PÖNIs: (4/5)
„STAR WARS: EPISODE VIII – DIE LETZTEN JEDI“ von Rian Johnson (B + R; USA 2016/2017; K: Steve Yedlin; M: John Williams; 152 Minuten; deutscher Kino-Start: 14.12.2017); am 9. Februar 1978 läuft in den deutschen Kinos der George Lucas-Film „Krieg der Sterne“ an und wird bei uns mit um die 8 Millionen Interessenten zum besucherstärksten Film des Jahres. Und „Star Wars“ entwickelt sich über die nächsten Jahrzehnte zu einer gigantischen Film-Franchise-Marke, mutiert zu einem Dauer-Meilenstein in der Geschichte des Films, wird zu einem popkulturellen Science-Fiction-Erfolgs-Phänomen mit weltweit über 6 Milliarden Dollar Einspielergebnissen. 2012 verkauft Erfinder George Lucas seine Firma „Lucasfilm“ – mitsamt den Rechten an „Star Wars“ – für 4 Milliarden Dollar an die Walt Disney-Company. Mit „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ (s. Kino-KRITIK) kam im Dezember 2015 das erste „Disney-Star Wars“-Movie und zugleich der 7. Film der Reihe heraus. Unvergessen das Ende: Die Ex-Schrottsammlerin Rey (DAISY RIDLEY) findet den legendären Jedi-Ritter Luke Skywalker (MARK HAMILL) auf einem abgelegenen Ozeanplaneten (namens Ahch-To) und will dessen Schülerin werden. Oldie Luke sagt kein Wort, schaut nur majestätisch in die wunderschöne Landschaftsrunde und – Schluss (gedreht wurde auf der unbewohnten irischen Felseninsel Skellig Michael, vor der Südwestküste Irlands, die so groß ist wie 30 Fußballfelder).
Zwei Jahre später schließt Episode 8 nicht sofort daran an, sondern lässt erst einmal die kriegerische Oper bildlich wie musikalisch ertönen, diesmal wieder mit gewaltigen Ur- und Neu-Tönen des bislang 50 Mal für den „Oscar“ nominierten und fünffachen „Oscar“-Preisträgers JOHN WILLIAMS („Oscars“ für: „Anatevka“/1972; „Der weiße Hai“/1976; „Krieg der Sterne“/1978; „E.T. – Der Außerirdische“/1983 sowie „Schindlers Liste“/1994). Vorweg schon mal die große Anerkennung: Seine durchlaufende, dauer-aktive Musikalität wird zur weiteren ereignisreichen wie stimmungsprächtigen Klang-Sprache bei diesem/für dieses neue „Star Wars“-Abenteuer. Das eingangs sogleich zur thematischen Konzentration führt: Gut gegen Böse. Zwar musste die böse Erste Ordnung in der (filmischen) Vergangenheit andauernd Rückschläge einstecken, verlor letztlich bei diesen vielen mächtigen Duellen zwischen Dunkel und Hell (beziehungsweise umgekehrt) immer wieder die Schlachten, doch ganz ausschalten konnte man SIE, die Schurken, und ES, das Böse, nicht. Mag auch ihr ehemaliger Ober-Guru, „Asthmatiker“ Darth Vader, inzwischen sein Leben ausgehaucht haben, übler Nachwuchs steht bereit, den nächsten Versuch und Vorstoß zu starten, die ewige dunkle Macht zu übernehmen. Was sich weiterhin als schwierig erweisen soll, denn auf der Gegenseite stehen immerhin bekannte, bewährte, tapfere Gerechtigkeitsfanatiker und Rebellen wie Lukes Zwillingsschwester, General Leia Organa (CARRIE FISHER), oder der fellige Kumpel Chewbacca (PETER MAYHEW/JOONAS SUOTAMO) oder der Kobold-Droide C-3PO (ANTHONY DANIELS) oder dieser putzige Blink- und Pieps-Ball namens BB-8 oder der populäre Metall-Charmebolzen R2-D2, die dies nicht zulassen wollen. Ebenso wie die neue „gute Generation“, angeführt von eben jener tapferen Rey; mit dem zur guten Seite übergelaufenen Soldaten Finn (JOHN BOYEGA/aus „Das Erwachen der Macht“) oder ganz neu: mit Vizeadmiral Amilyn Holdo (LAURA DERN), neuer Offizier der Widerstandsbewegung.
