THANK YOU FOR SMOKING

THANK YOU FOR SMOKING“ von Jason Reitman (B+R; USA 2005; 92 Minuten; Start D: 31.08.2006); das ist der Sohn des Regisseurs IVAN Reitman, der mit komödiantischen wie phantasievoll- spannenden Genre-Filmen wie „Ghostbusters“, „Staatsanwälte küßt man nicht“, „Twins – Zwillinge“ und „Dave“ Klasse-Unterhaltung schuf und große Kino- Erfolge feierte. Der am 19. Oktober 1977 in Montreal geborene Jason arbeitete zunächst als Radio-Moderator, Kurz- und Werbefilmer und adaptierte für seinen Erstling den Roman „“Danke, dass Sie hier rauchen!“ von Christopher Buckley von 1994 (hierzulande als Taschenbuch bei „2001“ erhältlich).

Thema: SATIRE. Und dabei fällt auf, dass es DIE in den letzten Jahren auf der Leinwand rar geworden sind. Gelungene, überzeugende (= gesellschaftsrelevante) „Pikser-Späße“ wie „The Player“ von Robert Altman (1992) oder „To Die For“ von Gus Van Sant (1995/mit Nicole Kidman) bilden inzwischen die Ausnahme. Umso erfreulicher, hier wieder einmal einen SOWOHL blitzgescheiten WIE auch dabei SEHR unterhaltsamen neuen amerikanischen Film annoncieren zu können (USA 2005). Aktuelles Thema, natürlich (s. Titel): DAS RAUCHEN. Bzw.: Das NICHTRAUCHEN. Jeweilige Befürworter wie Gegner „duellieren“ sich gegenwärtig (auch bei uns) sowohl in der Politik wie auch innerhalb der Gesellschaft/Bürger-Parteien. Dabei schlägt sich Jason Reitman AUF KEINE SEITE!!! Vielmehr zielt er auf die Absurditäten eines gesellschaftlichen Konflikts, der derzeit weltweit mit harten (verbalen) Bandagen und vielen falschen Tönen geführt wird.

Dabei im Mittelpunkt: Der nicht unsympathische, selbstbewusste Lobbyist Nick Naylor („Ich vertrete eine Organisation, die 1200 Menschen am Tag tötet“). Der geschiedene Vater eines aufgeweckten Sohnes bemüht sich erfolgreich, öffentlich Sympathiepunkte für die gescholtene Tabakindustrie einzuheimsen. „Baut“ in einer Talk-Show einen an Lungenkrebs erkrankten 15jährigen Jungen pflichtbewusst wieder „auf“ („Es ist in unserem Interesse, dass dieser Junge am Leben bleibt und weiterraucht“) und steht deshalb für die militanten Nichtraucher auf einer Feind-Stufe mit Babyrobbenmördern und Landminenerfindern. Er selbst hingegen versteht sich als Verfechter der von der Verfassung garantierten persönlichen Freiheiten – und das Verrückte-hier ist: Auf herrlich durchtriebene, pointierte, teerschwarze Weise finden seine Ansichten auch bei uns im Kinosaal einige Zustimmung.

In Zeiten politischer Überkorrektheit gelingt es dem Newcomer Jason Reitman tatsächlich, eine ebenso respektlose wie vortrefflich-komische Satire Dauer-lebendig zu halten und dabei ununterbrochen-köstlich zu unterhalten. ALLE bekommen ihre clever-hintergründigen Schmunzel-Hiebe ab, mit anderen Worten: Dieser Film „funktioniert“ einfach blendend. Ironisches Leckerli mit viel Running-Gag-Potenzial: Die augenzwinkerndste Entspanntheit von Nick bedeutet die Ab-und-Zu-Begegnung mit „Gleichgesinnten“: Wenn er seine „M.O.D.“-Clique trifft. Zu den selbsternannten „Merchants of Death“ (Händlern des Todes) gehören neben dem Tabaklobbyisten eine Sprecherin der Alkoholindustrie (Maria Bello) sowie ein Vertreter der Waffenhersteller (David Koechner). Beim Mittagessen vergleicht das muntere Trio gerne die von ihren Produkten verursachten jährlichen Todesfälle. Wobei natürlich derjenige „gewinnt“, der die meisten Leichen verbuchen kann.

Tom-Cruise-Liebchen Katie Holmes spielt übrigens auch kurz (als ehrgeizige/ skrupellose Jung-Journalistin) mit, fällt aber nicht besonders auf oder ab. Darstellerischer Glanzpunkt aber ist AARON ECKHART als Nick Naylor. Der gutaussehende Sonnyboy, bislang aufgefallen z.B. als Biker in „Erin Brockovich“ oder als Reneé -Zellweger-Partner in „Nurse Betty“, spielt angenehm-aufgedreht und spielerisch-lustvoll seinen Antihelden-Helden. Timing/Sprache/Bewegung/Gedanken-Stimmung überzeugen: Ein wunderbarer Akteur. Wie überhaupt das Ensemble gut zusammengesetzt ist und Schwung- wie stimmungsvoll loslegt: WILLIAM H. MACY („Fargo“; „The Cooler – Alles auf Liebe“) will seine Karriere als Senator mit einer Kampagne für Totenköpfe auf Zigarettenschachteln ankurbeln (…im Kino, einst bekanntlich nur so bevölkert von glamourösen Kettenrauchern, qualmen nur noch „Psychopathen oder Europäer“); ROB LOWE („St. Elmos Fire“) mimt eine aalglatten Hollywood-Agenten, der für prächtige Prozente durchaus (opportunistisch-gierig) bereit ist, einen lukrativen Deal zwischen Hollywood und der Tabakindustrie einzufädeln; während „Oscar“-Preisträger ROBERT DUVALL (zuletzt u.a. „Open Range – Weites Land“) glänzend-cool einen ebenso alten wie verdorbenen Tobacco-Patriarchen vorführt.

Also: Die liebe, alte, verlogene PR-Branche oder Wie bringe ich am besten „Heiße Luft“ an die Frau/den Mann oder Klasse-Kino für KOPF und BAUCH! Ein wirklich VOLLENDS gelungener, begeisternder neuer Film (= 5 PÖNIs).

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