MADAME

PÖNIs: (3,5/5)

„MADAME“ von Amanda Sthers (B + R; Fr 2016; K: Régis Blondeau; M: Matthieu Gonet; 92 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.11.2017); ich erinnere mich noch an ihren Anfang, zum Beispiel als pummeliger „Abba“-Fan in der australischen Komödie „Muriels Hochzeit“(1994), wofür es gleich eine „Golden Globe“-Nominierung gab. Eine weitere „Golden Globe“- und „Oscar“-Nominierung bekam die australische Schauspielerin TONI COLLETTE 2000 für ihre Mutter-Rolle im dem begeisternden Mystik-Thriller „The Sixth Sense“. Heute ist Toni Collette längst ein gefeierter Leinwand- und Bühnen-Star und tritt hier sozusagen als intrigante „Schwiegermutter“ auf. Bildlich und symbolisch gesprochen. Als mondäne Anne Fredericks lebt sie mit ihrem Gatten Bob (HARVEY KEITEL) in Paris und gibt die charmante „obere“ Gesellschaftsdame. Society-Lady. Als bei einer Dinnerparty die Platzzahl 13 annonciert ist, wird einfach die langjährige Hausangestellte und Spanierin Maria (ROSSY DE PALMA) umgestylt zu einer namhaften wie anonymen Besucherin. Die sich „unauffällig“ benehmen soll. Lautet jedenfalls die Vorgabe von Hauschefin Anne. Prompt verliebt sich der wohlhabende Tischherr, Kunsthändler David (MICHAEL SMILEY), in Maria, die sich keineswegs – wie angeordnet – zurückhält und verbales Pointen-Feuer zündelt. Folge: Das Puzzle beginnt sich emotional „zu bewegen“. Wobei Maria durchaus „Gefallen“ an ihrer neuen Rolle findet. Was natürlich Haus-Herrin Anne auf die Standes-Palme bringt.

Exzellentes Schauspieler-Kino. Als souveränes Cinderella-haftes Boulevard-Spiel. (Achtung: Schuhe spielen tatsächlich mit eine Rolle). Toni Collette ist die schwierige Bourgeoisie-Tante mit dem festen Klassenbewusstsein; Harvey Keitel gibt den eitlen Galan, während die Pedro Almodóvar-Ikone ROSSY DE PALMA („Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“) hinreißend an der Rampe brilliert. Eine prächtige Entertainerin, mit viel emotionalem Volldampf. AMANDA STHERS, Jahrgang 1978, Tochter einer Anwältin und eines Psychiaters, zählt zu den bekanntesten Schriftstellerinnen Frankreichs, deren literarische Werke auch hierzulande veröffentlicht wurden („Die Geisterstraße“; „Schweine züchten in Nazareth“; „Der Gesang der Zikaden“). Ihr – nach „You’ll Miss Me“/2009 – zweiter Kinospielfilm versteht es geschickt und verbal-listig, hinter den vermeintlich schönen, einfachen Bildern sanft von der unerbittlichen sozialen Kälte zu erzählen, die zwischen Geld-Adel und „Bediensteten“ steckt: Normales Miteinander sieht anders aus; der Umgang bleibt – bei allem Lächeln – eher feindlich gesinnt (= 3 1/2 PÖNIs).

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