1.) Pöni-PRIVAT: Anfang der sechziger Jahre. West-Berlin. Eine weltweit geachtete wie von vielen auch „bemitleidete“ Insel-Stadt. Aus DDR-Sicht gerne auch als „Frontstadt“ im Kalten Krieg der Systeme West und Ost bezeichnet. Was vor allem auch „dem Nachwuchs“ gut zu Potte kam. Von wegen bzw. zum Beispiel: Wir wurden oft zu den Sommerferien kostenlos verschickt. Aufs beziehungsweise ins BRD-Land. Als Westberliner Filet-Verschickung galt, aber das konnte ICH damals natürlich vor dem ersten Mal nicht wissen, ein wochenlanger, kostenloser Sommerferien-Aufenthalt auf SCHLOSS ELMAU. Tief im Oberbayerischen gelegen, in einem satten grünen Tal an der Wand des Wettersteinmassivs, zwischen Garmisch-Patenkirchen und Mittenwald. Mit der Bahnstation Klais, der mit 933 Metern höchst gelegene bayerische Bahnhof.
Klais liegt am Eingang zum Elmauer Hochtal mit den Schlössern Kranzbach und eben Elmau. Einem damals vor allem: medidativen Erholungsplatz. Pfingsten 1916 vom Schriftsteller, Philosophen und Theologen Johannes Müller eröffnet als „Freiraum des persönlichen und gemeinschaftlichen Lebens“. Gäste sollten hier durch das Erlebnis der Stille in der Natur sowie durch Konzerte und Tanzabende „im Sinne der Bergpredikt selbstvergessen, unbewusst und unmittelbar wie die Kinder ihrem göttlichen Wesen gewahr werden können“ (aus „Schloss Elmau – Eine deutsche Geschichte“ von Dietmar Müller-Elmau). Neben der großen Anzahl von Zimmern verfügte Elmau über einen großen Speisesaal mit unter anderem Zehnertischen, einem Tanzsaal mit Bühne, Turmzimmer, Trinkstüberl, Innenhof, weiträumige Flure. Während der NS-Zeit wandelte sich Besitzer Johannes Müller zum Verehrer Adolf Hitlers. Ab 1935 waren Juden in Elmau unerwünscht. 1944 wurde das Schloss in ein Lazarett umgewandelt. Nach Kriegsende wurde Johannes Müller als Kriegsverbrecher verurteilt und enteignet. Er starb am 4. Januar 1949. 1951 konnten die beiden Haupterben, Bernhard und Sieglinde Müller, das Anwesen pachten. 1960 erfolgte die endgültige Vermögensübertragung. Mit der „politischen“ Verpflichtung, jedes Jahr zwei „armen“ Westberliner Kindern hier einen kostenlosen Ferienaufenthalt zu ermöglichen. Diese auszusuchen oblag hier in der Stadt der evangelischen Kirche. Was meinen Vater auf den Plan rief. Er machte den zuständigen Pfarrer ausfindig und konnte 1960 erstmals erreichen, dass einer der beiden Verschickungs-Buben ICH wurde. Das WIE-er-das-Anstellte aber ist pikant. Vater Georg Pöni war beim hiesigen Siemens-Unternehmen angestellt. Dieses baute damals Züge und ließ sie dann nach Schottland überführen. Einer der Überführer war mein Papa. Und dieser kam nicht ohne „Geschenke“ aus Glasgow zurück, sondern mit bunten Porno-Heften. Die er – diskret natürlich – dem Herrn Pfarrer schenkte, damit sein Sohn das begehrte Elmau-Ticket bekam. Was zur endgültigen Sozialisierung des Hans-Ulrich Pönack führen sollte. Denn insgesamt dreimal – von 1960 bis 1962 – durfte ich mich während hinreißender Sommerwochen auf Elmau aufhalten.
Ich erinnere mich gerne: der volle Genuss. Für so einen kleinen, neugierigen, pubertären Bengel, der eigenständig und abseits des Schlosses, in einem charmanten kleinen Blockhaus, quasi solo (mit seinem Berliner Mitteilnehmer) lebte, aber natürlich an den offiziellen Essens- und Veranstaltungsterminen im Schloss teilnehmen durfte; und sich ansonsten frei bewegen konnte wie er wollte und sich genüsslich inmitten imponierender Prominenz (wie Vicco von Bülow/Loriot) und deren gleichaltrigen Kindern aufhielt; sowie sich – der Höhepunkt menschelnder Köstlichkeiten – mit vielen jungen hübschen Mädels aus vielen Staaten „konfrontiert“ sah, die hier – inoffiziell als „Haustöchter“ tituliert – ihr hauswirtschaftliches Praktikum absolvierten und sich als angenehm kontaktfreudig erwiesen. Bei den Tanzabenden, als Begleitung für die klassischen Konzerte und überhaupt – als interessierte Ansprechpartnerinnen. Eine der ersten Mädels damals war Luisa. Aus Bologna (Fortsetzung folgt).
2.) Pöni-MUSIK: Und über SIE sang quasi 1974 CHARLES AZNAVOUR „unser Lied“: „SHE“. Welches in dieser Woche natürlich mein Lieblings-Song sein muss. „SHE“ war damals vier Wochen in den britischen Charts die Nummer Eins und ist bis heute eine ganz besondere emotionale Erinnerung geblieben. 1975 sang Charles Aznavour (*22.5.1924 – †1.10.2018) seinen melancholischen Hit sogar auf deutsch:
3.) Pöni-KATZEN: Neuigkeiten aus der Muschi-Welt. War am letzten Donnerstag-Mittag hier in der Stadt im Katzenmusikcafé ZUR MIEZE (Wilmersdorfer Str. 158 in Berlin-Charlottenburg/U-Bahn: Richard-Wagner-Platz). Dort leben sechs freilaufende Katzen, gerettet vom Tierschutz; sie bewegen sich wie SIE wollen; dürfen gestreichelt werden, wenn SIE es wollen und überhaupt: Hier existiert eine behagliche Wohnzimmeratmosphäre, angenehm temperiert; mit dezenter Klaviermusik im Hintergrund, und von Zeit zu Zeit wird hier auch – an Sonntagen gegen 16 Uhr – ein klassisches Live-Musik-Programm angeboten, bei denen SIE natürlich auch mit-dabei sind. Mitunter auf dem hauseigenen Bechstein-Flügel. Wie die Chefin augenzwinkernd erklärte. Empfehle städtischen Wandlern einen Frühstücks- und/oder Café-Besuch (ab 2. Mai von 8 Uhr bis 15 Uhr); mit guten „Bio“-Getränken und leckerem Kuchen. Unter: www.zur-mieze.de findet man Einzelheiten. Da fällt mir Albert Schweitzer ein, der mal notierte: „Zweierlei eignet sich als Zuflucht vor den Widrigkeiten des Lebens: Musik und Katzen“. Wohl wahr, wie gerade praktisch festgestellt.
4.) Pöni-ZITAT: Apropos – Habe gerade meine Briefwahlunterlagen für die Europa-Wahlen im Mai bekommen. Zitiere gerne dazu Thomas Jefferson (*1743 – †1826): „Schlechte Kandidaten werden gewählt von guten Bürgern, die nicht zur Wahl gehen“. Siehe BREXIT möchte man warnend ergänzen.
Wünsche eine clevere Woche. HERZlichst: PÖNI Pönack
kontakt@poenack.de