„DIE STIMME DES ADLERS“ von René Bo Hansen (Schwed/D 2007; 87 Minuten; Start D: 18.06.2009); einem 1952 in Kopenhagen/Dänemark geborenen Dokumentarfilmer, der hier – inmitten einer schwedisch-deutschen Co-Produktion – in der Mongolei seinen ersten Spielfilm realisierte, der auf der diesjährigen Berlinale im Rahmen der Reihe „Generation Kplus“ erstmals lief. Es ist ein schlichter Film, mit erheblicher AUßENwirkung. In der Mischung aus Tierfilm, Road-Movie und Selbstfindungs- bzw. Erwachsenwerden-Geschichte blickt er auf das „zweigeteilte“ Land Mongolei: Hier die Steppe, die herbe Natur, dort die „Zivilisation“, mit ihren unrühmlichen „Begleiterscheinungen“. Aber der Reihe nach: Der 12jährige Bazarbai (Bazarbai Matyei) lebt mit seiner traditionsverbundenen Nomadenfamilie im Grenzgebiet zwischen Kasachstan und der Mongolei. Doch anstatt hier in dieser abgelegenen Einöde aufzuwachsen, würde der Junge viel lieber in die Hauptstadt Ulan Bator umziehen. Wie sein älterer Bruder. Doch sein Vater möchte, daß Bazarbai in SEINE Fußstapfen tritt und die uralte Kunst der Jagd mit dem Adler erlernt. Doch der Junge ist störrisch, zänkisch, fahrlässig. So fliegt ihm der Familien-Adler durch eine Unachtsamkeit eines Tages davon. Und das große Abenteuer „Leben und Erfahrung“ kann beginnen.
Ein kleiner, stiller Film als Hymne auf die Achtung vor der Natur. Die bedroht ist. Inmitten einer episodenhaften Erzählung und beeindruckenden landschaftlichen Aufnahmen geht es um die zu vermittelnden „wahren Werte“: Mit der Natur weiterhin im Einklang und dafür in entbehrungsreicher Zufriedenheit zu leben oder die zerstörerischen „Errungenschaften“ der modernen (Stadt-)Zeiten in Kauf zu nehmen, zu akzeptieren. René Bo Hansen, der als Dokumentarfilmer bereits viel mit Kindern gearbeitet und über Kinder berichtet hat und auch bereits in der Mongolei tätig war, trifft mehr mit seinen Bilder-Motiven als mit seinem „einfachen Laien-Ton“: Wenn er die authentischen Zerstörungen durch Industrie- und Häuser-Brachen zeigt und auf kaputte, unwürdige Stadt-Exzesse blickt, sagt das mehr aus als viele Worte. Und authentisch wird der Film dann auch wegen seiner Laienschauspieler: Die Geschichte Bazarbais ist zugleich auch die tatsächliche Geschichte seines Darstellers Bazarbai Matyei. Wenngleich holzschnittartig mitunter zusammenfindend, ist der Film eine ruhige, atmosphärische Fabel über heutige Wertigkeiten und Lebensstimmungen an einem exotischen Weltfleck. Mit durchaus allgemeiner (Be-)Deutung (= 3 PÖNIs).