SOLITARY MAN

Der Song ist ein Klassiker, war 1966 die Debüt-Single von NEIL DIAMOND, der das Lied geschrieben, komponiert und gesungen hat. 2000 übernahm Country-Star JOHNNY CASH den Klassiker für sein Album „American III: Solitary Man“, das dann mit einem „Grammy“ ausgezeichnet wurde. Johnny Cash gewann den Preis für die „beste männliche Gesangsdarbietung im Bereich Country“. Und jetzt gibt´s quasi den Film dazu, nein, so ist es natürlich nicht, aber der Song wird eingangs, sozusagen als musikalische Überschrift, zu den laufenden Bildern eingespielt. Während der Film sogar SEINEN TITEL trägt:

SOLITARY MAN“ von Brian Koppelman (= auch B) und David Levien (USA 2008/2009; 87 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 24.09.2010).

„Ein einsamer Mann“, das ist eine für rd. 15 Millionen Dollar hergestellte Independent-Produktion, die auch „Oscar“-Preisträger STEVEN SODERBERGH („Trafic“; Regisseur der 3 erfolgreichen „Ocean´s“-Movies/11-13) mit produzierte. Die beiden Regisseure sind „drüben“ bekannte Schriftsteller, Drehbuch-Autoren, Produzenten, debütierten 2001 mit dem „schrägen Thriller“ „Knockaround Guys“, verfassten 2007 das Drehbuch zu „Ocean´s Thirteen“, produzierten die auch bei uns auf DVD erstveröffentlichten hervorragenden Independentfilme „The Illusionist“ (2006/ mit Edward Norton) + „The Lucky Ones“ (2008; mit Tim Robbins).

Hier nun setzen Brian Koppelman und David Levien einen Hollywood-Star in Bewegung, der in diesen Tagen vor allem wegen seiner Krebskrankheit in den täglichen Schlagzeilen ist: „Oscar“-Preisträger MICHAEL DOUGLAS (heute 66): Dessen neuester Film „Wall Street: Geld schläft nicht“ gerade bei uns Kino-Premiere hatte und der einen Film davor eine Klasse-Solo-PERFORMANCE ablieferte. (Weil die aber kino-kassenmäßig in den Staaten nicht funktionierte, hat der Film hierzulande „nur“ Erstaufführung per DVD). In d e r Rolle, die er auch im wirklichen früheren Leben, vor der Eheschließung mit Catherine Zeta-Jones, „ausübte“: Als ewiger Womanizer, Frauen-„Vernascher“, Liebhaber der „üppigen“ Freuden. Ben heißt er hier. Der schwarz gekleidete, elegante, charmante Schönling. DER ist immer noch tough im Schritt, dynamisch, schlank, attraktiv. Befindet sich offenbar in Top-Form. War einst einer der erfolgreichsten Autohändler. Hat jedoch Mist gebaut, landete im Gefängnis, verlor alles. Auch privat. Weil er ohne Weibergeschichten „nicht kann“. Ständig suchende, gierige Blickkontakte, ständig die Anbaggerei, ständig die One-Night-Deals. Dadurch ging auch seine Ehe mit Nancy (SUSAN SARANDON) kaputt. Doch Ben ist nicht nur pleite, sondern auch ein Stehaufmännchen. Gerade ist er im Begriff, wieder die Lizenz zurückzubekommen und neu „einzusteigen“.

Er ist mit der jüngeren, attraktiven Jordan (MARY LOUISE PARKER) liiert, und deren Dad ist (sehr) einflussreich in New York. Also stehen ihm die Türen offen. Bis er es wieder vermurkst. Über die Tochter von Jordan, die 18jährige Allyson (Imogen Poots). Der Kerl kann nicht widerstehen, hat seine Hormone einmal mehr nicht unter Kontrolle und den Verstand abgeschaltet. Mit „Das war ein schöner Kick“, will sich Teenie Allyson verabschieden. Doch „der Alte“ bleibt auf ihrer Lust-Spur. DAS wird ihm zum Verhängnis. Klar doch. „Dad, Du bist ein 60jähriger alter Mann“, beschimpft ihn seine Tochter Susan (Jenna Fischer), der er sich offenbart. „Ich will nur noch die Dinge tun, auf die ich Lust habe, solange – bis es passiert“, karrt der ewige Jung-Spunt zurück. Um seiner Ex-Frau die Motive zu erklären: „Ich war ein Löwe, ein Self-Made-Man, dann wurde ich ´unsichtbar´, sprich älter“. Und genau DAS will er einfach nicht akzeptieren. Doch auch seine innere Uhr tickt bzw. hämmert ganz schön. Heftig wie ununterbrochen. Wohin soll die Reise gehen, alter, gescheiterter, sexbesessener Idiot von sympathischem Mann???

MICHAEL DOUGLAS in Bestform. WIE er körpersprachlich diesen sich ständig bewegenden, swingenden „I am what I am“-Typen vorführt, ist grandios. Brillant. Reizvoll. Kantig. Selbstbewusst wie selbst-ironisch. Als charismatischer Aspirin-Casanova. Der einfach nicht „normal“ sein kann, will, darum viel einstecken muß, und uns an diesem tragikomischen Vergnügen vergnüglich teilhaben lässt. Und: Vorzüglich auch einmal mehr seine „dampfende“ deutsche Immer-Stimme VOLKER BRANDT.

„Solitary Man“ ist eine Indy-Perle. In der eben nicht alles lange erklärt, ausgespielt, gesagt, gezeigt werden muss, sondern in der dramaturgische „Tupfer“ reichen, um „die Dinge“ zu erkennen, zu verstehen, begreifen zu können. Voranzubringen. Folgeszenen erläutern vieles, wofür andere (viel teurere) Filme lange herumpalavern lassen. Hier ein gescheiter Schnitt, dort ein ebensolcher Dialog, in der Bar, am Bett oder nur über die Bewegung, das reicht. Um klarzukommen. Ganz unaufgeregt, ohne versteckte Fallstricke, mit viel prickelnder Souveränität. Hier der dominierende Star, auf Ben-Sinn-Suche, dort seine SAGENHAFTEN Stichwortgeber. Was wurde hier nicht alles zusammengeholt?: „Oscar“-Lady SUSAN SARANDON („Thelma & Louise“) als Ex-Ehefrau wartet mit attraktiver Gelassenheit auf. DANNY DeVITO, langjähriger Douglas-Freund und Partner („Einer flog über das Kuckucksnest“), gibt den klugen guten Freund aus frühen Tagen. JESSE EISENBERG, gegenwärtig noch in den Lichtspielhäusern als „Facebook“-Gründer Mark Zuckerberg in „The Social Network“ begeisternd, zeigt hier als Student und Ben-Bewunderer ersten Neurosen-Klasse-Charme. Während MARY-LOUISE PARKER („Grüne Tomaten“) die attraktive „gehörnte“ Jordan wunderbar wütend mimt. Was für eine phantastische „Rest“-Besetzung!

Der neue amerikanische DVD-Film „Solitary Man“ bietet einen Premium-Auftritt dieses gegenwärtig so arg gebeutelten Michael Douglas; zählt zu seinen BESTEN Filmen überhaupt. Spannend sehens- wie echt fühlenswert (= 4 1/2 PÖNIs).

Anbieter: „splendid film“.

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