PÖNIS BLOG (358): KINDERFILM OKTOBER; „KARLA“; WIE DAS LEBEN MANCHMAL SPIELT“; „NUR FÜR EINEN TAG“; „The Smashing Machine“; TV-TIPP; MUSIK

KINDERFILM des Monats OKTOBER – Großes Kino für kleines Geld! Meldet das Berliner KINDERKINOBÜRO (Urbanstraße 100, 10967 Berlin). Das startet in das neue Schuljahr mit einer fantasievollen Geschichte über Freundschaft, Loyalität und Veränderungen. Präsentiert mit „MEIN FREUND, DIE GIRAFFE“ (ab 6 Jahren) einen preisgekrönten Film für Kino- und SchulanfängerInnen: Der kleine Dominik hat das Glück, neben dem Zoo aufzuwachsen und sich seinen Geburtstag mit der sprechenden Giraffe Raff zu teilen. Nicht zuletzt deshalb sind die beiden ein Herz und eine Seele. Doch als der Junge eingeschult wird, bekommt die tierische Freundschaft erste Risse. Denn ganz offensichtlich ist es Raff nicht gestattet, den Schulalltag mit Dominik zu bestreiten… 

Basierend auf dem populären niederländischen Kinderreim „Dikkertje Dap“ von Annie M.G. Schmidt aus dem Jahr 1950 inszenierte Barbara Bredero diesen Film für Vorschulaltersgruppen. „Umgesetzt wurde die Giraffe ganz klassisch als animatronisches Modell, was in Zeiten computergenerierter Spezialeffekte viel nostalgischen Charme versprüht“ (programmkino.de). Der Kinderfilm des Monats Oktober läuft im täglichen Wechsel durch 22 Berliner Kinos und steht vormittags für den Einsatz im Unterricht und nachmittags, am Wochenende und in den Herbstferien für die Kinobesucher zur Verfügung  – wie immer zum Gruppenpreis von 4 Euro pro Schüler:in.

1.)       100 PROZENT. Titel = „KARLA“ von Christina Tournatzés (D 2022/2023; B: Yvonne Görlach; K: Florian Emmerich; M: Alexander Rubin; 105 Minuten; deutscher Kino-Start: 02.10.2025).      —– Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit. —–     „KARLA“ feierte am 29. Juni 2025 auf dem Filmfest München im Wettbewerb NEUES DEUTSCHES KINO Premiere. Dabei wurde Christina Tournatzés für die Beste Regie und Yvonne Görlach für das Beste Drehbuch ausgezeichnet. Die Jury begründete ihre Entscheidung damit, dass die Regisseurin sich an das Unsagbare gewagt habe. Außerdem gelinge es ihr, „bemerkenswerte Sensibilität und ausgeprägtes erzählerisches Gespür, klare Worte und gefühlvolle Bilder zu finden – und dem dunkelsten Abgrund Mut und Menschlichkeit entgegenzusetzen“. 

Und ich ergänze, dass ich außerordentlich angetan, sehr berührt und emotional enorm mitgenommen, sprich betroffen bin von der einfühlsamen Leistung der jungen darstellerischen Debütantin ELISE KRIEPS (als Karla). Deren stille Kraft und unerschütterliche Präsenz berührt tief. Ist ungemein wirkungsvoll.

Sowie, es gilt auch volle Aufmerksamkeit den beiden großartigen erwachsenen Akteuren RAINER BOCK (als Richter Lamy) und IMOGEN KOGGE (als Frau Steinberg). Mir ist es ein Anliegen, dies umgehend und sofort an die Kritikspitze zu setzen. Soviel Mitnahmekraft lässt einen bewegt durchatmen. Ständig.

Dieser Film zählt zu den besten, die sich in diesem Jahr im Kino präsentieren. Ihn zur tiefen Kenntnis zu nehmen, gilt vom ersten Leinwand-Moment an. Weil er, wie gesagt, einen sofort ein-, sprich mit-nimmt.

Und weil er sogleich verstört. Wir sehen ein junges Mädchen, die 12jährige Karla, wie sie über eine Wiese wegrennt. Wegrennt?: Vor wem? Und wohin? Warum?

