TAGE DES HIMMELS

PÖNIs: (5/5)

„IN DER GLUT DES SÜDENS“ – jetzt: „TAGE DES HIMMELS“ von Terrence Malick (B + R; USA 1977; K: Néstor Almendros, Haskell Wexler; M: Ennio Morricone; 94 Minuten; deutscher Kino-Start: 18.06.1992).

Sein Name: TERRENCE MALICK. Sein Beruf: Autor und Regisseur. Seine Leistung: 2 Spielfilme in den 70er Jahren. Weitere Angaben zur Person: unbekannt.

So ist ein amerikanischer Filmkünstler zu porträtieren, über dessen Debütfilm der Kritiker David Thompson schrieb: “‘BADLANDS ist wahrscheinlich der überzeugendste- und selbstbewussteste Erstling eines Amerikaners seit „Citizen Kane“ von Orson Welles“. Das war 1973. 5 Jahre später kam Terrence Malick mit der unabhängigen 2 ½ Millionen-Dollar-Produktion “Days of Heaven“ heraus, die 1979 in der Bundesrepublik unter dem Titel “In der Glut des Südens“ startete. Diese wird jetzt von einem Münchner Klein- und Kunstverleih unter dem neuen deutschen Titel “Tage des Himmels“ – Originaltitel: „Days of Heaven“ – wieder in die Kinos gebracht. Es ist die Entdeckung, das Erlebnis eines Meisterwerks. Thema: KINO als totale emotionale Wucht, KINO als ein optischer und akustischer Rausch, der noch lange “danach“ wirkt. Dabei erzählte der damals 33-jährige Autorenfilmer auch von autobiographischen Eindrücken. Denn als Teenager arbeitete der in Texas geborene Malick bei der Weizenernte und folgte den Zügen der Weizen-Arbeiter von Texas nach Kanada.

“Tage des Himmels“ spielt 1916 im amerikanischen Süden. Er konzentriert sich hauptsächlich auf 3 Personen: Auf den jungen Bill (RICHARD GERE), seine Geliebte Abby (BROOKE ADAMS) und die kleine Schwester Linda (LINDA MANZ). Sie müssen Chicago nach einem Unglücksfall in der Fabrik verlassen und schließen sich dem Heer der Arbeitslosen und Saisonarbeiter an, die sich als Erntearbeiter in Texas verdingen. Bill und Abby geben sich dabei als Geschwister aus, um dem Gerede aus dem Weg zu gehen. Während Linda das Geschehen aus ihrer kindlichen Sicht kommentiert. Ein reicher, alleinlebender Farmer wird auf Abby aufmerksam. Als Bill erfährt, dass der sterbenskrank ist, beschließt er “Schicksal“ zu spielen. Und tatsächlich: Der Farmer verliebt sich in seine “Schwester“. Doch er täuscht sich, Liebe und Heirat geben dem Farmer neue, unverhoffte Kraft, lassen Körper und Seele gesunden. Aus den ersten “Tagen des Himmels“ werden bald Stunden des Misstrauens, des Feuers und des Todes. Eine dramatische, lyrische Dreiecksgeschichte. Aber: zugleich auch eine tiefe, schöne Bilder- und Gefühlsgeschichte. Terrence Malick interessiert kein wortreiches Geschwätz, er mag keine langen Details. Viel lieber konzentriert er sich auf emotionale Wahrnehmungen, behutsame Andeutungen, stimmungsvolle Beobachtungen. Sein Film lebt von sich selbständig entwickelnden Gedanken und Zusammenhängen. Er nimmt den Zuschauer ernst, indem er ihn mitfühlen, mitdenken, miterleben lässt.

Die wirkliche Sprache ist hier die der atemberaubenden schönen Bilder der Bewegungen von Natur und Mensch. Néstor Almendros, das kürzlich verstorbene Kamera-Genie, der einst die schönsten Truffaut-Filme fotografierte, erhielt für diese grandiose Optik 1979 den “Oscar“. Während Ennio Morricone eine passende, wunderbar-einschmeichelnde, aber nie aufdringliche Musik dazu schuf. RICHARD GERE als Bill war damals 27, als er in seinem 4. Film seinen ersten großen Auftritt hatte. An seiner Seite: BROOKE ADAMS, LINDA MANZ und erstmals überhaupt auf der Leinwand: SAM SHEPARD, der sich inzwischen als Theater- und Filmautor wie auch als Schauspieler einen großen Namen gemacht hat, als “der Farmer“.

“Tage des Himmels“ bekam 1978/79 insgesamt 6 hochkarätige internationale Auszeichnungen, darunter den Regie-Preis auf den Filmfestspielen von Cannes. Terrence Malick wurde gefeiert und hofiert und … verschwand. Tauchte angeblich bei Recherchen in Paris unter und ward bisher, trotz zahlreicher Journalisten-Suche, nie mehr gesehen. Sein Film aber, “Tage des Himmels“, kehrt jetzt ins Kino zurück: Als unvergleichlich schönes, beeindruckendes Meisterwerk, bei dem die Visionen und Emotionen des Kinos aufblühen wie selten zuvor und danach (= 5 PÖNIs).

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