PÖNIS BLOG 301 (16.08.2024): GENA ROWLANDS; „GAGARIN“; „The Flood“; PAOLO CONTE; KARL VALENTIN; MUSIK

Gena Rowlands 2006 in Cannes (Quelle: Georges Biard, Gena Rowlands Cannes (cropped), CC BY-SA 3.0)

0.)      SIE wurde am 19. Juni 1930 in Madison, Wisconsin geboren und ist am 14. August 2024 in Indian Wells, Kalifornien gestorben. Ihr bürgerlicher Name war Virginia Cathryn; bekannt wurde SIE als GENA ROWLANDS. SIE gilt als „Indie-Perle“, als Star des internationalen Independent-Kinos. SIE wirkte seit den 1960er Jahren in Dutzenden von Filmen mit, viele davon unter der Regie ihres Mannes JOHN CASSAVETES. Mit dem Regisseur war sie von 1954 bis zu dessen Tod im Jahr 1989 verheiratet. Das Paar hatte drei Kinder, die ihnen ins Filmgeschäft folgten. Für ihre Rollen in den Erfolgsfilmen „Eine Frau unter Einfluss“ (1974) und „Gloria“ (1980), beide unter der Regie von John Cassavetes, wurde sie für einen „Oscar“ nominiert, ging aber leer aus. 2015 belobigte die Filmakademie die damals 85jährige Schauspielerin mit einem EHREN-„OSCAR“ für ihr Lebenswerk. Gena Rowlands stand letztmals 2014 vor der Filmkamera. In Interviews bestätigte sie im Jahr darauf, dass  sie sich im Ruhestand befindet.

1.)    LEBEN ERFASSEN. Titel = „GAGARIN – EINMAL SCHWERELOS UND ZURÜCK“ von Fanny Liatard und Jérémy Trouilh (Co-B + R; Fr 2019; Co-B: Benjamin Charbit; K: Victor Seguin; M: Amin Bouhafa; Evgueni Galperine; Sacha Galperine; 98 Minuten; deutscher Kino-Start: 15.08.2024). Youri (ALSÉNI BATHILY), Spitzname Gagarin, ist die gute Seele einer Sozialbausiedlung namens Gagarin am Rande von Paris. Ohne jemals sein Viertel verlassen zu haben, träumt er davon, Astronaut zu werden und fremde Welten zu entdecken. Als Pläne zum Abriss der Siedlung bekannt werden, beschließt Youri, gemeinsam mit seinen Freund*innen  Diana und Houssam, Gagarin, den Friedhof für Gebäude, zu retten. Nach und nach muss die gesamte Nachbarschaft das Viertel zu verlassen. Wie in einem Raumschiff ist Youri schließlich der letzte Mensch in der immer lebensfeindlicheren Umgebung. Während der Abriss unaufhaltsam näher rückt, will er seine Mission wie einen Parabelflug beenden.

Die Dreharbeiten zu „Gagarin – Einmal schwerelos und zurück“ fanden in der wirklichen Cité kurz vor deren Abriss statt. Nach dem Astronauten Juri Gagarin bekannt, galt die Siedlung zu ihrer Errichtung in den 1960er Jahren als politisches Prestige-Projekt. Der Film wurde 2020 in die Auswahl der internationalen Filmfestspiele von Cannes aufgenommen und nach seiner Premiere beim Zürich Film Festival als „bestes Debüt“ für einen César und für den Europäischen Filmpreis nominiert. Beim „Indiekino“ hieß es lobend: „GAGARIN erzählt als märchenhafte Parabel von Veränderungen und Auswirkungen sozialer Stadtplanung“ (= 4 PÖNIs).

2.)      EKLIG-LEBEN. Titel = „THE FLOOD – Melodie der Rache“ von Victoria Wharfe McIntyre (B + R; Australien 2020; K: Kevin Scot; M: Christopher Seeto; 117 Minuten; deutscher Heimkino-Start: 08.08.2024 / Busch Media Group). Ein Filmviertel lang vermochte ich inhaltsmäßig mitzugehen, war personelle Neugier gegeben, danach sackte der australische Spielfilm ab. Der Zweite Weltkrieg. Den männlichen Ureinwohner-Teilnehmern ist versprochen worden  –  wenn sie „für Australien“ kriegerisch kämpfen, werden für „danach“ der indigenen männlichen und weiblichen Bevölkerung demokratische Freiheits- und Bürgerrechte versprochen. Doch dieses Versprechen entpuppt sich nach dem Kriegsende als erbärmliche Lüge. Der Weißen Herrschenden. Wohin man auch blickt, tobt sich „weißer Rassismus“ aus, werden permanent Frauen vergewaltigt und Schwarze-überhaupt als „benutzbarer Abschaum“ angesehen. Behandelt. Auf dass sich mehr und mehr eine aggressive Gegenfront entwickelt. In denen sich vor allem auch Abwehrbereite Frauen hervortun. Engagieren. Mit diesem Streifen cineastische, also kinematographische Motive, sprich „Verbindungen“, zu Quentin Tarantino gedanklich herbeizuführen – „The Heart of a Tarantino Western“ -, ist schon arg peinlich. Ziemlich unangenehm. Denn dies ist dann doch nur eine dilettantische, plumpe Racheplotte (= 2 PÖNIs).

