ROBIN HOOD (2009)

„ROBIN HOOD“ von Sir Ridley Scott (USA/GB 2009; B: Brian Helgeland; K: John Mathieson; M: Marc Streitenfeld; 140 Minuten, deutscher Kino-Start: 13.05.2010); geplant war alles etwas anders: Am 1. Februar 2007 meldet die Presseagentur DDP, daß der australische „Oscar“-Preisträger Russell Crowe („Gladiator“) sich demnächst „in Strumpfhosen“ zwänge, um in dem Film „Nottingham“ den Gegenspieler des legendären Robin Hoods, den „Sheriff“, zu spielen. „Nottingham“ soll „das hehre Bild von Robin Hood auf den Kopf stellen“, hieß es weiter. „Der Kämpfer für die Unterdrückten werde als weniger ehrenhaft und der Sheriff im Gegenzug nobler als in früheren Verfilmungen… dargestellt“. Am 18. Juni 2008 meldet die Presseagentur DPA, dass „Regisseur Ridley Scott mit Russell Crowe und Sienna Miller einen neuen Robin-Hood-Film“ drehen werde. „Der Film werde vermutlich ´Nottingham´ heißen und sich vor allem um die Dreiecksbeziehung zwischen Robin Hood, dem Sheriff und Marian drehen. Er soll die bereits vielfach verfilmte Geschichte über den Kämpfer für die Armen und Geächteten aus der Sicht seines Gegenspielers, des Sheriffs, erzählen“. Am 28. Juli 2008 meldet die Presseagentur DDP, dass das Projekt „Nottingham“ „kurzfristig auf Eis“ gelegt und auf „unbestimmte Zeit verschoben“ sei. Begründet sei dies u.a. „mit dem drohenden Streik der US-Schauspielergewerkschaft SAG“ sowie mit dem noch unfertigen Drehbuch, welches „noch nicht das volle Potenzial der Geschichte“ ausschöpfen würde.

Der neue „Robin Hood“-Film wurde, mit einem Budget von 130 Millionen Dollar, zwischen März und August 2009 in England realisiert. Das Drehbuch verfasste der inzwischen auch als Regisseur („Ritter aus Leidenschaft“/2001) arbeitende 49-jährige amerikanische Drehbuch-Autor und „Oscar“-Preisträger BRIAN HELGELAND („L.A. Confidential“/1998), dessen Drehbuch für das Clint-Eastwood-Meisterwerk „Mystic River“ 2004 ebenfalls eine „Oscar“-Nominierung zugesprochen bekam. Der heute 72-jährige britische Regisseur Sir RIDLEY SCOTT, der einst Grafik-Design und Malerei studierte und mit Diplom-Auszeichnung abschloss, zählt zu den renommiertesten und geachtesten Filmkünstlern überhaupt. Mit seinen Filmen „Die Duellisten“ (1977/Debüt); „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (1979); natürlich „BLADE RUNNER“ (1982); „Thelma & Louise“ (1991) sowie „GLADIATOR“ (2000) erreichte er cineastische Weltgeltung. In Anerkennung für seine Verdienste wurde Ridley Scott im Januar 2003 von der britischen Königin mit dem „Order of the British Empire“ bedacht und in den „Sir-Ritterstand“ erhoben. 3 x war er für den „Oscar“ nominiert („Thelma & Louise“; „Gladiator“; „Black Hawk Down“/2002). Zuletzt schuf er 2008 den actionreichen Irak-CIA-Politfilm „Der Mann, der niemals lebte“ (mit Russell Crowe + Leonardo DiCaprio). Sein 20. Spielfilm eröffnete in dieser Woche (am 12. Mai 2010) die 63. Internationalen Filmfestspiele von Cannes – „außer Konkurrenz“. Für diesen Film adaptierte Ridley Scott die legendäre britische Rebellenfigur aus dem 12./13. Jahrhundert, die schon dutzendfach vom KINO verwandt wurde. Zu den bekanntesten Robin Hood-Darstellern zählen DOUGLAS FAIRBANKS („Robin Hood“/1922); ERROL FLYNN („Robin Hood, König der Vagabunden“/1938); SEAN CONNERY („Robin und Marian“/1976 (mit Audrey Hepburn) und natürlich KEVIN COSTNER („Robin Hood – König der Diebe“/1991). Und natürlich wurde Robin Hood auch in dem gleichnamigen Walt-Disney-Trickfilm von 1973 „als gewitzter Fuchs“ amüsant „porträtiert“. Jetzt also schlüpfte „Oscar“-Preisträger RUSSELL CROWE in diesen Helden-Part. Der in Neuseeland geborene 46-jährige Australier zählt seit langem zu den profiliertesten Charakterdarstellern in Hollywood. Hat sich mit seinen Rollen in „L.A. Confidential“ (1997); „Insider“ (1999), natürlich in und als „GLADIATOR“ (2000/“Oscar“); “A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn“ (2001); „Das Comeback“ (2005); „Todeszug nach Yuma“ (2007) und „State of Play – Stand der Dinge“ (2008) in die erste Liga und Reihe d e r besten Schauspieler überhaupt gespielt. In Australien ehrten sie ihn bereits mit 2 Sonderbriefmarken („Australiens Legends“, neben Nicole Kidman, Cate Blanchett + Geoffrey Rush, und jetzt für „seinen“ Robin Hood).