Die 12jährige benötigt Hilfe. Vermag aber auf dem Polizeirevier, wohin sie sich begibt, nur wenig auszusagen. Besteht darauf, von einem Richter vernommen zu werden.

Hier die Sprache als quälenden Aufklärungsrhythmus zu begreifen, schmerzt. Permanent. Deutlich. Ist aber wichtig. Bedeutsam.

 

Die 12jährige Karla wächst 1962 in der Bundesrepublik Deutschland in einem Umfeld auf, das von Schweigen und Verdrängung geprägt ist. Sie wurde jahrelang von ihrem Vater sexuell missbraucht, woraufhin sie jetzt zur Polizei geht und Anzeige erstattet. Der Ermittlungsrichter Lamy ist bemüht, ihren Fall mit unkonventionellen Mitteln zu führen. Entschlossen, mühselig, findet Karla ihre eigene Stimme  – und setzt damit eine Veränderung in Gang, die weitreichender ist, als sie zunächst ahnt.

Nein, von Gefühlsduselei ist hier nichts zu finden. Hier dominiert vielmehr entsetzte, begleitende, aufwühlende, fassungslose EMPATHIE. Diese Geschichte würde man gerne als „erfunden“, also als „Kino-like“, bezeichnen, abhaken, wohlwissend, dass dies nicht geht. Nicht gelingt. Nicht gelingen kann. Weil die Geschehnisse gefüllt sind von tiefer Trauer, grausamer Wut, mit ekelhaften Zuständen. Ohne Kitsch und Pomp. Mit klaren, so fürchterlichen Fakten. Deren Bilder unaufdringlich aufhellen. Nachhaltig wirken.

„KARLA“ ist ein kraftvolles, sensibles Werk über Zivilcourage, Selbstermächtigung – und das Recht, (an-)gehört zu werden. Ein Kinofilm, der wehtut. Wehtuen muss und darf (= 5 PÖNIs).

2.)       PARTNER. Titel = „WIE DAS LEBEN MANCHMAL SPIELT“ von Jean-Pierre Améris (Co-B + R; Fr 2022; Co-B: Marion Michau; K: Virginie-Martin; M: Guillaume Ferran; 104 Minuten; deutscher Kino-Start: 02.10.2025). Erzählt von zwei Menschen, die unterschiedlicher kaum sein können  – und doch eine Bindung finden. Herstellen. Marie-Line (LOUANE EMERA), eine junge Kellnerin, schlägt sich gerade so durchs Leben. Hat eben ihren Job verloren, und wird auch noch zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Der zuständige Richter Gilles (MICHEL BLANC)  kurz vor dem Ruhestand, desillusioniert und in seiner eigenen Welt lebend – erkennt in Marie-Line jedoch mehr als nur eine Akte. Um ihr aus ihrer finanziellen Klemme zu helfen, bietet er ihr spontan einen Job an; da er gerade erst seinen Führerschein abgeben musste, soll sie einen Monat lang seine Fahrerin sein. Zwischen der impulsiven und lebensfrohen Marie-Line und dem distanzierten, mürrischen und melancholischen Richter entwickelt sich daraufhin eine „sonderbare Freundschaft“.

„Wie das Leben manchmal spielt“ setzt dem populären französischen Schauspieler MICHEL BLANC ein Denkmal. Es ist der letzte Film, der zu seinen Lebzeiten in Frankreich in die Kinos kam (16.4.1952 – 3.10.2024). Es ist ein atmosphärischer Abschied. An seiner Seite trifft Frankreichs Musik- und Kinostar LOUANE EMERA mit ihrer kraftvollen, nuancierten Darstellung die seelische Gefühlsbalance (= 3 1/2 PÖNIs).

