PÖNIs: (4/5)
„THE BIRTH OF A NATION – AUFSTAND ZUR FREIHEIT“ von und mit Nate Parker (B; Co-Produzent; R + HD; USA 2015; K: Elliot Davis; M: Henry Jackman; 120 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.04.2017); Film-Amerika ist seit geraumer Zeit dabei, Rassen-Verbrechen an afroamerikanischen Mitbürgern aufzuarbeiten. Kritisch unter die Mainstream-Kino-Lupe zu nehmen. Nach „12 Years A Slave“ („Oscar“ 2014/s. Kino-KRITIK), „Moonlight“, der aktuelle „Oscar“-Gewinner, jetzt „The Birth of a Nation“, das Regie-Debüt des afroamerikanischen Schauspielers NATE PARKER, 37, der auch das Drehbuch verfasste, den Film mit-produzierte und die Hauptrolle spielt. Lange wurde dieser Streifen, der beim „Sundance-Festival“ im Januar 2016 erstmals vorgestellt wurde und dort den „Grand Jury Preis“ sowie den „Audience Award“ bekam, als Favorit für die diesjährigen „Oscars“ gehandelt, doch dann wurden Nate Parker lange zurückliegende Vorwürfe zum Verhängnis: 1999 war er angeklagt worden, eine Kommilitonin unter Alkoholeinfluss vergewaltigt zu haben. Er wurde freigesprochen; die Frau nahm sich später das Leben. Nach Bekanntwerden wurde in den US-Medien darüber kontrovers diskutiert. Dabei wurde auch diskutiert, ob Nate Parker nicht selber Opfer einer rassistischen Kampagne wurde. Bei seinem US-Kinostart im vorigen Oktober wurde der Film jedenfalls zum Publikumsflop; nahm nur etwa 15 Millionen Dollar ein. Bei den „Oscar“-Nominierungen ging der Film leer aus.
Er war bislang wenig bekannt: NAT TURNER. 1800 als Sohn einer Sklavin in Virginia geboren, 1831 dort hingerichtet. Ein schwarzer Sklave mit einer „Besonderheit“: Er kann lesen. Nat Turner (NATE PARKER) wächst bei einer Südstaatenfamilie auf, wo die gütige Hausherrin seine Intelligenz erkennt und ihm das Lesen beibringt. Die Bibel ist allerdings die einzig erlaubte Lektüre. Als sein „Besitzer“ (ARMIE HAMMER) in finanzielle Nöte gerät, „verscherbelt“ er Nat des Öfteren als Prediger auf anderen Plantagen, damit die dortigen Sklaven über seine Konsens-Bibelworte „zur Ruhe“ gebracht, also zu stetem Gehorsam und blinder Unterwürfigkeit diszipliniert werden. Dabei sieht Nat die furchtbare Gewalt, die grauenvollen brutalen Auswüchse, denen „Seinesgleichen“ dort ausgesetzt sind: ekelhafte Ausbeutung, schwerste Dauermisshandlungen. Doch erst als seine eigene Frau von weißen Rassisten missbraucht und schwer verletzt wird, beginnt sein Widerstand. Nat, der Mann der Bibel, organisiert mit rund 70 Gleichgesinnten mörderische „Gegen-Attacken“. In der Folge sterben viele Menschen und Turner selbst wird schließlich hingerichtet.
Der widerliche, entsetzliche und nicht aussterben wollende Rassismus. In den USA dieser Epoche ist er immer wieder beziehungsweise weiterhin in den Schlagzeilen. Der Film erzählt „davon“ in der Praxis. Aus der Historie. Als die Methoden barbarisch und von Staatswegen geduldet wurden. Du bist menschlicher Unrat, wenn du „schwarz“ aussiehst; du bist Herrscher, Führer, Lenker, wenn du weiß bist. Kannst, darfst offiziell mit dem „Anderen“ machen was du willst. Zum Beispiel deinen Sadismus gestattet-ausleben. Dass schließlich autoritäre Gewalt Rebellion und Gegengewalt auslöst, hat verheerende Folgen. Für viele Beteiligten.
Nichts filmisch Neues, meinen Sie? (Vielleicht?) Doch: Wohin Ausbeutung, Hass, Unterdrückung führen, zeigt auf sehr eindringliche, ruhig-präzise, wohlüberlegte und außerordentlich spannende Präzisionsweise dieser neuerliche Wut(macher)-Film mit dem ewigen Motto: Was Menschen Menschen antun, um vermeintlich „überlegen“, also „besser“, zu sein. Und vorteilhafter zu leben. Ein aufwühlender, hervorragend gespielter und vehement Kopf-brüllender, bedeutsamer Geschichts-Spannungs-Film, dessen weltweite ideologische „Gültigkeit“-HEUTE das eigentlich Bestürzende ist = darstellt (= 4 PÖNIs).