„MUSIC BOX“ von Costa-Gavras (USA 1989; B: Joe Eszterhas; 124 Minuten; Start D: 12.04.1990).
In “Music Box“ geht es um eine ganz normale amerikanische Familie. Der Vater (ARMIN MUELLER-STAHL) ist vor langer Zeit aus Ungarn eingewandert, hat geheiratet, Kinder und Enkel gekriegt. Man lebt ruhig und zufrieden, bis sich eines Tages die Einwanderungsbehörde und der Staatsanwalt melden. Man klagt ihn an, in den letzten Kriegstagen an grässlichen Nazi-Verbrechen beteiligt gewesen zu sein. Die Tochter (JESSICA LANGE), eine Anwältin, ist entsetzt.
Es geht vor Gericht.
Während die Tochter an einen Irrtum glaubt und nicht begreift, warum man ihren Vater, diesen liebenswerten, guten Menschen, so attackiert, erkennen die Zeugen ihren Dad als den Kriegs-Verbrecher von einst wieder und schildern seine grauenvollen Taten. Doch immer wieder gelingt es Ann Talbot, die Klagepunkte zu zerpflücken, die Beschuldigungen als ‘zweifelhaft‘ hinzustellen. Das Duell mit dem Ankläger scheint gewonnen.
Es geht um Schuld und späte Sühne. “Music Box“, der Titel spielt auf‘ den allerletzten und unwiderruflichen Beweis im Film an, behandelt ein Thema und lässt dabei zwei weitere, wichtige, zusammenhängende aus. Warum war der Alte in jungen Jahren solch ein Monster in Menschengestalt und was sagt er heute dazu? Und: Wieso deckten jahrzehntelang CIA-Spitzen diesen Verbrecher und ermöglichten ihm sogar den Neuanfang in Amerika?
Davon erfahren wir nichts; der Film beschränkt sich auf das private Duell zwischen Tochter und Vater und auf das Gerichts-Drama. Doch auch dieses ist natürlich ehrenwert, unter die Haut gehend, nachdenklich stimmend, wenngleich Music Box“ einen seltsam unbefriedigten, lähmenden Eindruck zurücklässt. Jessica Lange und Armin Mueller-Stahl in seiner ersten Amerika-Rolle beherrschen die Szenerie und wirken überzeugend, ohne zu übertreiben.
Auf der Berlinale erhielt der Film kürzlich einen der beiden “Goldenen Bären“. Ein diskutabler Film „Music Box“ von Costa-Gavras (= 3 PÖNIs).