„RIO“ von Carlos Saldanha (USA 2010; 90 Minuten; Start D: 07.04.2011); der am 24. Januar 1965 in Rio de Janeiro geborene „amerikanische Brasilianer“ war 2006 der Spielleiter für den Animationshit „Ice Age 2“ und war 2002 + 2009 bei den Teilen 1 und 3 dieser Erfolgsspäße als Co-Regisseur tätig. Hier nun setzen er und sein Team auf einen fluguntauglichen blauen Piepmatz. Im schmucken 3 D-Format. Dieser heißt Blu und ist ein Blaukopfara. Diese Papageienart, die bis zu 40 Zentimeter groß werden kann, ist gefährdet und lebt in Peru, Brasilien und Bolivien.
Unser Blaukopfara wächst im Urwald von Brasilien unbeschwert auf, wird dort von Jägern eingefangen, landet aber postalisch-zufällig in Minnesota. Wo ihn die nette Buchhändlerin und Tierliebhaberin Linda entdeckt, aufzieht und nach allen Buchstaben verwöhnt. 15 Jahre später taucht bei Linda ein Ornithologe auf, teilt ihr mit, dass ihr Blu das letzte Exemplar dieser Vogelrasse sei. Und unbedingt zurück nach Rio zurück müsste, wo er sich mit dem letzten Weibchen dieser Exotenart „treffen“ soll. Um die Rasse vor dem Aussterben zu bewahren. Blu verspürt erst überhaupt keine Lust, sein behagliches Verwöhn-Heim im kalten Minnesota für eine unsichere Tour nach dem fernen Sonstwo aufzugeben, aber was tut man nicht alles, um seine Spezies zu retten. Vor Ort allerdings, im warmen Rio, winken haufenweise Abenteuer. Mit der kessen wie freiheitsliebenden Ara-Lady Jewel. Die ihrem naiven wie flugunfähigen Neu-Kerl erst einmal „das Leben“ unter Viechern beibringen und seine ureignen Gene in Schwung bringen muss, dann aber auch, weil Tierschmuggler es auf die beiden begehrten Geschöpfe abgesehen haben.
Dabei allerdings zeigen sich, wie gehabt, die Menschen eher „begrenzt intelligent“, während Tiere das eigentliche Tun in ihre pfiffigen Pfoten verlagern. Also lernen wir u.a. kennen: Den fiesen „bulligen“ Kakadu Nigel, die „rechte Hand“ vom fiesen Tierfänger-Boß; den sabbernde Bulldoggen-Kauz Luiz, den man nicht gerade als Intelligenzbestie bezeichnen kann, der aber dafür prima SAMBA tanzt. Den Riesentukan Rafael (mit der „gewöhnungsbedürftigen“ deutschen Stimme von Roberto Blanco), der unter der strengen Fuchtel seiner Vogelfrau steht; Nigel, den Gelbhaubenkakadu sowie viele weitere exotisches Federvieh-Typen. Ganz klar: Schräge Vögel geben den ulkigen Ton an. Ironisch nett. Und sorgen für naiv-bunte Stimmung am Zuckerhut. Mit vielen lateinamerikanischen Rhythmen, luftigen, populären Songs (Lionel Ritchie lässt schmuse-grüßen), imponierenden Tanzeinlagen und einer zünftige Prise Melancholie.
„Rio“ ist ein 3 D-Animationsjux, der weniger über die bekannte, eher flache Story funkt, sondern mehr über die stimmungsvolle Computer-Choreographie. Mit den bunten Regenwald-Motiven, den wilden Tanz- und Chor-Einlagen der glubschäugigen Piepers, den Verfolgungsjagden über bzw. durch die Metropole, über diese sagenhafte, gigantische, farbenexplosive Karnevalsparade. Und mit diesem lieblichen Humor, der schließlich in die zuckersüße Familien-Planung a la Disney mündet. Im sprachlichen Original strengen sich Promis wie Jesse „The Facebook“ Eisenberg (Blu), Anne Hathaway (Jewel), George Lopez, Tracy Morgan und auch „Oscar“-Boy Jamie „Ray“ Foxx an, nach dessen Partysong „Hot Wings“ zünftig abgehottet wird. Bei uns sind es David Kross, Johanna Klum, Roberto Blanco sowie Itchy & Reedo von der Berliner Band „Culcha Candela“.
Sollte es Ostern regnen, wäre dies eine sonnige Kintopp-Alternative (= 3 PÖNIs).