„SPIEL DER TRÄUME“ von Uberto Pasolini (Co-B+R; Sri Lanka/It/D 2008; 111 Minuten; Start D: 07.05.2009); es ist der Debüt-Spielfim des Produzenten von „The Full Monty“, der 1997 auch hierzulande unter dem Titel „Ganz oder gar nicht“ ein Riesenerfolg war. Und heute weltweit als Kultfilm hofiert wird. In seinem ersten Regiefilm erzählt er eine ähnlich gelagerte Außenseiter-Geschichte. Dabei war es eine kurze Zeitungsmeldung von vor 5 Jahren, die ihn inspirierte. In der ging es um 23 Männer aus Sri Lanka, die sich als Handballmannschaft ausgaben, um in den Westen ausreisen zu können. Gemeinsam mit der Drehbuch-Autorin RUWANTHIE de CHICKERA recherchierte er die Hintergründe des Vorfalls und machte einen ebenso lakonisch-hintergründigen wie angenehm-heiteren Film daraus. Mit Laien-Charme.
Manoj und Stanley. Der Barmann und der Obstverkäufer aus den Straßen von Colombo. Die wollen endlich dem Elend ihrer Heimat entkommen. Als ihr Antrag auf ein Visum nach Deutschland zum wiederholten Male scheitert, sehen sie nur noch eine letzte Chance, um ihren Traum zu realisieren: Sie gründen eine Handballmannschaft und melden sich für ein internationales Turnier in Bayern an. Denn in einer Zeitungsnotiz war zu lesen, daß eine bayerische Handballmannschaft ein ebensolches Team sucht; ausgerechnet aus Sri Lanka, der Cricket-Nation. Das Duo rekrutiert also „Spieler“, obwohl niemand weiß, was eigentlich Handball überhaupt ist, geschweige denn, wie es gespielt wird. Also rennen sie erst einmal wie wild umeinander. Am Ende dürfen 23 Insel-Männer nach Bayern (ein-)reisen und werden dort begeistert in Empfang genommen. Doch der Plan, schnell nach Ankunft unterzutauchen, mißlingt. Sie müssen ins erste Match und verlieren prompt O:70.
Regisseur Pasolini läßt sich fein Zeit, um von dieser „Schummelei“ zu erzählen und wie dabei die hiesige Einwanderungs-Bürokratie geschickt ausgehebelt wird. Es sind vor allem die menschelnde Motive, die ihn interessieren. Deshalb taucht er zunächst in den Kosmos seiner Protagonisten ein, in die Slums von Colombo, blickt auf die örtlichen Anstrengungen des Alltags und die Chancenlosigkeit auf ein besseres Leben. Und darauf, wie hier die Männer, die nicht die geringste Ahnung von Handball haben, ihre „Mannschaft“ aufbauen, Trikots und notwendige Fotos besorgen, Dokumente fälschen und den Behörden ein ums andere Mal ein Schnippchen schlagen. Dies wird mit viel Sympathie, subtilem Humor und herzerwärmender Wahrhaftigkeit entwickelt. Am Lustigsten sind dann aber die Szenen des Cultur-Clash in Bayern, gerade weil sich Pasolini gerne vieler deutscher Klischees inklusive strengem weiblichen Weckregiment am Morgen bedient. In der Mixtur aus schelmisch lächelnder Komödie und herzigem Sozialdrama wird der „Köpenicker“-Sieg kleiner Leute über das mächtige System gefeiert. Und dies macht Spaß, sowohl beim Zusehen wie vor allem auch beim Mitdenken und „heimlichen“ Mitfreuen. Wenngleich am Ende keineswegs der heroische „Rocky“-Sieg, sondern der Weg ins Ungewisse vorgegeben ist. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und manchmal vielleicht auch nie. „Spiel der Träume“ ist eine kleine, feine, prima unterhaltsame, also absolut sehenswerte Kino-Entdeckung (= 4 PÖNIs).