„MÜNCHEN“ von STEVEN SPIELBERG (USA/Can./Fr 2005; 164 Minuten; Start D: 26.01.2006); der neueste Spielfilm vom 3fachen „Oscar“-Preisträger („Schindlers Liste“/“Der Soldat James Ryan“), INSPIRIERT VON WAHREN EREIGNISSEN, wie es eingangs heißt. Wir erinnern uns: 5. September 1972, der 11. Tag der Olympischen Sommerspiele von München: 8 Palästinensische Terroristen dringen (unter dem Kommando-Namen „Schwarzer September“) in das Olympische Dorf ein, nehmen 11 israelische Sportler als Geiseln, töten zwei von ihnen und fordern die Freilassung von 232 Palästinensern aus israelischer Haft. Bei einem chaotischen Befreiungsversuch durch die Polizei wurden die restlichen 9 Geiseln, 5 der Terroristen und ein Polizist erschossen. 3 Terroristen kamen in deutsche Haft und wurden später – nach der Entführung einer Lufthansa-Maschine – freigelassen.
Die damals neue Satelliten-Technik machte nicht nur den Sport zu einem der ersten weltweiten Live-Fernsehereignisse, sondern auch den Terror, der die als „heitere Spiele von München“ gedachte Olympiade zur Tragödie verwandelte. Der Film folgt nun der „israelischen Rache“: Mit Zustimmung der israelischen Ministerpräsidentin Golda Meir schickt in den Wochen danach der israelische Geheimdienst Mossad ein „hochqualifiziertes“ 5köpfiges Killer-Kommando (unter dem Decknamen „Operation Zorn Gottes“) um die Welt, um die Verantwortlichen „hinter den Kulissen“ zu eliminieren (Telefonbombe in Paris/Anschlag in Beirut/Schüsse in Spanien…). Mögen auch die Details „fiktiv“ und als „umstritten“ gelten (der Film basiert auf dem 1984 erschienenen Buch „Die Rache ist unser“ des kanadischen Journalisten George Jonas), die Ausgangslage ist historisch unumstritten: Bis 1992 verfolgte und tötete „Mossad“ weltweit die Hintermänner des Anschlages von München.
Ein zweifellos (nach-)fragender, politischer Spannungsfilm bzw.: Hollywood beginnt ENDLICH auch einmal, provozierend wie brennend-aktuell, „politisch nachzudenken“: Darf ein Staat, dessen Bürger von Terroristen bestialisch hingerichtet wurden, diese ebenfalls „so“ hinrichten??? Das Gut/Böse-Schema „funktioniert“ hier ebenso wenig wie es (natürlich) hier auch keine dramaturgische „Überraschungen“ gibt/geben kann. Der „Spiegel“ fragt auf dem Titel in dieser Woche: „DIE MORAL DER RACHE“ oder: „Dürfen Demokraten Terroristen töten?“ Der RICHTIGE Film also zur (leider) RICHTIGEN Zeit. Er ist weder „anti-israelisch“ noch „anti-jüdisch“, er ist ein guter, kluger, brisanter, packender „Kopf“-SPIELFILM. Der noch lange nach Kinoende nachwirkt. Mit dem Australier ERIC BANA („Hulk“, als Hector in „Troja“) in der nicht sehr „dollen“ Anführer-Rolle der Rekruten-Truppe (eine darstellerische Schwachstelle), die aber mit dem Briten (und künftigen James-Bond-Darsteller) DANIEL CRAIG, dem Deutschen HANNS ZISCHLER, dem Franzosen MATHIEU KASSOVITZ und dem Amerikaner CIARAN HINDS sowie – als Mossad-Kontaktmann – mit dem Australier GEOFFREY RUSH überzeugender besetzt wurde/ist (= 4 PÖNIs).