Ich mag sie. Max Ballauf & Alfred, genannt „Freddy“ Schenk. Alias: KLAUS J. BEHRENDT & DIETMAR BÄR. Beim bärigen „Freddy“ muss ich unweigerlich an einen seiner legendären „Tatort“-Krimi-Auftritte beim Götz George-Schimanski denken, denn in „Zweierlei Blut“, der erstmals am 22. Juli 1984 gesendet wurde, sorgte Bär als Hooligan „Ernst“ mit dafür, dass „Schimmi“, nachdem sein Undercover-Tun aufgeflogen ist, nackt auf dem Mittelstreifen im Fußballstadion vom MSV Duisburg „zurückgelassen“ wird. Natürlich revanchiert sich Horst Schimanski am Schluss „ebenso“, in dem er Bär-Ernst zwingt, sich ebenfalls und am selben Ort „freizumachen“. Das war bei der 159. „Tatort“-Folge; inzwischen sind viele Currywürste am Rhein verspeist worden, und aus dem Chaoten Dietmar Bär ist der gewichtige Kölner Kriminalhauptkommissar Schenk geworden, der seit dem 5. Oktober 1997 („Willkommen in Köln“) zusammen mit dem Kollegen Klaus J. (= für Johannes) Behrendt-Ballauf im Auftrag des WDR ermittelt. Heuer zum 73. mal. „Familien“ war die „Tatort“-Folge Nummer 1057 betitelt; für Drehbuch und Regie waren die „Tatort“-erprobten Christoph Wortberg und Christine Hartmann verantwortlich.
Und sie haben diesmal konventionelle Spannungs-Arbeit geleistet. Bei der es am Ende – leider – nicht zur obligatorischen Currywurst-Bude am Rhein gehen konnte, weil Freddy a) vorher seine erste Falafel gegessen hat und b) folgerichtig am Schluss zum Eine-Woche-Gesundsheitstrip mit seiner Gattin eilen musste, um die Panne des vergessenen Hochzeitstages auszugleichen. Ansonsten: Dieser neue Assi, Norbert Jütte = ROLAND RIEBELING, der sich andauernd während der Arbeit genüsslich Kuchen und Pizza reinzieht, ist ein ironischer Hammer. Eine köstliche Type. In einem ernsten Fall um einen Mix aus klassischem Mord-Kriminalfall und einem bisweilen arg konstruiertem Familien-Drama mit Entführungskomplott. Wo sich innerhalb eines angeblich stabilen Verbundes nach und nach ziemlich schlimme Auswüchse zeigen. Am Ende geht es dann einmal mehr holprig-holterdipolter-schnell zu, um die knapp 90 Minuten ja auch einzuhalten.
Fazit: Gut gespielt, die beiden Ermittler sind und bleiben halt Klasse-Typen, solide spannend aufbereitet, mit schematischen Verbal-Schüben („Ist doch ganz einfach das Spiel“) und immer dann grandios, wenn zum Beispiel Ballauf seinen menschlichen Ekel über die neuerlichen kriminellen Auswüchse und die schmerzhaften Opfer-Folgen einfühlsam, also körpersprachlich poren- wie seelentief, nachvollziehbar auszudrücken versteht. Ein ordentlicher „Tatort“ (= 3 1/2 PÖNIs).