Doch diesmal wird „dafür“ auch ein bewährter alter Kämpfer benötigt, eben jene Jedi-Legende Luke Skywalker, die sich lange Zeit sträubt, nochmal – mit seinem Laser-Schwert – in den Kampf-Ring zu steigen. Luke ist alt, müde von den einstigen gewaltigen Exzessen, will weiterhin seine Ruhe in seinem entfernten Tempel haben. Außerdem ist er pessimistisch: „Die Zeit der Jedis geht zu Ende“. Doch Rey lässt sich nicht abschütteln. Zudem, so viel darf schon verraten werden, wird sich demnächst die Erste Ordnung mit ihren Schergen auch nach hierher aufmachen, um Zerstörungen an Bauten und Mensch vorzunehmen.
Vorerst aber breitet sich das Geschehen an anderen Schauplätzen aus. Ganz vorne an der Unheil-Front: Widerling Kylo Ren (ADAM DRIVER), der im letzten Teil bekanntlich seinen eigenen Vater, Han Solo (Harrison Ford), in die ewigen Jagdgründe katapultierte, und nun tatsächlich auch auf seine eigene Mutter Leia (und, wie gesagt, Luke Skywalkers Zwillingschwester) Jagd macht, um sie auszuschalten. Was für ein deftiger Drecksack! Und es sieht, natürlich, auch lange Zeit so – schlimm – aus, dass sich diesmal das Duell-Pendel möglicherweise doch voll und ganz auf die Seite des Bösen schlägt.
Ich winde mich, will aber nicht mehr verraten. Denn für mich steht fest: „Star Wars 8“ zählt zu den besten Folgen dieser Reihe. Warum?
1.) MARK HAMILL alias Luke Skywalker, der, im Gegensatz zu einstigen 70er und 80er Jahre-Mitstreitern wie Harrison Ford, Carrie Fisher, Peter Cushing oder Alec Guinness, es „danach“ nie zu fettem Star-Ruhm brachte, sondern im Gegenteil mehr oder weniger in der Bedeutungsversenkung verschwand, kriegt hier seine großartige Alters-Kurve. Beziehungsweise: Rolle. Der 66-jährige Kalifornier ist als Oldie-Held von grandioser Statur, faszinierender Mimen-Spannung, ein würdevoller Jedi-Erhabener. Ihm wiederzubegegnen, ist ein Glanzpunkt bei dieser neuen „Star Wars“-Show.
2.) Frauen an die Rampe. Dieses neue Kampf-Mädel DAISY RIDLEY alias Rey erweist sich als unaufgeregter, reizvoller Gegenpol zum skeptischen, altersweisen Hamill-Skywalker. Die 25-jährige Britin besitzt eine enorme Souveränität und belebende (Kämpferinnen-)Ausstrahlung.
3.) CARRIE FISHER. Die Begegnung mit ihr ist wehmütig (die „General-Prinzessin“ verstarb bekanntlich am 27. Dezember 2016). Ihre Auftritte als Führungs-Lady werden förmlich aufgesogen. Ein Abschied in und mit bewegender Würde.
4.) Die All-Fights sind nicht mehr so beliebig und Länge-füllend am Computer generiert, sondern – auch mit dieser klangvoll-triumphalen John Williams-Betonung – feurig hergestellt und zu genießen.
5.) Die Choreographien der Boden-Kämpfe vermitteln bisweilen formidablen artistischen („China“-)Bewegungszauber.
5.) Dass BENICIO DEL TORO als zwiespältiger Geselle mit-eingebracht wurde, ist allerdings überflüssig: ein verschenkter, überflüssiger „DJ“-Gauner-Part.
6.) Währenddessen kommt der 25-jährige britische Mime JOHN BOYEGA, neulich erst in „Detroit“ von Kathryn Bigelow überzeugend, mit seiner Rolle als Finn etwas besser in Format-Schwung als davor in „Das Erwachen der Macht“. Von einem 100%igen Film-Helden allerdings ist er noch ein ganzes Darsteller-Stück entfernt.
7.) SUPER: In der letzten Dreiviertelstunde dominiert dann endgültig das satte-bombastische-explosive-atmosphärische All-Western-Spektakel. Die totale Emotions-Überrumpelung! Augenschmaus zuhauf: Der „Star Wars“-Jahrmarkt bolzt super.
8.) Schließlich: diesmal mangelt es keinesfalls auch an humorigen Leckerli-Einlagen und ulkigen Anspielungen, deren Augenzwinkern für einige schöne Schmunzeleinheiten sorgt.
Gutes Fazit also für „Star Wars 8“: Möge der Spaß (auch) mit euch sein! (= 4 PÖNIs).