PÖNIs: (2,5/5)
„THE CIRCLE“ von James Ponsoldt (B; Co-Produzent + R; nach dem gleichn. Roman von Dave Eggers/2013; USA 2015; K: Matthew Libatique; M: Danny Elfman; 110 Minuten; deutscher Kino-Start: 07.09.2019); unter einem Aufsatz würde stehen: Thema gut, Ausführung verfehlt. Wir befinden uns auf der Erde „technisch“ schon wieder ein Stück weiter. Das Leben ist zunehmend hoffnungsfroher, zielt in Richtung allgemeines Ganzheit-Glück, behauptet ein riesiger Social-Media-Firmen-Moloch beziehungsweise dessen charismatischer Chef Bailey (TOM HANKS). Er propagiert die neue und viel angenehmere Zukunft dank seines Konzerns „The Circle“ Der künftig Dienstleistungen à la Facebook/Google/Apple von seinem Multi-Unternehmen allein anbieten = ausführen kann. In dem er sämtliche Kunden-Daten verknüpft und dadurch von jedem Menschen auf diesem Planeten eine Online-Identität schafft, deren Identität völlige Transparenz nach außen hin bedeutet. So kann man sowohl Kriminalität rechtzeitig entdecken und bekämpfen und Krankheiten können „abgeschafft“ werden. In naher Zukunft wird es keine unlösbaren Probleme mehr geben. Melde dich an bei „The Circle-Family“ und du bist auf immer und ewig beschützt. Glücklich. Sicher. Natürlich müsse man sich gefallen lassen, dass überall, an jeder Oberfläche, eine klitzekleine Kamera mit einer drahtlosen Satelitenverbindung alles aufzeichnet und fürs Internet hochlädt. Damit jeder alles sehen, erfahren, erleben kann, was so auf dem Planeten alles geschieht. Passiert. Motto: „Etwas zu wissen, ist gut, alles zu wissen, ist besser“.
Mae ist begeistert. Mae Holland (EMMA WATSON), eine bisher „graue gesellschaftliche Maus“, die zwar ihren Abschluss an einer Eliteuniversität gemacht hat, aber noch nichts dementsprechendes beruflich „bewerkstelligen“ konnte, ist bei „The Circle“ angenommen, besser: aufgenommen worden. Hat dort einen Job bekommen und stürzt sich voller Lust und guter Laune in dieses feudal ausgestattete Konzern-Universum, mit den lichtdurchfluteten Büros, exklusiven Restaurants, Gratis-Konzerten und coolen Partys. Wo jeder jeden kennt und „mag“. Und noch mehr: Der Firmengründer höchstpersönlich, Bailey, hat sie auserkoren, an einem bedeutsamen Experiment teilzunehmen.
Dass dabei ihre Individualität ziemlich zerbröselt, mag sie empfinden, will sie aber – noch – nicht wahrhaben. Schließlich hat „The Circle“ sogar ihrem schwerkranken Vater helfen können. Doch dann ist taucht dieser mysteriöser Kollege Tyler auf (JOHN BOYEGA) und bemüht sich, ihr Augen und Verstand zu öffnen.
Nach einer Weile stoppt der dann nur noch eindimensionale „Orwell“-Streifen. Alles ist auf dem Tisch; der „Große Bruder“, „The Circle“, bereitet die All-Macht-Übernahme fein-verpackt und viel-versprechend vor, während ein nettes, unschuldiges Naiv-Mädel manipuliert wird – stellvertretend für UNS. Die anfängliche Spannung verpufft mehr und mehr durch im Grunde ständig variierende Wiederholungsschleifen. Dort der feine „Steve Jobs“-Typ Bailey, locker, Bühnen-lässig, mit Kaffeetasse in der Hand, vollmundige Verbal-Verlockungen verkündend und mit tückischem Assistenten drumherum; hier das „kleine Girl“, das sich (zu) lange überrumpeln lässt. Die angestrebte Gesellschaftskritik verkommt beim Film „The Circle“ ebenso zu einer trockenen Botschaft wie sich die diffizilen Fiction-Spannungselemente immer mehr auflösen. Dazu werden die Motive mit dem offensichtlich einzigen Rebellen hier, Tyler, ungeschickt auf Sparflamme gesetzt sowie umständlich erklärt.
Zudem: EMMA WATSON, die ewige „Harry Potter“-Hermine, wirkt zu klein als Gegenpol zur dunklen Pixel-Macht Bailey & Co. Man nimmt ihr das ständig staunende Hin und Her, ich weiß nicht, ich weiß doch, blicke durch, ach nein, was ist los, um dann in einem nicht sehr überzeugenden Coup die Seiten zu wechseln, nicht ab. Während Tom Hanks routiniert mimt und völlig unterfordert ist.
„The Circle“ besitzt wenig von dem Schrecken, von dem er eigentlich warnen wollte (= 2 1/2 PÖNIs).