3.)       FAMILY MIT FUTTEREI. Titel = „NUR FÜR EINEN TAG“ von Amélie Bonnin (Co-B + R; Fr 2024; Co-B: Dimitri Lucas; K: David Cailley; M: diverse Interpreten; 94 Minuten; deutscher Kino-Start: 02.10.2025). Wäre Céciles (JULIETTE ARMANET) Leben ein Kochrezept, es hätte viel zu viele Zutaten! Als die junge, ehrgeizige Köchin kurz vor der Erfüllung ihres Lebenstraums zu ihrer chaotischen Familie in die französische Provinz wegen der Erkrankung ihres Vaters zurückkehren muss, gerät ihr perfekt durchgeplantes Leben gehörig ins Wanken  – für einen Tag, der alles verändern könnte. Ein einziger Tag  – und nichts ist mehr ganz so übersichtlich wie vorher. Außer vielleicht, dass das Leben selten nach Rezept verläuft.

Das Werk, Amélie Bonnins Spielfilmdebüt, war der Eröffnungsfilm der diesjährigen Cannes-Filmfestspiele am 13. Mai 2025.

Französische Komödie um Liebe, Futtern, Küchen-Zoff, mit Provinz-Musikalität versehen und viel französischem Esprit über das bewegungsfreudige französische Leben (= 3 PÖNIs).

4.)       SIE ZERMANSCHEN SICH. Titel = „THE SMASHING MACHINE“ von Benny Safdie (B + Produktion + Schnitt + R; USA 2024; K: Maceo Bishop; M: Nala Sinophro; zwischen 1997 und 2000 spielende Filmbiografie;  123 Minuten; deutscher Kino-Start: 02.10.2025). Sie nennen DAS: Kampfsport. Sportdrama. Mixed Martial Arts. Physische Power. Ausnahmeperformance. Mensch-Maschine. Sport-Biopic. Kampfkoloss. Wir erleben, wie Männer wild und wüst aufeinander-kloppen. Sich Prügeln. Sich Zerdreschen. Nach Möglichkeit zermanschen. Verletzen. Die Gesichter malträtieren. Fürchterliche Gemetzel werden als Blut-Hymnen umjubelt.

In der Hauptrolle: DWAYNE „The Rock“ JOHNSON. Als Mark Kerr. Eine Prügel-Show-Legende. Heißt es. Und: Ein Kontroll-Freak.

Presseheft-Notiz: „Unnachgiebig im Ring, rastlos und zerrissen im Leben. Dabei offenbart Johnson eine völlig neue Seite: Facettenreich, verletzlich und mit unglaublicher Präsenz spielt er einen Mann, der an seinem rauschhaften Leben zwischen Höhenflug, Erfolgsdruck und dem Kampf gegen die eigenen Dämonen fast zerbricht. Eine Kontrollierte Zerstörungsmaschine. An der Seite von Dwayne Johnson ist die Oscar-nominierte Schauspielerin Emily Blunt („Oppenheimer“) als Dawn Staples zu sehen. Kerrs Lebensgefährtin und emotionaler Anker“.

Ich vermag mit „solchen Bildern“ nichts anzufangen. Sie sind mehr eklig denn lustvoll. Bei den Filmfestspielen von  Venedig wurde Benny Safdie neulich mit dem Silbernen Löwen für die beste Regie ausgezeichnet (= 2 PÖNIs).

5.)       TV-TIPP:  Achtung, Achtung  –  FRANKFURT/West übernimmt den neuen „TATORT“-Kriminalplatz: In Persona MARYAM AZADI (Melika Foroutan) und  HAMZA KULINA (Edin Hasanovic). Und  fangen im Keller an mit dem Aufräumen. Beim Arbeitsplatz: „Abteilung für Altfälle“. Titel des ersten Auftrags: „DUNKELHEIT“.  Na dann, herzlich willkommen. Und WIR bleiben dabei: Nach der 20.15 Uhr-ARD-Ausstrahlung folgt, wie bekannt, meine Kritik auf allen bekannten Kanälen.

6.)        MUSIK:   Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin und radio 3 vom rbb überraschten im Frühjahr die BERLINALE zum 75. Jubiläum mit einem besonderen Geschenk. Einem Ständchen, zu dem die Orchestermitglieder „wie aus dem Nichts“ am 15. Februar 2025 im Einkaufszentrum „The Playce“ am Potsdamer Platz mit JAMES BOND-Klängen auftauchten. Also auftraten. Angenehm gelungen:

Liebe Stimmungsgrüße aus der Hauptstadt

PÖNI Pönack

eMail: kontakt@poenack.de

 

 

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