PÖNIs: (3/5)
„STAR WARS: EPISODE VII – DAS ERWACHEN DER MACHT“ von J. J. Abrams (Co-B + R; USA 2014; Co-B: Lawrence Kasdan, Michael Arndt; K: Daniel Mindel; M: John Williams; 135 Minuten; deutscher Kino-Start: 17.12.2015); was für ein Hype, was für eine kalkulierte Hysterie. Schließlich lastet aber auch auf dem Disney-Unternehmen ein riesiger Erfolgsdruck, seit der pfiffige, geschäftstüchtige „Star Wars“-Erfinder GEORGE LUCAS, heute 71, im Herbst 2012 seinen Schatz an das Donald Duck-Imperium für 4 Milliarden Dollar verkaufte. Dabei waren Kernbestandteile des Deals seine Ideen und Skizzen zu der neuen „Star Wars“-Trilogie, die hier ihren Anfang nimmt.
Der erste Teaser kam vor einem Jahr heraus. In der ersten Woche wurde der 90 Sekunden-Schnipsel mehr als 110 Millionen Mal angeklickt. Teaser zwei kam während der „Star Wars“-Konvention im April 2015 heraus und fand mit 88 Millionen Interessenten in den ersten 24 Stunden eine immense Aufmerksamkeit. Am 20. Oktober 2015, einen Tag nach dem Beginn des Ticket-Vorverkaufs, wurde ein dritter Trailer veröffentlicht und fand am ersten Tag 112 Millionen Internet-Neugierige. Die Erwartungen sind bei Disney hochgesteckt; man setzt auf eine weltweite Kinokassen-Einnahme von um die eine Milliarde Dollar. Bei Produktionskosten von etwa 200 Millionen Dollar und nochmal geschätzten 150 Millionen Dollar „Begleitkosten“ wie Marketing und das ganze Spielzeug.
Möge der Rummel mit euch sein: Der Jahrmarkt ist wiedereröffnet. Als globaler Kult. Als neues multimediales Serien-Phänomen. Mit Generations-Geschmack: Großeltern, Eltern, Kinder und Enkel: Alle sollen hier rein gelockt werden. In ein Weltkulturerbe der Pop-Art. Das – natürlich – mit Krieg beginnt. Notwendig zur Bekämpfung von: Krieg. Die ideologische „Panem“-Fortführung. Also wird erst einmal geballert, was die Typen in ihren fliegenden Kisten nur so hergeben. Wer da gegen wen und warum kann man ja später herausfinden. Erst einmal der Action-„Schwung“ eines Krieges. Bei dem schon mal Erschießungen von Feinden an der Rampe vorgenommen werden, allerdings ganz diskret: „Star Wars 7“ ist schließlich von der FSK ab 12 Jahren Kino-frei gegeben worden, was bedeutet, dass auch Gören unterhalb dieses Alters in Erwachsenen-Begleitung ‘reindürfen. Was Blut, offene Wunden, Schmerzensgedöns ausschließt. Grimassen, ja, die sind erlaubt.
Worum es geht? Um Bekanntes. Exakt 30 Jahre nach dem Ende der Originaltrilogie (mit „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ anno 1983) angesiedelt. Zwar wurde damals der zweite Todesstern in die Luft gejagt und der „Asthma-Schurke“ Darth Vader getötet, doch die endgültige Befreiung von der Terror-Herrschaft im All ist noch nicht gelungen. Im Gegenteil, das Erbrechen der Macht, pardon, das Erwachen der Macht ist in vollem Gange. Neue Schurken aus der dritten Generation danach machen sich daran, erneut für den Sieg „des Dunklen“ zu kämpfen. Man nennt sich jetzt „Erste Ordnung“ („First Order“). Doch „die Rebellion“, die sich jetzt – wie witzig – „Resistance“ nennt, formiert sich. Bestehend aus dem Deserteur Finn (JOHN BOYEGA), der Solistin Rey (DAISY RIDLEY), die sich sonst mit dem Ausschlachten von Raumschiffwracks beschäftigt, und dem Piloten Poe Dameron (OSCAR ISAAC). Natürlich bleiben sie nicht lange allein, schließlich wird die Verbindung zu den Anfängen von vor drei Jahrzehnten hergestellt.
