PÖNIs: (3/5)
„TERMINATOR: GENISYS“ von Alan Taylor (USA 2014; B: Laeta Kalogridis, Patrick Lussier; K: Kramer Morgenthau; M: Lorne Balfe; ausführende Musikproduktion: Hans Zimmer; 119 Minuten; deutscher Kino-Start: 09.07.2015); ER ist ein Cyborg, also ein Mischwesen aus lebendigem Organismus und einer Maschine. Der Begriff stammt aus dem Kontext der Raumfahrt. Tauchte erstmals 1960 in einem gemeinsamen Aufsatz des österreichisch-australischen Wissenschaftlers Manfred Clynes und des amerikanischen Mediziners Nathan S. Kline für ein US-Fachmagazin auf. Da Cyborgs technisch veränderte biologische Lebensformen sind, wie „Wikipedia“ mitteilt, zählen sie nicht zu den Robotern und sollten auch nicht mit deren Untergruppe, den Androiden, verwechselt werden. Aha.
ER ist also wieder da, der Cyborg T-800, genannt Terminator. „Ich bin alt, aber nicht veraltet“, erklärt Arnold Schwarzenegger gleich eingangs. Süffisant triumphal. Ein Cyborg, ein Zwischending zwischen „Gerät“ und „Mensch“, das – weil offensichtlich mehr „Mensch“ – altert. Ungewöhnlich, ist aber halt so. Erwähnen wir kurz die filmische Historie: 1984 der Beginn, eine brutale Klein-Produktion von James Cameron (Budget: 6,4 Millionen Dollar; s. Kino-KRITIK), mit dem damals 37-jährigen Arnold Schwarzenegger als Böser, die zum Erfolgs- und Kultfilm mutierte. 1991 folgte „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ (s. Kino-KRITIK), mit einem nun „guten“ Arnold-Cyborg; 2003 dann „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ (s. Kino-KRITIK) und schließlich 2008 die Nr. 4: „Terminator: Die Erlösung“ (s. Kino-KRITIK).
Es geht weiter. Teil 5. Als Beginn eines neuen terminatorischen Trios. Bis 2018 sind zwei weitere Folgen geplant, da 2019 die Rechte an James Cameron zurückfallen. Für „Terminator: Genisys“, dem übrigens ersten „Terminator“-Film, der hierzulande eine Jugendfreigabe „ab 12 Jahren“ bekommen hat, sollte man sich im Kosmos der Geschichte besser auskennen. Immer noch duellieren sich Menschen und (die einst vom Menschen geschaffenen) Maschinen. Um die Macht auf dem Planeten Erde. Als die Menschen siegen, ist es nur ein Pyrrhussieg. Denn die „Chefetage“ bei den Maschinen hat getrickst. Und sich Raffinessen in Sachen Zeit-Reisen ausgedacht. Fortan befinden wir uns in einem Taumel von Hin-und-Her-Zeiten. Zum Beispiel zurück von 2029 ins Los Angeles-Jahr 1984. John Connor schickt seinen loyalen Freund und Mitstreiter Kyle Reese (JAI COURTNEY) auf die beschwerliche Vergangenheits-Zeitreise. Um die Absichten der Maschinen zu verhindern. DIE wollen die Mutter des Rebellenanführers John Connor (JASON CLARKE), Sarah Connor (EMILIA CLARKE), eliminieren, damit John nie geboren wird. Olle Kamelle? Keineswegs. Denn plötzlich schaut das Jahr 1984 „ganz anders“ aus. Als (ursprünglich) bekannt. Seit dem neunten Lebensjahr wird Sarah nämlich von einem – sichtlich gealterten – T-800 (natürlich „Arnie“) beschützt. Und der schaltet erst einmal seinen jungen Original-Widersacher aus dem ersten Film (Arnold in der damaligen Muskel-Pose) aus. Während selbige jugendliche Sarah sich keineswegs als hilf- und orientierungslose Kellnerin offenbart, wie eigentlich erwartet, sondern als gut vorbereitete kämpferische Amazone. Die durchaus Bescheid weiß. Was los ist und warum. Und mit jenem „menschlichen Oldie-Terminator“ eine gute Widerstandseinheit gegen die sie verfolgenden Maschinen bildet. Kyle Reese schließt sich ihnen an. Das neue Abenteuer kann beginnen.
Inhaltlich kompliziert, gen Außenblick stark in der tricktechnischen Zubereitung. Die Schauspieler als Erfüllungsgehilfen der Spezialeffekte. Der dominierenden Technik-Oper. Mit unterkühlter „Romantik“. Während es vor drei Jahrzehnten noch mächtig zwischen Sarah Connor (Linda Hamilton) und Kyle Reese (Michael Biehn) knisterte, schlafft es hier in Richtung Emotionen ab. Der „Game Of Thrones“-Serien-Star Emilia Clarke als Sarah Connor wirkt wie eine taffe Schülerin mit Angeber-Charme. Stört nicht, gibt aber auch nicht viel her. (Die vielen Serien-Fans sollen offensichtlich angelockt werden.)
Der wahre Superstar tritt hier zwar nur in einer Nebenrolle auf und an (warum?), zeigt sich aber ungewohnt wie köstlich ironisch. Selbstironisch. ARNOLD SCHWARZENEGGER ist ein Hit in diesem Ensemble. Rotzt cool und augenzwinkernd durch die krachende Szenerie, ist durch nichts und niemanden aufzuhalten, steht wieder auf, wenn er eigentlich erledigt ist beziehungsweise sein sollte, kommentiert locker witzig „seine Marke“, à la „Hasta la vista, baby!“ und „I’ll be back“, und zieht stoisch-amüsant seine unerschütterlichen Gerechtigkeitskreise. Ich glaube, ich habe Schwarzenegger noch nie so gemocht wie hier. Als könne ihn gar nichts mehr erschüttern, präsentiert er lässig-legeren-lakonischen Zunder in seinem Action-Metier. Arnold, Jahrgang 1947, ist offenbar filmisch wieder Zuhause. Angekommen. Nach vielen filmischen und politischen Umwegen. Fantastisch. Vom Senior Arnold, dem T-800er Schutzengel, kriegen wir hoffentlich in den Fortführungen mehr. Zu sehen wie zu hören. Es ist schließlich SEIN Imperium.
„Terminator 5“ ist in Popcorn-Ordnung (= 3 PÖNIs).