Bank eröffnen will und damit Milliarden-Geld hereinbringen und „waschen“ möchte. Was der britischen Chef-Regierungs-Chef-Etage gar nicht einmal so unrecht ist, bedeutet dies doch ein enormes wirtschaftliches Wachstum für das Land. Wogegen wiederum der britische Geheimagent Hector (DAMIAN LEWIS) „moralisch“-politisch votiert. Und eigene, unautorisierte Ermittlungen anstellt. In denen er mit dem Ehepaar Perry & Gail in Kontakt kommt, denn Dima hat ihnen gesteckt, dass er die Seiten wechseln will. Und „gute Informationen“ mitbringt, wenn seine Familie und er von den Briten aufgenommen und geschützt werden. Denn die neue Generation an der Spitze der Mafia will ihn abservieren, also muss er handeln. Doch die Briten-Seite bockt. Schließlich winkt doch gerade das sehr viele neue russische Schwarz-Bank-Geld, das man gut und gern wie diplomatisch-„sauber“ in die eigene Wirtschaftskasse mit-einstecken möchte. Was heißt und bedeuten denn schon Moral–Werte heutzutage, wenn es um so enorm viel (Macht-)GELD geht.
Dazwischen beziehungsweise mittendrin: Der „interessierte“ Oxford-Typ. Der neugierige Perry. Irgendwie an „außergewöhnlichen Erlebnissen“ interessiert. Also lässt er sich als Tarn-Figur mit-einspannen. Ebenso wie dann auch seine Ehefrau. Die Jagd ist eröffnet. Wobei sich die Unterschiede zwischen „Richtig“ und „Falsch“, „Gut“ oder „Schlecht“, völlig verwischen. Wenn es sie denn überhaupt mal gegeben haben mag. Die globalen Zeiten, so John Le Carré in seinem Roman und hier im Film, wo er auch als „Ausführender Produzent“ mit-beteiligt ist, haben alle unmoralischen, also verbrecherischen Kanäle geöffnet. Die Gier ist unaufhaltsam. Und besonders auch in den politischen Entscheider-Etagen inzwischen fest platziert. Und: Dagegen-Argumente werden nicht geduldet.
Eine brisante Spannungs-Performance. EWAN McGREGOR als „Hippie“-Dozent, der sich auf verlockenden Abenteuer-Geruch einlässt, mimt genüsslich einen Hasardeur „auf Probe“. Die neue „Bond-Miss Moneypenny“ NAOMIE HARRIS als taffe Ehefrau Gail wird charakterlich dagegen schwächelnd durchleuchtet; ihr nimmt man die plötzlich volle Unterstützung für ihren Amateur-Agenten-Gatten nicht glatt ab. Ein wunderbarer Aufreger dagegen: Der skandinavische Weltstar STELLAN SKARSGARD als prächtiger Russen-Rüpel Dima, eine Art Pop-Stalin, im Saufen, „Machen“ beziehungsweise mörderischem Tricksen. Wenn es um die eigenen Überlebensinteressen geht.
Der neue John Le Carré – „VERRÄTER WIE WIR“ – jedenfalls kann sich insgesamt gut sehen und clever denken lassen. Ein spannender KINO-Hochkaräter (= 4 PÖNIs).