In dem neuen Robin Hood-Movie kehrt der Held – seelisch niedergeschlagen und körperlich erschöpft – nach England zurück. Als Soldat von König Richard Löwenherz, der mit seinen barbarischen Kreuzzügen das Land abgewirtschaftet und destabilisiert hat. Das Grauen, die Widerwärtigkeiten der vielen mörderischen Schlachten, haben Robin wütend, zynisch und traurig werden lassen. Folglich ist er „nur noch angewidert“ und will weg. Von Uniform und „Vaterland“. Als König Löwenherz in Frankreich stirbt, verschafft er sich eine neue Identität und bringt dessen Krone zurück in die Heimat. Doch sein nun regierender Sohn, Prinz John, erweist sich als Tyrann, der die Gefahren vor den nun angreifen Franzosen nicht erkennt und stattdessen sich daran macht, Land und Leute noch mehr auszubeuten und kaputtzumachen. Deshalb wittern „die Franzosen“ England als „leichte Beute“ und machen sich auf den Eroberungsfeldzug. Und haben zudem schon ihre intriganten Spione am Hofe von Prinz John „in Position“ gebracht. Robin, der begnadete Bogenschütze und Gerechtigkeitsfanatiker, muss also wohl oder übel „zurück in den Ring“. Allerdings – der Dank des „Vaterlandes“ ist ihm dabei keineswegs gewiss.

Dieser neue Robin Hood-Film erzählt die Geschichte von den Anfängen. BEVOR Robin zu d e m Rebellenanführer wurde, wie wir ihn kennen. England ist pleite, der Bürgerkrieg droht, an der Spitze des Landes steht ein völlig unfähiger Regent. In dieser Epoche beginnt sich das Land zu wandeln, immer mehr weg von der Autorität EINES Herrschers hin zu einer Art „erster Basis-Demokratie“. Dies erzählt die eine Seite des Films. Die andere, natürlich, zeigt einen mutigen, couragierten, entschlossenen Kämpfer. Den es mehr und mehr anwidert, wie Menschen in Klassen eingeteilt sind und dementsprechend behandelt werden, wie sie leiden und krepieren. Grund genug, sich mit seinen Getreuen aufzumachen, um „dagegenzuhalten“. Zunächst aus/als Selbsterhaltung, dann aus patriotischem Gemeinsinn. Und dann gibt es ja noch die bekannten emotionalen „Momente“, wenn Robin und „Maid“ Marian Loxley zusammentreffen. Sie interpretieren hier ein bisschen Shakespeare („Der Widerspenstigen Zähmung“) und kabbeln sich auf angenehm selbstironische, gleichberechtigte Art und Weise. Die australische „Oscar“-Lady CATE BLANCHETT („Aviator“) interpretiert ihre Figur nicht als „Dienerin“, sondern als selbstbewusste, emanzipierte Partnerin von Robin. Charmant-reizvoll und angenehm modern. Wie überhaupt dieser neue ROBIN HOOD wunderbar entstaubt wurde. Weit weg von „Strumpfhose“ und närrischem Heldentum. Der Film ist ein aufregender, optisch außerordentlich beeindruckender, überwältigender Historien-Western (Kamera: der Schotte JOHN MATHIESON, der auch schon bei „Gladiator“ die Bilder verantwortete). Ist eine Art gewaltige Abenteuer-Oper, dessen Musikalität (vom Münchner MARC STREITENFELD) ebenso imponiert wie die grandiose Choreographie der zahlreichen Duelle und Schlachten. Wenn die Franzosen und ihre Helfershelfer übers Meer (an)kommen und sich für den Kampf wappnen sieht das bei Ridley Scott wie die Invasion der Alliierten 1944 in der Normandie aus.

„Robin Hood“ – der Film ist ein phantastisches, sinnliches Erlebnis: Popcorn-Kino vom Besten, wuchtig, spannend, kerlig. Mit viel Sinn für politische Ungerechtigkeiten wie für die damit zusammenhängende „unsinnige Kriegsgewalt“ (und damit mit aktuellen Verweisen durchaus versehen und zu verstehen), zugleich aber auch mit faszinierenden, atmosphärischen Motiven in den Gut-gegen-Schurken-Duellen (Motto: Der Mensch ist Barbar, und der derzeitige filmische Viel-Schurke MARK STRONG – neulich auch der Prima-Bösewicht in „Sherlock Holmes“ – ist eine ganz fiese Wucht als Sir Godfrey) sowie überhaupt = mit einem insgesamt erstklassigem Ensemble (wie WILLIAM HURT, DANNY HUSTON; MAX VON SYDOW und vor allem auch OSCAR ISAAC als listig-hinterhältiger Prinz John). Sie ALLE „füllen“ und beleben dieses KINO – auch ohne 3D – SEHR unterhaltsam. Wobei Russell Crowe einmal mehr als temperamentvoller, würdiger Vorreiter und Respekt-Hero triumphiert: Dicht, packend, glaubwürdig; überzeugend emotional. Weiterhin: RUSSELL CROWE ist ein wirklich brillanter, zum Genießen toller, großartig menschelnder Leinwand-Held (= 5 PÖNIs).

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