Es geht filmisch mal wieder „zur (Unterhaltungs-)Sache“. Das bedeutet, sensible Kunstsachverständige könnten sich „dabei“ ebenso „unwohl“ fühlen wie cineastische Feingeister. Der dazugehörige Film ist eine britische Produktion, entstanden im Vorjahr (größtenteils) in Bulgarien für vergleichsweise preiswerte 8 Millionen Dollar (weil dort die Herstellungskosten sich noch auf „ALDI“-Niveau befinden), die auf dem letztjährigen Fantasy-Filmfest erstmals auf hiesigen Leinwänden zu entdecken war. Zu einem „regulären“ Kinostart bei uns hat es dann danach hierzulande allerdings nicht gelangt (wir fragen auch schon gar nicht mehr, warum…), sondern sie wurde gleich fürs hiesige Heimkino platziert.
„THE TOURNAMENT“ von Scott Mann (GB 2008, B: Gary Young, Jonathan Frank, Nick Rowntree; K: Emil Topuzov; M: Laura Karpman; 88 bis 95 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 07.01.2010; erstmals ungekürzt: 23.07.2013).
„The Tournament“, also „Das Turnier“, bietet – launisch-listig – Action-pur. Beginnt vor 7 Jahren. Wo sich in Brasilien „die Besten der Besten“ duellieren. Joshua Harlow gewinnt. Und kann das blutige Preisgeld triumphierend-erschöpft in Empfang nehmen. Schnitt. Heute. „Wir haben die ganze Stadt abgedeckt“, verkündet stolz der britische Gastgeber. Und: „Da wir die meisten Überwachungskameras der Welt haben, dürfte uns eigentlich nichts entgehen!“ Wir befinden uns im England der Gegenwart. Wo sich 30 der „besten“ Profi-Killer der Welt für das „ULTIMATIVE SPORTEREIGNIS“ zusammengefunden haben. Aus „jeder erdenklichen Disziplin“. Es gilt erneut, den „weltbesten Killer“ zu ermitteln. Motto: 24 Stunden, 30 „Wettkämpfer“, eine Regel: TÖTE ODER WERDE GETÖTET. 10 Millionen Dollar in bar warten auf den Champ. Im Saal des Veranstalters hat sich eine wettgierige, heiße und (SEHR) reiche Meute eingefunden. „Platzieren Sie Ihre Wette“, fordert der moderierende „Aktionator“ auf. Und die profitable Show kann beginnen. Wobei man noch wissen muß, daß den „Sportlern“ in der Nacht zuvor Peilsender im Körper implantiert wurden, so dass sie jederzeit „erreichbar“, sprich sichtbar sind. Wenn sie aufeinander losgehen. Und. Dieser Peilsender hat auch noch eine andere, ganz tückische und absolut tödliche Bedeutung, aber davon erfahren die Teilnehmer zunächst nichts. Der Alt-Champ Joshua Harlow (VING RHAMES/“Pulp Fiction“; „Mission: Impossible“; Remake der TV-Serie „Kojak“/2005) wollte eigentlich nicht mehr mitmischen. Doch vor vier Monaten wurde seine Frau in Miami erschossen. Seitdem ist er wieder „aktiv“. Und hat erfahren, dass sich der Mörder unter den Teilnehmern des aktuellen Turniers befindet. Deshalb tritt er nochmal an. Aber bevor ER „in den Ring“ steigt, müssen erst einmal die Anderen, die bizarren Nebenfiguren, ´ran.
Und wie! Da hüpft und hetzt der französische Akrobat SEBASTIEN FOUCAN über Häuser-Dächer und Autos wild herum wie schon im ersten Neu-Bond „Casino Royale“, wo er Daniel Craig davonjagte. Während „Lost“-As IAN SOMMERHALDER sich als texanischer Cowboy, mit weißem Anzug und dicker Zigarre im Maul, breitbeinig wie irre-feixend durch die fetzige Szenerie schießt und dabei wie eine überkandidelte Tarantino-Figur abrotzt. Und die amerikanische Aktrice KELLY HU, die „Miss Teen USA 1985“ mit chinesisch-hawaiisch-britischen Wurzeln, für den weiblichen Hau-Kräftig-Drauf-Touch sorgt. D e r Superstar aber ist natürlich der obercoole Ving Rhames, der Godfather der Superkiller, aber er bekommt hier „zufällig“ „irdische“ Konkurrenz. In Person eines, sagen wir mal, „ziemlich unglücklichen“ Pater MacAvoys, einem versoffenen Pfaffen (einmal mehr grandios: ROBERT CARLYLE/“Trainspotting“; „Ganz oder gar nicht“), der hier ungewollt in das Turnier „einbezogen“ wird. Und nun überrumpelt, aber überlebensnotwendig AUCH mitmischen muss. Und natürlich sogleich auch mit auf die Wett-Liste gesetzt wird. Ein augenzwinkernder Blasphemie-Scherz über eine verlorene Seele, der zum amüsanten Schwarzen-Running-Dauer-Gag wird.
Wie überhaupt diese wunderbar-bekloppte Show immer doppelbödig wie völlig überhöht-überdreht argumentiert. Auf der einen Seite mit wirklich verblüffenden, tollen handgemachten Action-Motiven (wenn Tanklaster und Busse durch die Gegend fliegen) und mit logik-resistenten Verfolgungsjagden, auf der anderen aber auch mit süffisantem Zynik-Blick auf eine pervertierte, globale Welt des Geldes und der Lust, die jedwede Gier- und Moral-Grenzen gerne überschreitet.
„The Tournament“ ist – SO gesehen – lustig, Neon-dampfend, böse bis schließlich GANZ Seelen-dunkel. Wenn die modernen GLADIATOREN-Kämpfe völlig aus dem blutrünstigen Ruder laufen. Der Film ist – SO gesehen – äußerst unterhaltsam, weil phantastisch rasant geschnitten, typenmäßig glänzend besetzt, spannend in den Gedanken, kurzweilig im Entertainment zusammengefügt, ALSO herrlich frech bis wütend bis explodierend in der unbändigen B-KINO-LUST. Ein hammerhartes Spaß-Spektakel, jetzt im Heimkino (= 4 PÖNIs).
Anbieter: „Ascot Elite Home Entertainment“.