TELEVISOR – Artikel von HUP im TIP-MAGAZIN im Oktober 1985
FABER HAT‘S – Wie ein neuer deutscher ‘Kriminaler‘ ankommt
Wer schon Wochen vor dem hiesigen Fernsehstart Anfang Oktober den “Boot“-Star Klaus Wennemann und sein Team in Aktion sehen wollte, musste sich auf eine weite Reise begeben. „DER FAHNDER“ zeigte sich da nämlich nur in 9000 Meter Höhe – u.a. auf den Lufthansa-Flügen Hongkong – Dehli, Seoul – Anchoraga, Tokio – Karachi, Peking – Karachi und Frankfurt – Toronto.
Jetzt gibt es ihn also auch bei uns an jedem Donnerstag-Vorabend (ab 18.15 Uhr) zu bestaunen, und der TELEVISOR, der ein ausgemachter Krimi-Fan ist und nach Möglichkeit alles über sich ergehen lässt in der Hoffnung, dass es außer Schimanski-George auch noch mal etwas akzeptabel Genre-Spannendes zu entdecken gibt, ist‘s zufrieden. Denn dieser “Fahnder“ hat Format. Seine Aufgabe als “untergeordneter Beamter ohne sonderliche Kompetenzen“ bringt es mit sich, für den vorgesetzten Kommissar zu recherchieren, Details zu überprüfen, sich im Milieu zu tummeln. Mit anderen Worten, die eigentliche Drecksarbeit zu machen. Deshalb werden er und seine Kollegen oft auch als die “Frontschweine des Kriminaldienstes“ bezeichnet, die halt höchstens nur bei wirklicher “Gefahr im Verzug“ aktiv werden dürfen. Die Sprache, der Umgangston ist dementsprechend salopp und selten amtsmäßig, die rüden Aktionen nicht immer im Einklang mit den Dienstvorschriften, während das Revier dieses Ex-Streifenbeamten und keineswegs perfekten “Jägers“ im Dschungel einer ungenannten Großstadt angesiedelt wurde.
Die Stories für die bisherigen fertigen 26 Folgen (á 50 Minuten) wurden von insgesamt 16 Autoren frei erfunden (darunter Ulf Miehe. und Klaus Richter), und an deren erstaunlich professioneller filmischer Umsetzung haben solch fähige Regie-Talente wie Erwin Keusch (“Das Brot des Bäckers“) oder Dominik Graf (“Treffer“)‘ maßgeblich mitgewirkt. Natürlich machen Typen und Atmosphäre nicht immer an, auch sind manche Spannungs-Ideen nicht immer gleichbleibend originell und interessant. Dennoch ist derzeit “Die Fahnder“-Serie immer noch eine Ausnahme innerhalb der unterentwickelten deutschen TV-Krimi-Landschaft und eine dicke Chance, endlich aus dem Münchner Krawatten-Polizei-Mief herauszukommen, an den sich anscheinend nun auch der SFB mit seinem feinen Touristen-“Tatort“-Opa Heinz Drache rangehängt hat.
Lieber diesen Schimanski-Bruder Faber als diese “KaDeWe“-Figur Bülow, ährlich!