THE GOOD NEIGHBOR

PÖNIs: (4/5)

„THE GOOD NEIGHBOR“ von Kasra Farahani (USA 2016; B: Mark Bianculli, Jeff Richard; K: Alexander Alexandrov; M: Andrew Hewitt; 97 Minuten; deutsche Heimkino-VÖ: 23.11.2017); kürzlich erst im Kaufladen entdeckt. Bin neugierig geworden durch den prominenten Hauptdarsteller JAMES CAAN (der ewige „Sonny Corleone“ in „Der Pate/“Oscar“-Nominierung). Allerdings: Der zur Drehzeit 76-jährige Hollywood-Star („Misery“) drängt sich hier nicht in den Vordergrund, sondern überlässt bei dieser Independent- & Debüt-Produktion des 38-jährigen Set-Designers KASRA FARAHANI („Star Trek“; „Thor“) zwei Kids den spannenden Vortritt. Ethan und Sean (LOGAN MILLER & KEIR GILCHRIST) sehnen sich nach Abenteuerkitzel und damit verbunden: nach Anerkennung durch mediale „Öffentlichkeit“. Sie sind technisch versierte Highschool-Teenager und beschließen, ihren stets missgelaunt auftretenden älteren Nachbarn, einen gewissen Harold Grainey (James Caan), auf die „persönlichen Schliche“ kommen zu wollen („Der gruselige Einsiedler-Psycho von gegenüber“, lautet ihre Begründung und Motivation). Als dieser aushäusig ist, montieren sie verdeckte Kameras in seinem Haus, um ihn ab sofort rund um die Uhr bewachen und „ausspionieren“ zu können. Später sollen ihre „Ergebnisse“ dann im Netz verbreitet werden und auf viel „Publikum“ stoßen. Als Überschrift für ihre „Aktion“ titeln die beiden Jung-Spione, dies sei ein „Heimsuchungsprojekt“. Und eigentlich irgendwie „legal“. Fortan wird Harold mit technischen Spielereien und Foppereien rund um die Uhr beobachtet, behelligt. Beunruhigt. Genervt. Sehr zur Freude seiner „Zuseher“. Jedoch – wieso hält sich der Alte des Öfteren und für dann längere Zeit in seinem Keller auf? Wo Ethan und Sean keine Kameras installiert haben? Die Neugier bei den beiden Jugendlichen ist groß, jedenfalls vor allem bei Ethan. Er drängt darauf, auch dieses „Geheimnis“ unbedingt lüften zu wollen. Und überschreitet damit endgültig intime Privat- und Schmerzgrenzen. Mit schrecklichen Folgen.

Ein Dummerjungenstreich artet aus. Man ist technisch auf Höchststand, also muss man „den“ doch endlich einmal nutzen. Benutzen. Und wer anders als dieser fiese olle Nachbar bietet sich dafür an. Was kann uns schon passieren? Wir haben, besitzen, alle Mittel und Möglichkeiten, deshalb kann uns ja auch gar nichts passieren, wie etwa entdeckt zu werden, und überhaupt: Wir sind doch so clever. Cool. Und Hardcore-Könner. Und dies soll und muss die Welt bald erfahren. Im Netz. Wir sind: die tollsten, angesagtesten Wohnzimmer-Helden.

„The Good Neighbor“, mit dem kleinen deutschen Untertitel versehen: „Jeder hat ein dunkles Geheimnis“, spielt exzellent auf der Klaviatur der Fiktion-Spannung und besitzt dabei viel Realitätsgehalt. Die Möglichkeiten von „ganz normalen“ Überwachungsmechanismen im privaten Alltag sind längst gegeben, signalisiert der Aufreger von Film. Ein Missbrauch ist für „Kenner und Könner“ möglich und machbar wie ein modernes Kinderspiel. Sozusagen: reale Video-Spiele in Eigeninszenierung. Ich mache bzw. verschaffe mir selbst häuslichen Nervenkitzel. Der Zauberlehrling, den wir einst aktivierten, hat sich längst verselbständigt. Und macht, veranstaltet, seinen ganz eigenen (fiesen) Hokuspokus.

Ein fesselnder, interessant-doppelbödiger Spannungsfilm, dessen unterhaltsame Geschichte intelligent schockiert. Und das – untertitelte – Interview mit James Caan bei den Extras ist zudem witzig. Stichwort: der Oldie und sein amüsanter Sarkasmus.

„THE GOOD NEIGHBOR“ zählt zum besseren Heimkino-Angebot, die Empfehlung gilt (= 4 PÖNIs).

Anbieter: „OFDb Filmworks“/“Koch Media“.

 

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