„DER ROTE BARON“ von Nikolai Müllerschön (B+R; D 2007; 120 Minuten; Start D: 10.04.2008); einem 1958 in Stuttgart geborenen und seit Jahren im kalifornischen Venice lebenden Filmemacher, von dem (wenig erinnerungswürdige) Kinofilme wie „Operation Dead End“ (1986) oder „Desperate – verzweifelt“ bzw. TV-Titel: „Im Sog des Bösen“ (1995) stammen. Mit seiner neuen Großproduktion, Budget rd. 18 Millionen EURO, entstand – vorwiegend in Prag – eine fürchterlich naive Heldenverklärung eines deutschen Uniformträgers von Annodunemal: MANFRED FREIHERR VON RICHTHOFEN (1892 – 1918) gilt als berühmtester deutscher Jagdflieger im 1. Weltkrieg. In wenigen Jahren schoss er über 80 Feindflugzeuge ab und wurde hochdekoriert. Weil er sein Flugzeug provokant-rot anstreichen ließ, handelte er sich den Beinamen „Der Rote Baron“ (und auch „Der Rote Teufel“) ein. Wegen seiner militärischen Erfolge stieg der populäre Adlige zum Idol und Propaganda-Held des Kaiserreichs auf.
Der Film beschreibt KRIEG als sportähnliches Duell. „Hat Spaß gemacht“, rufen sich deutsche Flieger nach einem gelungenen Luftkampf zu, und dermaßen ungefiltert ERLEBT man auch die Szenerie: Wie eine Art „Abenteuerurlaub mit Feindberührung“ („Cinema“) werden schneidige junge Uniform-Burschen ausgestellt; mal auf dem Landeplatz bei „ihren Maschinen“, mal zum Entspannen beim Cocktail im Puff, mal bei „ritterlichen Gesprächen“, mal mit der Krankenschwester Käte (LENA HEADEY?), die wie ein Modell von heute traurig (z.B. im seidenen, nabelfreien Pyjama) an der Front herumstolziert und für den „gefühlten Pessimismus des Krieges“ zu personifizieren ist. Im Grunde ist KRIEG- SO gar nicht einmal „ohne“, signalisiert der Film. Na gut, es gibt hier und da Verluste, Tote, gewiss, aber vor allem ist doch das Fliegen und Abschießen von ANDEREN im Grunde ein Mordsvergnügen. (Wie in der Spielothek oder am Computer-heute).
Aber weil hier eben ALLES thematisch ´rein muss, verwurstet werden muss, kriegt der sympathische Freiherr schließlich, nachdem er viele Kontrahenten abgeschossen, sprich totgeschossen hat, moralisches Fracksausen. Käte zeigt ihm das Lazarett mit den (schlimm) verwundeten Land-Soldaten, und DAS lässt ihn aufhorchen: Vielleicht ist ja Krieg doch nicht so fein wie er glaubte. Also wechselt er seine Sicht- und Denkweise. Wird zum alibihaften, unglaubwürdigen Kriegsgegner. Und wenn er dann nicht trotz großer Verletzung/Beschädigung (freiwillig) wieder in den Kampf geflogen und selbst abgeschossen worden wäre, wer weiß, vielleicht wäre aus dem Adels-Bübchen noch so ein richtig-engagierter Pazifist geworden…SAGT DER FILM.
Ein BLÖDER Film. Fahrlässig, reaktionär, viele (Unterhaltungs-)Seiten bedienen wollend und dabei mit einem Panoptikum von lächerlichen Soldaten-Figuren aufwartend: Gestelzte Dialoge („Piloten sind wie Götter“; „Preußen jammern nicht“), verlogene Beruhigungs-Motive mit idyllischer Landschaft, viele „spannende“ Nahaufnahmen der Fighter und eine unerträglich pathetische Musik tragen dazu bei, dass DAS-HIER ärgerlich, langweilig, aufgesetzt, unreif und politisch-gefährlich wird und wirkt. Der mit 23 eigens rekonstruierten Flugzeugmodellen und an die 400 computer-generierten Tricksequenzen in englischer Sprache hergestellte Potpourri-Streifen schwankt – schließlich winkt der filmische Weltmarkt – unentschlossen-dämlich wie entsetzlich langweilend zwischen Hochglanz-Epos, Action-Epos und lächerlichem Herz-Schmerz-Melodram.
Keine Figur ist „zu fassen“, näher erklärt, beleuchtet, tiefer angegangen; man erlebt einen abendfüllenden „Kameradschaftsabend“ mit ziemlich plump-arroganten Flieger-Jüngelchen wie Voss (TIL SCHWEIGER), Sternberg (MAXIM MEHMET) und Lehmann (HANNO KOFFLER). Während der ständig naiv-staunende, kindlich-kindisch auftretende, blauäugige „Blond-Held“ MATTHIAS SCHWEIGHÖFER („Kammerflimmern“/2004; demnächst neben Tom Cruise in „Valkyrie“) eher ein albernes Manfredchen als einen ernstzunehmenden, fragenden, kritischen Vernunft- bzw. einen ECHTEN Gefühls-Menschen darbietet. Von Glaubwürdigkeit jedenfalls keine Spur.
Hier sind ausschließlich dumpfe Show-Verführer ziemlich undifferenziert, gedankenlos und nicht ungefährlich am Werkeln und Wirken; vor wie vor allem auch hinter der Kamera….. : Ein Schund-Film. (= 1 PÖNI).