PÖNIs: (4/5)
Es gehört schon ganz schön viel Selbstbewusstsein dazu, während der Filmfestspiele im “Normalprogramm“ im größeren Rahmen einen neuen Film zu starten. Denn die meisten der Filminteressenten dürften sich momentan mit den zahlreichen Veranstaltungen der 38. Berlinale lieber befassen wollen. Aber, wenn halt ein neuer Film mit dem Münchner Kabarettisten, Autoren und Schauspieler GERHARD POLT angekündigt ist, dann ist das so etwas wie ein “Otto“-Film, nur eine Etage höher.
„MAN SPRICHT DEUTSH“ von Hanns Christian Müller (Co-B; M+R; BRD 1987; Co-B: Gerhard Polt; 84 Minuten; deutscher Kino-Start: 18.02.1988); heißt der neue Spaß des populären Münchner Dreiergespanns Hanns Christian Müller, Gisela Schneeberger, weibliche Hauptrolle, und eben Gerhard Polt.
Man spielt gemeinsam Urlaub. Deutsch-Urlaub in Italien, präziser: in Terracima. Dorthin, an einem schauerlichen Strand-Platz, hat sich die Familie Löffler hinbegeben, um die ‘schönsten Tage des Jahres‘ zu verbringen. Mittlerweile ist der letzte Tag angebrochen. Der muss nochmal so richtig voll ausgenutzt werden, derweil der vollgepackte Wagen in der Nähe- und in Sichtweite steht, schließlich gibt‘s in Italien zu allem Überfluss “zu viele Italiener“. Und das die nicht ganz astrein sind und so…, das weiß man ja inzwischen wieder. Aber zurück zu unserer lieben Familie, Vater, Mutter und aufsässiger Bub, wo so eine richtig entspannte Atmosphäre und Gemütlichkeit vorherrscht.
Der Film “Man spricht deutsh“, -übrigens deutsh ohne c geschrieben, ist nach „Kehraus“ der zweite Film des Teams um Gerhard Polt. Er ist nicht mehr so durchgehend komisch und offen-belustigend wie der Vorgänger, sondern als bitterböse Satire auf allgemeines Wohlstandsverhalten der Deutschen im Ausland auch hakiger geworden. “Fast wia im richtigen Leben“ werden da Verhaltensmuster vorgeführt, bei denen das Lachen buchstäblich im Halse steckenbleibt.
Da treffen sich immer dieselben Leute zu immer derselben Zeit an immer dem gleichen Platz. Man hat das Bier, die Zeitung und das Radio von Zuhause mitgebracht und lässt es sich bei Schweinshaxe und Pommes Frites so richtig gutgehen. Zwischen Teer, Abfall, Dauerlärm und manchmal leider auch “Italienern“ wird auf Teufel komm raus „geurlaubert“. Wobei Polt und Team dies paradiesische Geschehen immer wieder raffiniert unterbrechen, um sich in die Tagträume der Beteiligten hinein zu mogeln, wo es im Grunde genauso spießig und “begrenzt“ zugeht wie sonst auch.
“Man spricht deutsh“ ist pointiertes, hinterhältiges Kabarett, bissige Real-Komödie, tückischer Witz. „Man spricht deutsh“ ist ein Film, der Cineasten wie Konsumenten noch während der Filmfestspiele wieder auf den rabenschwarzen Boden der komischen Tatsachen zurückbeordert und für stimmungsvolle Gefühle im Kino und vor allem danach sorgt. Denn merke: Der nächste Urlaub steht auch Dir bevor. Und Terracima winkt schließlich überall… (= 4 PÖNIs).