3.)      KLASSIK. Titel = „PAOLO CONTE ALLA SCALA“ von Giorgio Testi (B + R; Italien 2020; K: Federico Annicchiatico; M: PAOLO CONTE; 105 Minuten; deutscher Kino-Start: 15.08.2024). Am 19. Februar 2023 öffnete das Teatro alla Scala seine Türen zu einem Ereignis von außergewöhnlicher Bedeutung für die italienische Kultur: PAOLO CONTE gab mit seinem Instrumentalisten-Ensemble ein Konzert mit einer speziell für diesen Anlass entworfenen Setlist. Zum ersten Mal überhaupt hat das berühmteste Opernhaus der Welt einem nicht klassischen Musiker einen Auftritt gewährt; eine Anerkennung der ikonischen Statur, die Paolo Conte erreicht hat.

Dieses außergewöhnliche und unwiederholbare Konzert ist zu einem Dokumentarfilm geworden, mit Aufnahmen, die die Vorbereitung der Veranstaltung, die Proben, Schnappschüsse des Soundchecks sowie die Backstage zeigen. „Daneben“ erzählt Maestro seine Geschichte und spricht über seine ganz besondere Beziehung zur Musik. Der Film strahlt ein musikalisches Fest für die große Kinoleinwand aus. Er ist eine filmische Hommage an die Karriere von Paolo Conte (= 4 PÖNIs).

4.)      E R. Titel = KARL VALENTIN – die beliebtesten Kurzfilme. Bis heute werden die Filme von Karl Valentin und Liesl Karlstadt oftmals in technisch unzulänglichen Versionen gezeigt. Denn die Negative sind meist vernichtet, der Großteil der Vorführkopien verschwunden, nahezu ein Viertel des Gesamtwerks gilt heute als verschollen. Schon 1929 wurde per Zeitungsinserat nach Valentins Stummfilmen gesucht. Für dieses Kurzfilmprogramm wurden sämtliche Kurztonfilme vom jeweils besten verfügbaren Material komplett neu digitalisiert. Das jetzt in die Kinos gelangte Programm besteht aus folgenden fünf Kurzfilmen:    Im Photoatelier (1932; 27 Minuten);     Orchesterprobe (1933; 22 Minuten);     Im Schallplattenladen (1933/34; 22 Minuten);     Der Firmling (1934; 23 Minuten);     Die Erbschaft (1936; 21 Minuten /Wegen „Elendstendenzen“ wurde dieser Film von der Nazizensur verboten).   Das Programm ist ab 15. August 2024 in den Kinos.

5.)    MUSIK: „(Ghost) Riders in the Sky“ ist ein Country- und Cowboy-Song aus dem Jahr 1948. Der vollständige Titel lautet: „(Ghost) Riders in the Sky: A Cowboy Legend“. Komponist war der nebenberuflich als Westernsong-Schreiber tätige Nationalpark-Ranger STAN JONES, der das Stück 1948 auch aufnahm. Die erste erfolgreiche Version aus dem Jahr 1949 stammt von BURL IVES. Seither wurden Hunderte von Coverversionen eingespielt. Unter anderem auch von JOHNNY CASH, der den Song 1987 live vortrug. Klang leicht und fabelhaft  wie eine Sommersonate. Mein aktueller Western-Wochen-Song Nummer 1:

Alfred Hitchcock, um 1972 (Quelle: Jack Mitchell, Alfred Hitchcock by Jack Mitchell, CC BY-SA 4.0)

6.)     Diese Woche, am Dienstag, den 13. August 2024, wäre der Sohn eines Gemüsehändlers, der im anglikanischen England wegen seiner katholischen Erziehung und seiner Korpulenz schon als Kind ein Außenseiter war, 125 Jahre alt geworden. Als Erwachsener „rächte“ er sich, in dem er Kinozuschauern mit ausgeklügelten Thrillern („Vertigo“; „Psycho“; „Die Vögel“) gerne Angst einjagte. Mit 23 Jahren drehte ALFRED HITCHCOCK mit Seymour Hicks den Stummfilm „Always Tell Your Wife“ zu Ende, nachdem der bisherige Regisseur entlassen worden war. Empfehle, sich mal wieder an einem aristokratischen Spannungsmovie a la HITCHCOCK unterhaltungsgemäß zu versuchen.

PÖNI grüßt mit dessen passendem Spruch:  GUTE FREUNDE SIND MENSCHEN, DIE SEHR WEIT WEG WOHNEN.    Stimmt. Leider. 

email:  kontakt@poenack.de 

 

 

 

 

 

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