Die Helden von einst tauchen auf und mischen helfend mit. Als da wären Han Solo (HARRISON FORD; 73), der alte Front-Kämpfer; Prinzessin Lea (CARRIE FISHER), die heute als General Leia Organa fungiert; natürlich der unverwüstliche Fell-Bruder Chewbacca (PETER MAYHEW) sowie ein neuer putziger Blink- und Pieps-Ball namens BB-8, zu denen sich dann auch die bekannten wie populären Metall-Charmebolzen C-3PO und R2-D2 gesellen. Und, natürlich, gibt es schließlich auch ein Wiedersehen mit d e m menschlichen „Star Wars“-Original überhaupt: Luke Skywalker alias MARK HAMILL; inzwischen 64. Es ist wie bei einem letzten Staffel-Lauf: Die Oldies geben den Kriegs-Stab an die Jungen weiter. Möge die Macht jetzt mit euch sein. Amen. Beziehungsweise: Halleluja. ES lebt. (Was immer das auch sein mag.)
„Star Wars 7“ wurde aufwändig wie strukturell gezimmert. Motto: Die Quote ist das Ziel. Keine Experimente. Sozusagen: das Alte nochmal. In der modernen 2015er Kriegs-Version. Krieg hat Film-Konjunktur: Es wird geschossen, gejagt, gemeuchelt, dass es eine wahre Kriegs-Freude sein soll. Die Technik wurde verfeinert, aber ansonsten ist alles wie damals, als es mit „Krieg der Sterne“ hierzulande am 2. Februar 1978 im Kino begann. Gut gegen Böse und umgekehrt. „Die Uniform-Weißen“ sind der Massen-Feind, werden beliebig dezimiert. Abgemurkst. Die eigentlichen Kriegstreiber agieren im düsteren Hintergrund und ziehen befehlend die (NAZI-ähnlich konstruierten) Macht- und Kampf-Strippen. Befehlen. Ordnen an. Drohen. In brummiger Bariton-Lautstärke.
Im erneuten Blick: die bekannten Elemente Wüste, Maschinenpark und auch ein neues Vater-Sohn-Duell. Diesmal zwischen Han Solo und einem jungen Schurken namens Kylo Ren (ADAM DRIVER; genauso Rollen-unsympathisch wie neulich in „Gefühlt Mitte Zwanzig“). Der zum Zeichen seiner Fiesheit meistens eine Darth Vader-Maske trägt, dabei aber unauffälliger atmet. An der politisch korrekten Rampe: eine frische Kraft von weißem Mädel. Rey. Heldin. Gespielt von der (heute) 23-jährigen, bislang weitgehend unbekannten Britin DAISY RIDLEY. Die bisher im britischen Serien-TV aktiv war („Silent Witness“; „Mr. Selfridge“). Feminismus an die Front, wie vor einiger Zeit schon Charlize Theron bei „Mad Max 4“. Ein Zeit-Zeichen. An ihrer Seite, der ebenfalls weitgehend unbekannte schwarze britische Schauspieler JOHN BOYEGA, 23, als Naivling Finn. Mit dem Staun-Syndrom. Und dem guten („Onkel Tom“-)Herzen.
Diese Laser-Schwerter gibt es auch wieder. Und diese pompöse John Williams-Signal-Musik auch. Ansonsten: Das Business boomt. Die Macht bebt. „Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie…“ – jetzt wieder im Lichtspielhaus.
Anschauen? Na ja: Pop around the War (= 3 PÖNIs).
P.S.: Nicht nur für Fans – es gilt d a s dazugehörige Buch zu annoncieren: „Wie STAR WARS das Universum eroberte“, von Chris Taylor; 768 Taschenbuch-Seiten („Heyne-Verlag“), mit Allem, wirklich ALLEM, was es über das Welt-Kultur-Thema STAR WARS zu sagen und zu (über-)denken gibt. Liest sich interessant.