PÖNIs: (3/5)
„THE EDITOR“ von Adam Brooks und Matthew Kennedy (B; Prod.; K; R + Hauptdarsteller; Kanada 2013/2014; Co-B: Conor Sweeney; M: Jeremy Gillespie; 95 Minuten; deutsche Heimkino-Veröffentlichung: 20.06.2017); bisher war es nur ein cineastisches „Spezi“-Genre, doch seitdem im hiesigen Heimkino vermehrt dessen Filme hervorsprudeln, alte wie neue, das renommierte „Fantasy Filmfest“ mit „solchen Filmen“ alljährlich bestens hausieren geht, ist GIALLO auch hierzulande ein Film-Thema. Der „Giallo“, von ital. „gelb“, Mehrzahl: gialli, – der Name leitet sich von der italienischen Bezeichnung für Kriminalliteratur, „letteratura gialla“ („gelbe Literatur“), ab, die auf den gelben Einband der Heftroman-Reihe „Il Giallo Mondadori“ zurückgeht – ist ein spezifisch italienisches Subgenre des Thrillers. Begründet wurde es in den 1960er Jahren vom Regisseur Mario Bava („Blutige Seide“), das dann von Regisseuren wie Dario Argento und Sergio Martino übernommen und weitergeführt wurde und seine filmischen Höhepunkte in den 1970er Zeiten hatte. Bei Gialli-Filmen dreht es sich zumeist um die Aufdeckung einer Mord-Serie. In der Inszenierung werden dabei vor allem detaillierte Mordszenen und Spannungsdetails durch subtile Kameraführung, farbenprächtige Ausstattung und eigenwillige Musik betont.
Die unabhängige kanadische Produktionsfirma „Astron-6“, 2007 gegründet von Adam Brooks und Jeremy Gillespie, hat sich Low Budget-Giallo-Filme auf die Herstellungsfahne geschrieben. War „Vatertag“ 2011 noch eine Horror-Komödie „schlimmster Güte“, ist nun der soeben bei uns fürs Heimkino herausgekommene Streifen „The Editor“ ein ganz auf das Giallo-Genre zielender Blut- & Sex-Spaß-Krimi-Streifen. Angesiedelt im Filmproduktions-Milieu. Wo Rey Ciso (ADAM BROOKS) einst einer der besten Cutter der Filmwelt war. Dann hat er sich versehentlich vier Finger abgeschnitten, die zwar durch „Holzfinger“ ersetzt wurden, doch mit der großen Karriere war finito. Jetzt schlägt er sich für einen Wochenlohn von 75 Dollar mit dem Schneiden von billigen B-Movies herum. Als mehrere Darsteller „seines“ letzten Films am Set ermordet werden, wird auch er verdächtigt. So der Etwa-Inhalt.
Was fortan abläuft, ist jedoch keine in sich geschlossene Story, sondern eine wilde, krude Mischung aus Blut-Fontänen, erotischen Anzüglichkeiten, drastischem Horror, buntem Palaver von verrücktem Personal, wobei das junge-weibliche zumeist, sagen wir mal, sich stets „offenherzig“ herumtrollt. Rasiermesser liegen herum; der zuständige Polizist benimmt sich, nett ausgedrückt, bekloppt; während so an die – gefühlten – 1000 Zigaretten geraucht werden und UDO KIER als Chef einer Irrenanstalt herumdoktort. Und der Schwächling von Editor, ausgestattet mit Tom Selleck-„Magnum“-Schnauzer, selten gleich mitbekommt, was um ihn herum wirklich geschieht. (Wie wir eigentlich auch.) Dafür hat er es mit einer völlig abgeturnten Ehefrau-Bitch Zuhause zu tun, die ihm das Leben sowieso schon zur täglichen Privat-Hölle macht. Klar also, der Depri-Loser muss endlich „aufwachen“, will er nicht völlig abdriften.
Was dies für ein kranker Film ist? Halt ein neuer Giallo-Irrsinn. Entstanden mit einem Ungefähr-Budget von 130.000 Dollar. Inmitten vorgestriger B- bis Z-Movie-Billig-Charme-Atmosphäre. Gedacht zum Gehirn-abschaltendem Amüsemant (unbedingt: mit begleitenden Prozent-Getränken); als ironisch-unterhaltsame Parodie auf drastischen Pulp und poppigen Wahnsinns-Geschmack. Habe lange Zeit derart superb-absurd-obszönes Schmonzetten-Kunst-Kino links liegen lassen; vielleicht war es falsch. Heute bin ich (endlich) auf den guten-schlechten Geschmack gekommen… (= 3 PÖNIs).
P.S.: Die Empfehlung – man sollte sich dann auch unbedingt auf das umfangreiche wie herrlich schwarz-komische, deutsch untertitelte „Making-of“-Bonus-Material einlassen. Von wegen: Wir können alles, außer sauber…
Anbieter: „Pierrot Le Fou“.