PÖNIs: (4/5)
„ÜBERFLIEGER – KLEINE VÖGEL, GROSSES GEKLAPPER“ von Toby Genkel und Reza Memari (B + R; D/Belgien/Luxemburg/Norwegen 2015-2016; Art-Direction: Stephane Lecocq; Animation-Director: Kenneth Vandel; Charakter-Design: Christian Puille; M: Éric Neveux; 84 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.05.2017); in Sachen Animation sind die Amis – mit u.a. Disney-Pixar – federführend. Da wird für jeden neuen Film die teure Marketing-Maschine in Werbe-Gang gesetzt. Frühzeitig wie ausgiebig. Andere Trick-Movies, besonders die europäischen, haben es dagegen schwer(er). Hoffentlich schafft es dieser neue ,,prächtige“, überzeugende Animations-Spaß, Publikums-Neugier und -Interesse zu erreichen. „Richard the Stork“, so der Originaltitel, erstmals hierzulande auf der diesjährigen Berlinale – innerhalb der Sektion „Generation Kplus“ vorgestellt – hätte es verdient.
Am Anfang: ein Missverständnis. Richard, der kleine Spatz, pellt sich aus dem Ei, als es kurz davor seine Eltern „erwischt“ hat. Ein Marder. Und was erblickt Richard: Aurora und Claudius. Ein Storchen-Paar. Folglich hält er DIE für seine Eltern. Und sich, natürlich, auch für einen Storch. Der mit Storchen-Sohn Max auch gleich einen guten Freund an seiner Seite weiß. Die Einwände von Claudius, dem „Papa“, werden beiseite geschoben, zu süß ist dieser vergleichsweise winzige Familien-Neuling, der kleine Frechdachs von Spatzen-Storch. Der sich dann aber der Realität stellen muss. Als es Herbst geworden ist, macht sich die Familie Storch, gemeinsam mit ihren Artgenossen, auf den weiten Flug-Weg nach Afrika. Um dort zu überwintern. Schweren Herzens wird Richard zurückgelassen. Doch was so ein richtiger „Feger“ ist, der akzeptiert dies natürlich nicht. Und muss seiner Storchen-Sippe unbedingt hinterher. Fliegen. Auf ganz eigene Faust, beziehungsweise Flügel. Unter Benutzung von Bus, Bahn und Fähre.
Neulich waren ja schon mal, amüsant-turbulent, „Störche im Anflug“ (s. Heimkino-KRITIK), diesmal stellt sich ein kesser Spatz in den Vergnügungs-Mittelpunkt, der es unbedingt darauf anlegt, nicht nur als „richtiger Storch“ durchzustarten, sondern auch auf „seine Familie“ besteht. Motto: Zusammenhalt. Zuneigung. Freundschaft. Will erflogen sein. Natürlich begegnet Richard auf seinem Trip to Africa – über Frankreich, Italien und Spanien – sehr eigenwilligen und deshalb höchst köstlichen tierischen Kumpanen. Die zu fröhlichen Helfern werden. Wenn man sich denn mal zusammengerauft hat. Genannt seien: Die etwas zu groß geratene und aufgrund kindlicher Ereignisse leicht traumatisierte Zwerg-Eule Olga (gesprochen von NICOLETTE KREBITZ) und ihr imaginärer „Mr. Harvey“-Freund Oleg; quasi ständig „bekiffte“, weil auf Überlandleitungen „parkende“ und deshalb total aufgedrehte Internet-affine Tauben mit ständigen Online-Surf-Kontakten; die hysterische Wellensittich-Lady Kiki, die aus einem schäbigen Karaoke-Kneipen-Käfig-Gefängnis befreit wird und unbedingt zum Gesangsfestival nach Sanremo möchte, um als gefiederte Disco-Queen groß herauszukommen. Alle dann zusammen: Gemeinsam sind wir wer. Und, manno, auch ziemlich stark.
Prima-Klima. Frisch, fröhlich, fabelhaft. Mit vielen stimmungsvollen wie atmosphärischen Ideen. Und knackig-knallig-bunten tierischen Menschen-Typen. Deren herrlich turbulente Abenteuer swingen. Emotional mitreißen. Für die filmische Familien-Planung: Es lebe der aufmüpfige Spatz in uns allen (= 4 PÖNIs).