MAGIC MIKE

PÖNIs: (3/5)

„MAGIC MIKE“ von Steven Soderbergh (K; Schnitt + R; USA 2011/2012; B: Reid Carolin; 111 Minuten; deutscher Kino-Start: 16.08.2012); der 49-jährige Regisseur, Kameramann (unter dem Pseudonym Peter Andrews) und Schnittverantwortliche (Pseudonym: Mary Ann Bernard) arbeitet mal „groß“, mit umfangreichem Budget (die „Ocean`s“-Trilogie), mal bescheidener („Life Interrupted“), mal politisch engagiert (die beiden „Che“-Filme). Zuletzt war der „Oscar“-Preisträger („Traffic – Macht des Kartells“/2000) filmisch mit dem düsteren Endzeit-Drama „Contagion“ und mit seinem 25. Regie-Werk, dem Action-Rotz „Haywire“ (mit dem furiosen Hau-Drauf-Mädel Gina Carano), unterwegs. Um danach gleich mit dieser 7 Millionen Dollar-Produktion loszulegen, die sich zuhause an den Kinokassen, mit Einnahmen von über (bislang) 112 Millionen Dollar, als extrem profitabel erwiesen hat. Dabei erzählt der Spielleiter von „Erin Brockovich“ (2000/“Oscar“ für Julia Roberts) die heutige Version vom „amerikanischen Traum“.

Blickt auf einige Stripper. In Florida. In Tampa. Wo sich allabendlich im Club „Xquisite“ einige muskelbepackte Typen vor johlenden, kreischenden Ladies fast ausziehen. Um sich die Tangas mit vielen Dollars füllen zu lassen. Star des aufgeheizten Etablissements ist zweifellos Charme-Boy Mike. Eben „Magier“ Mike, mit seiner geilen Körpersprache. Dabei hat Mike (CHANNING TATUM) künftig ganz andere Pläne: Ist das Spar-Geld erst einmal eingetanzt, will er seine Werkstatt für handgefertigte Maß-Möbel einrichten. Und es ruhiger angehen lassen. Doch bis es so weit ist, hat er sich verpflichtet, im Ensemble des geschäftstüchtigen Clubbesitzers Dallas (MATTHEW McCONAUGHEY) „mitzuwirken“. An der vorderen Rampe. Wo auch der 19-jährige Adam (ALEX PETTYFER) hin will. Allerdings zunächst mehr ungewollt. Mike hat ihn auf der Tagsüber-Baustelle entdeckt, wo „Bubi“ als Dachdecker eine eher müde Figur abgibt. Doch als Adam von Mike in den Club mitgenommen und sogleich „in den Ring“ geworfen wird, entpuppt sich das Jüngelchen unter dem Namen „The Kid“ bald als ebenso „begehrte, heiße Nummer“. Zudem wird er für Mike aber auch deshalb ein Kumpel, auf den es „aufzupassen“ gilt, weil er über Adam dessen Schwester Brooke (eine Entdeckung: CODY HORN) kennen- und liebengelernt hat. DIE allerdings hält wenig vom abendlichen Treiben „der Jungs“.

Geben wir es doch naiv zu: Wir Kerle „freuen“ uns doch auch schon mal über das Anschauen von silikongefüllten weiblichen Körperteilen. Oder so. Nun sind Mädels mal auf der Leinwand dran. „Magic Mike“ besteht aus einer eher „überschaubaren“ Story und grandios choreographierten Stripp-Tänzen. Von coolen Muskel-Protzen. Ausgeführt als perfektes Trockenficken mit Musik. Als täglicher ernster Spaß um die Überlebensdollar. In einem Land, so signalisiert diese Szenerie, in dem es keine Garantien für Wunschjobs, Karriere, Mittelstandsbürgerlichkeit mehr gibt. Wo Auf- und Abstieg in Stunden möglich, das „Durchschlagen“ inzwischen die (Lebens-)Regel ist. Wo der eigene Körper-Einsatz mächtig gefragt ist und die eigene Identität ständig infrage gestellt wird. Wer bist du, was machst du, warum. Wo es jeden „erwischen“ kann. In Richtung Miami oder aber auch in Richtung Provinz. Das Oberschichten-, das Unterschichtenprogramm. Je nachdem. Was du tust oder auch nicht tust. Wofür du bereit oder auch nicht bereit bist.

Die Show aber bestimmt die Bilder: Die stimmungsvollen Macho-Klischees dort duften prima: wenn “Tarzan“ im Lendenschurz herumhüpft, der uniformierte GI, Polizist oder Feuerwehrmann wild agiert, flippen die amüsierwilligen Frauen gerne aus. Dürfen lauthals die gedankliche Sau ‘rauslassen. Mit viel Selbstbewusstsein und Lustgewinn. Ohnehin befinden sie sich anscheinend auf der Dollar-Gewinnerseite. Würden sie DIE sonst so freizügig „verteilen“ können? Steven Soderbergh zeigt auf Männer, die sich tagtäglich selbst vermarkten, „anbieten“, um auch am „dream“ teilnehmen zu dürfen. Frauen dirigieren hier Tempo, bestimmen Lust und Gewinn. Also bedienen Mike, Dallas & Co. gekonnt, überzeugend, diese Marktnische. Angeblich heiß und willig. Bis die Emotionen aus dem Norm-Ruder laufen…

ER ist derzeit ein In-Typ in Hollywood. Hat sich über Movies wie „21 Jump Street“ und „Für immer Liebe“ zuletzt ins Rampenlicht gespielt: CHANNING TATUM, 32, aus Alabama. DER vor seiner Hollywood-Karriere selbst mal als „Exotic Dancer“ eine zeitlang sein Geld verdient hat. Und hier quasi mit „Fachwissen“ charmant agiert. Der gute MATTHEW McCONAUGHEY („Surfer, Dude“; „Der Mandant“), inzwischen blendend aussehende 42, mimt den Club-Antreiber Dallas spannend halb-fies. Die ebenso resolute wie „unschuldige“ Schöne CODY HORN wirkt prächtig als innerlich patente, gefestigte junge Frau, die vor allem weiß, was sie nicht mag. Und nicht will. Nach dem überraschenden Erfolg von „Magic Mike“ in den USA soll Channing Tatum über sowohl eine Fortsetzung wie auch über eine Bühnen-Adaption gerade nachdenken (= 3 PÖNIs).

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