„THERAPIE FÜR EINEN VAMPIR“ von David Rühm (B + R; Ö/Schweiz 2014; K: Martin Gschlacht; M: Beat Solèr; 87 Minuten; Start D: 10.09.2015); nun gut, eine Spielerei. Ein absurdes Poem. Im schmucken Schatten-Milieu. Ort: Wien Anfang der 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Bei Dr. Sigmund Freud (köstlich schusslig-lakonisch: KARL FISCHER) findet sich ein mysteriöser Graf ein. Wir begreifen: Ein Dracula. Mit Namen Geza von Közsnöm. Seines ewigen nächtlichen Da-Seins überdrüssig, tief deprimiert und von seiner Gräfin-Gattin (JEANETTE HAIN) – die andauernd darüber jammert, dass sie sich nicht im Spiegel zu betrachten vermag – einfach nur noch genervt. Der Titel setzt ein.
Ein Vampir benötigt professionellen Psycho-Rat („Selbstreflexion ist nicht meine Sache“). Lernt dabei die junge Lucy kennen (CORNELIA IVANCAN), was sein Blut in Wallung versetzt. Besser: seinen aktuellen Blut- und Nähe-Wunsch. Was folgt, ist bürgerliche Attitüde bei Familie Vampir. Mit Eifersucht, Rosenkrieg, Täuschungen, Lügen zuhauf. Die alten beziehungsreichen Macht-Spiele, nun auch im Dunkel-Reich. Wo es oftmals genauso kleinkariert, zeterhaft und bedrückend zugeht wie bei Otto Normalverbraucher. Nur Freud weiß nicht so recht, was er davon halten soll. Ob das alles „wirklich“ passiert, was er zu ahnen glaubt.
Der Crash der Kulturen. Hier wie dort – vieles ist ungemein anstrengend. Von wegen: Vampire haben auch so ihre Probleme. Die gelöst werden wollen. Sowohl auf herkömmliche wie auf absurde Art. Und Weise. Und: Mit spitzen Zähnen. Natürlich. TOBIAS MORETTI („Das finstere Tal“) ist ein schwermütiger Beißer mit elegantem Charme und lakonischem Wortwitz.
Ein kleiner atmosphärischer Spaß mit einem originellen Neon-„Hammer“(=Produktions=)-Geruch. Motto: Alle haben schließlich eine Macke, auch die Dauerlebenden. Und warum denn auch nicht; schließlich sind sie ja auch bloß Ewig-Krüppel…. (= 3 PÖNIs).