„TRAINSPOTTING – NEUE HELDEN“ von Danny Boyle (GB 1995; B: John Hodge; nach dem Roman „Trainspotting“ von Irvine Welsh/1993; K: Brian Tufano; M: Damon Albarn; 94 Minuten; deutscher Kino-Start: 15.08.1996).
„Trainspotting“, eine Metapher für völligen Unsinn. Und: der Titel für einen der aufregendsten britischen Filme der letzten Jahre. Geschaffen vom Team um den Regisseur DANNY BOYLE, der vor zwei Jahren bei den Filmfestspielen von Cannes mit seinem Debütfilm “Kleine Morde unter Freunden“ entdeckt wurde. Dabei adaptierten Boyle und sein Autor John Hodge, ein Glasgower Arzt, den 438-seitigen Roman des schottischen Schriftstellers Irvine Welsh. Der Ex-Punker Welsh erzählt darin von einer Clique von Typen, die alle Mitte 20 sind und permanent JA sagen. Mark Renton, genannt Rent (EWAN McGREGOR), weiß Bescheid und kommentiert: “Wir füllen unser Leben mit allem möglichen Scheiß. Mit Karriere und Beziehungen. Und wir machen uns vor, dass das alles nicht total sinnlos ist. Heroin ist eine ehrliche Droge, weil sie alle diese Illusionen zerstört“. Aber nicht nur die Illusionen, sondern gleich auch noch den ganzen Menschen mit. Rent beschließt also aufzuhören.
“Trainspotting“ ist eine gezielte, überraschende Provokation. Im Mittelpunkt: eine verlorene Junkie-Generation, die “ganz normal“ süchtig sein will. Aus ihrer Sicht: Was für andere Alkohol, Fernsehen oder Rauchen ist, ist für Rent und Anhang: Heroin. Das Problem allerdings ist: Sie scheinen sich dabei auch noch zu amüsieren. Doch weil „die guten Zeiten“ nicht ewig dauern und inzwischen auch „bedrohlich“ geworden sind, “dreht“ sich Rent um. Indem er erst einmal seine Kumpels beklaut. Ein guter Start in die Bürgerlichkeit. Seht her, sagt Rent zum Schluss grinsend, und erkennt: Nun bin ich endlich einer von euch.
Der britische Film ist derzeit auf Hochkurs. “Secrets & Lies“ heißt demnächst ein weiteres Highlight. Hier nun aber, in der Mischung aus Groteske und Zynismus, in der Mischung aus Rock ‘n‘ Roll und Drama, wird es ordinär-atemberaubend: “Trainspotting“ hinterlässt eine ähnliche Schock-Wirkung wie einst “Uhrwerk Orange“ von Stanley Kubrick Anfang der 70er: Er kitzelt wütend, aber auch couragiert und unterhaltsam. Mit suggestiven stilistischen Bildern und Tönen dröhnt er effektvoll um den Zeitgeist. “Trainspotting“ ist ein Film, der im eigenen Kopf brennt und – weiterkungelt. Kein schöner, sondern ein faszinierend stinkender Film (= 4 ½ PÖNIs).