MADAME SIDONIE IN JAPAN

PÖNIs: (4,5/5)

HERZ. CHARAKTER. Wunderbar. UNNAHBAR. Titel = „MADAME SIDONIE IN JAPAN“ von ÉLISE GIRARD  (Co-B + R; Fr/D/Schweiz, Japan 2022; Co-B: Maud Ameline; Sophie Filliéres; K: Céline Bozon; M: Gérard Massini; 95 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.07.2024). Ich bewundere SIE. ISABELLE HUPPERT. SIE ist eine Ausnahmeerscheinung. Nicht nur auf der Leinwand, auch im realen Leben – bei der Berlinale – wirkt die 1953 in Paris geborene Künstlerin distanziert. Eigentlich unerreichbar. Isabelle Huppert umgibt eine Aura, die für sie zum Karriere-Sprungbrett angelegt ist. „Motto“: Zerbrechlich. Unbedingt willensstark. Dabei: Voller Rätsel. Ihr maskenhaftes Mienenspiel („Die Spitzenklöpplerin“), das zugleich grenzenlose Verzweiflung, Trauer und feminine Kraft vermittelt, ist zu ihrem faszinierenden Markenzeichen geworden. ISABELLE HUPPERT, die vom französischen Kino gerne auch als „die kühle Intellektuelle“ benannt wird. „Man fühlt kaum je mit ihr, aber sie lässt einen nur schwer los“,  lobte sie „unschlagbar“ die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“. Ihre Auszeichnungen füllen Bände. In einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ im Jahr 2011 nannte sie einen weiteren Grund für ihre „speziellen Charaktere“ auf der Leinwand und auf der Bühne: In ihren komplexen und eigensinnigen Charakteren verstecke sich Kraft, Verzweiflung, Farbe und Verderben. Und etwas von ihrer Aura.

Mit ihrem neusten Filmwerk trifft sie wieder ins Volle.

Japan, heute. Sidonie Perceval (ISABELLE HUPPERT), eine hochgeschätzte französische Schriftstellerin, trauert noch immer um ihren verstorbenen Ehemann. Anlässlich der Wiederveröffentlichung ihres ersten Buches (vor vielen Jahren) wird sie nach Japan eingeladen, wo sie von ihrem dortigen Verleger empfangen wird. Er nimmt sie mit nach Kyoto, in die Stadt der Schreine und Tempel. Während die beiden gemeinsam durch die japanische Frühlingsblüte fahren, beginnt Madame langsam (und selber erstaunt), sich gegenüber Kenzo (TSUYOSHI IHARA) zu öffnen. Doch der Geist ihres Ehemannes (AUGUST DIEHL) folgt Sidonie. Erst wenn sie in der Lage ist, ihn „endgültig“ gehen zu lassen, wird sie wieder bereit für die Liebe sein.

„Mit dieser Filmreise wollte ich über die Trauer sprechen, aber auch über die Wiedergeburt, über die Liebe, die zurückkommt, wenn man sie nicht mehr erwartet“ (Regisseurin Élise Girard).

Sich auf diesen Film und seine drei berührenden Interpreten einzulassen, ist ein herrlich empathischer Gewinn (= 4 1/2 PÖNIs).

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